Der Hauptbahnhof Salzburg ist zusammen mit dem Hauptbahnhof Wien eines von zwei Großprojekten, mit denen das im Jahr 1997 aufgelegte Investitionsprogramm der ÖBB abgeschlossen wurde. Im Jahr 1999 wurde ein zweistufiger, gutachterlicher Wettbewerb unter zwölf Architektenteams zugunsten des Entwurfs von kadawittfeldarchitektur (Aachen/Graz) entschieden.
Um den Bahnhof "neu" in die Stadt zu integrieren, bestand die komplexe Aufgabe nicht nur darin, die Gleisanlagen neu zu ordnen. Es ging vor allem darum, den historischen Bahnhof von 1860 in seiner authentischen Erscheinungsform in eine neue Gesamtkonzeption zu integrieren, die die Stadtteile diesseits und jenseits der Gleise über mehrere Brücken- und Passagenbauwerke neu verbindet. Der Zentralperron, ein zentraler Inselbahnsteig, der im Jahr 1909 zum Zweck der Zollabfertigung als Kopfbahnhof angelegt worden war, wurde dabei aufgehoben.
Die neuen dynamischen Bahnsteigdächer bilden mit den filigranen historischen Bahnsteighallen eine komfortable Großform. Die Gleise wie die Bahnsteige sind insgesamt überdeckt, zu großen Teilen mit Glas, transparenten Membrandächern und pneumatischen Luftkissen. Dabei entsteht eine sehr helle und transparente Bahnsteighalle in völlig neuer Ausprägung.
Die quer zu den Bahnsteigen geführte, über die historische Empfangshalle erschlossene, nach oben offene Passage unterhalb der Gleise weitet den Blick bis unter die historischen Tonnengewölbe der Bahnsteige. Die Neuordnung des Salzburger Bahnhofs ist zu einem urbanen Verdichtungsprojekt geworden, das nicht nur der Mobilität und dem Komfort der Reisenden dient, sondern auch öffentlichen Raum schafft und Stadtteile miteinander verbindet.
Als wichtiger Verkehrsknotenpunkt im transeuropäischen Netz war der Ausbau des Bahnhofs im laufenden Betrieb bei etwa 750 Zügen und 25.000 Passagieren täglich eine sehr komplexe Planungsaufgabe. Mit der endgültigen Fertigstellung 2014 hat kadawittfeldarchitektur mehr als 15 Jahre an diesem Jahrhundertbauwerk gearbeitet.
G.W.
Gerhard Wittfeld, geb. 1968 in Moers, Deutschland. Studium der Architektur an der RWTH Aachen. 1994–1996 Mitarbeit im Büro Klaus Kada in Graz, ab 1996 Leitung des Büros Klaus Kada in Aachen. 1999 Gründung des Architekturbüros kadawittfeldarchitektur gemeinsam mit Klaus Kada in Aachen. 1997–2004 Lehrauftrag am Institut für Entwerfen und Gebäudelehre an der RWTH Aachen, 2004–2007 Lehrstuhl für Gebäudelehre und Entwerfen an der Hochschule Bochum. Mitglied im Gestaltungsbeirat der Stadt Gummersbach. Gründungsmitglied von "aachen fenster – Raum für Bauen und Kultur". 2014 Preisträger des Großen DAI Preises für Baukultur.
kadawittfeldarchitektur – mit über 90 Mitarbeitern in Aachen, Berlin, Köln und München bearbeitet das Architekturbüro Projekte aller Größenordnungen von der Innenarchitektur bis zur Stadtplanung. Zu den jüngst realisierten Projekten zählen der Freiraum Maxglan sowie der Hauptbahnhof in Salzburg.
Realisierte Projekte (Auswahl): AachenMünchener Direktionsgebäude in Aachen, Deutschland (2010), Keltenmuseum in Glauberg, Deutschland (2011), adidas Laces in Herzogenaurach, Deutschland (2011), Messezentrum in Salzburg (2012), Archäologische Vitrine im Elisengarten in Aachen, Deutschland (2013), Kita Beiersdorf in Hamburg (2013), Freiraum Maxglan in Salzburg (2013), Erweiterung Dressurstadion in Aachen, Deutschland (2014), Hauptbahnhof in Salzburg (2014).
Aktuelle Projekte (Auswahl): Ginzkey-Platz in Salzburg, Kraftwerk Lausward in Düsseldorf, Deutschland, Grimm-Welt in Kassel, Deutschland, Deutsche Sporthochschule in Köln, Deutschland, NEW Blauhaus in Mönchengladbach, Deutschland, Neue Direktion in Köln, Deutschland, Brainlab Headquarters in München, Deutschland, Saint Gobain in Aachen, Deutschland, Halle 12 – Messe in Frankfurt a.M., Deutschland.
Auszeichnungen (Auswahl): Auszeichnung vorbildlicher Bauten im Land Hessen (2011), Architekturbiennale São Paulo, Nominierung (2011), Deutscher Stahlbaupreis, Auszeichnung (2012), Mies van der Rohe Award, Nominierung (2013), Staatspreis Design (2013), Europäischer Stahlbaupreis (2013), Preis des Deutschen Stahlbaues, Auszeichnung (2014), Großer DAI Preis für Baukultur (2014), BDA Auszeichnung guter Bauten (2014), German Design Award (2015).