Dicht und durchlässig
Aktuell werden der Landwirtschaft in Österreich laut Umweltbundesamt täglich 11,5 Hektar an Flächen für den Hoch- und Tiefbau entzogen. Wer bauen will, muss also in Zukunft schonender mit dem Boden umgehen. Nachverdichtung nutzt freie Flächen im Bereich bereits bestehender Bebauung, und das halten wir für klug.
Doch wie dicht darf es sein? Eine Frage, die sich eine Gesellschaft im Wandel stellen darf und stellen muss. Als Architekt:innen suchten wir nach Antworten im Rahmen von zwei Wohnbauprojekten in Innsbruck. Diese wurden als Wettbewerbe von der Stadt Innsbruck initiiert und zeigen die positiven Auswirkungen auf Qualität und Städtebau.
Das Wohn und Geschäftshaus „Duett” im Innsbrucker Stadtteil Pradl verdichtet eine vormals durch Gewerbebauten versiegelte Fläche und wurde im März 2023 fertiggestellt.
Um hier ein Veranstaltungszentrum und 116 neue Wohnungen mit begrünten urbanen Freiflächen und öffentlichem Erdgeschoß zu errichten, mussten ein Werkstättengebäude, ein Flachbau mit Geschäftsnutzung sowie ein in die Jahre gekommenes Wohnhaus abgerissen werden. Daraus entstanden ist ein urbanes, offenes Ensemble, das den öffentlichen Raum dieses Stadtteils aufwertet. Die Durchlässigkeit der Bebauung und die Orientierung zur Stadt hin wirkt identitätsstiftend für das neue Quartier.
An der Bienerstraße haben wir drei Wohntürme als Passivhäuser im Rahmen einer Umnutzung des ehemaligen Bauhofs der Stadt Innsbruck errichtet. Mit der kürzlich eröffneten S-Bahnstation und den neu gestalteten Bahnbögen entsteht hier ein lebendiges Stück Stadt und eine Aufwertung des gesamten Stadtteils.
Entsprechend dem Ideal einer „Stadt der kurzen Wege” sprechen wir über Strategien und Rahmenbedingungen, wie man statt Funktionstrennung und Zersiedelung mehr Durchmischung und Dichte schaffen kann.
K.T., P.L.
Karin Triendl, geb. 1973 in Innsbruck/Tirol. Studium an der TU Innsbruck sowie an der TU Delft, 2007 bis 2019 Bürogründung und selbstständige Architektin, 2012 bis 2022 Lehrbeauftragte an der TU Wien, seit 2020 Work Space Architekten ZT GmbH.
Peter Larcher, geb. 1971 in Innsbruck/Tirol. Studium an der TU Innsbruck, 2005 bis 2013 Mitarbeit in verschiedenen Büros in Paris, Innsbruck und Wien. 2014 Gründung Work Space, seit 2020 Work Space Architekten ZT GmbH.