Freitag, 14. März | 16.30

Gebäudetyp E – einfach bauen


Neben den steigenden Bodenpreisen, der allgemeinen Teuerungsrate sowie Kostensteigerungen bei Material, Entsorgung und Energie sorgt in Deutschland wie auch in Österreich insbesondere das zunehmende Dickicht technischer Standards und Regelwerke dafür, dass die Baukosten fortlaufend ansteigen. Der Erwerb einer eigenen Immobilie wird immer teurer und die Mietpreise steigen weiter an, wodurch die Verfügbarkeit von bezahlbarem Wohnraum weiter abnimmt. Zudem verteuern hochgezüchtete Komfortanforderungen das Bauen und Renovieren gegenüber anderen europäischen Ländern erheblich.
Der Gebäudetyp E wurde als Antwort auf die Notwendigkeit von bezahlbarem Wohnraum entwickelt, wobei die Diskussion auch auf andere Gebäudetypologien zutrifft, deren Bau- und Renovierungskosten die öffentliche Hand vor immer größere Herausforderungen stellen.

Das interdisziplinäre Ressort Zukunft Lebensraum der österreichischen Bundeskammer der Ziviltechniker:innen hat aufbauend auf den Erkenntnissen der deutschen Kammern ein Positionspapier zum Gebäudetyp E verfasst, in dem klare Forderungen formuliert werden.
In Bayern wurden 19 Pilotprojekte definiert, die Freiräume für das Erproben und Evaluieren neuer Konzepte bieten und als Grundlage für die Verbreitung von Innovationen dienen können.

So müssen wir uns die Frage stellen „Was brauchen wir wirklich?”. Bei der Klärung dieser Frage wird es essenziell sein, die Nutzer:innen mitzunehmen und dafür zu gewinnen. Bauherr:innen und ihre Planer:innen bestimmen seit Langem nur noch in einem eng gesteckten Rahmen, mit welchen Schwerpunkten und Qualitäten sie ihr Projekt entwickeln. Wenn das Planen und Bauen von dem Ballast nicht unbedingt notwendiger technischer Standards und Regelwerke entlastet wird, können Innovationspotenziale ausgelöst und Kostensenkungen aktiviert werden. Ziel eines Gebäudetyps E ist es, einen Weg zu eröffnen, mit dem das Bauen wieder auf die Kernanforderungen der Bauordnung reduziert werden kann. Mittels des neu einzuführenden Gebäudetyps E soll es ermöglicht werden, durch innovative und individuelle Planung nachhaltige Gebäude einfach und zu bezahlbaren Kosten zu bauen.

Der Gebäudetyp E – einfach bauen – stellt neue Anforderungen an Architekturschaffende. Begleitet werden muss die Einordnung des Gebäudetyps E von einer Öffnungsklausel im BGB, um Planer:innen und Baufirmen haftungsrechtlich abzusichern. Hierzu hat die deutsche Bundesregierung nunmehr das „Gebäudetyp E Gesetz” vorgelegt.
F.B., K.F.

Fabian Blomeyer, Studium in Berlin, Lyon und Augsburg, beide Staatsexamen. Nach Tätigkeit in einer Münchener Baurechtskanzlei, seit 2004 beschäftigt bei der Bayerischen Architektenkammer. 2014 Übernahme der Geschäftsführung für den Bereich Recht und Verwaltung. Langjähriger Vorsitzender des Rechtsausschusses der Bundesarchitektenkammer (bis 2021).

Katharina Fröch, geb. 1964 in Wien. Studium an der TU Wien. Partnerin Peichl und Partner. 2012 Gründung eigenes Büro. Seit September 2022 Vorsitzende der Bundessektion Architekt:innen der Bundeskammer der Ziviltechniker:innen | Arch+Ing.