Bauteil Geschoßwohnbau und Gemeinschaftshaus
Eine qualitätsvolle Stadtraumbildung im reinen Siedlungsgebiet an der äußeren Peripherie ist der Kerngedanke dieser Wohnhausanlage. Die Gebäudegruppe der drei Geschoßwohnbauten und des Gemeinschaftshauses bietet informelle Raumangebote in halböffentlichen Stadträumen. Im Kontext des Wiener geförderten Wohnbaus generiert der städtebauliche Entwurf eine Außenraumfolge innerhalb des Grundstückes. Diese ist mit dem öffentlichen Straßenraum verwoben und erweitert ihn im Kreuzungsbereich um einen kleinstädtischen Platz. Die Wege zwischen den Baukörpern leiten zum Gartenhof und führen mäandernd zum Gemeinschaftshaus. Als Ziel- und Hochpunkt ermöglicht die Dachterrasse des Gemeinschaftshauses Blicke in das umliegende Siedlungsgebiet und die angrenzende Kulturlandschaft. Die Raumfolgen im Außenraum setzen sich – maßstäblich skaliert – im Grundrisslayout der Geschoßwohnungen fort: raumerweiternde Übereck- und Diagonalräume mit fließenden Raumzonen: das Haus "als Weg und Platz" (Josef Frank).
U.H.
Bauteil Gartensiedlung
Die Regeln für ein gutes Haus als Ideal ändern sich prinzipiell nicht, aber sie müssen immer neu betrachtet werden. Demnach braucht es weder Dogmen noch übergestülpte Effekte, sondern konkrete Neubefragungen. Diese werden hier angesichts eines Baufelds im suburbanen Gebiet des 22. Bezirks gestellt. Ein Ort ohne Adresse.
Als erste räumliche Maßnahme wird ein Freiraum von zwei Gebäudetypologien aufgespannt. Die Ähnlichkeit im Erscheinungsbild betont den räumlichen Zusammenhalt. Ein Ensemble entsteht.
Ein Doppelhaustyp wird zum Baustein und Ausgangspunkt der Anlage. Ein punktförmiger und ein länglicher Baukörper werden auf den Baulosen unterschiedlich kombiniert – eine variierte Wiederholung, die keine Monotonie aufkommen lässt. Flache Zeltdächer unterstreichen die Eigenständigkeit und das Körperhafte der Gebäude; sie verleihen der Anlage räumliche Klarheit. Holzpergolen begrenzen die Zuwege und Terrassen; die individuell nutzbaren Passagen fungieren als Schwellenbereiche zwischen Innenraum und Garten.
Adressieren heißt: eine Richtung vorgeben, die Bewegung von außen nach innen und in umgekehrte Richtung leiten. Es ist die Frage-Bewegung des Architekten. Die Summe der Fragen und Lösungen ergibt eine Adresse: das Gebäude, das aus der Reihenhaus-Anonymität heraustritt und seinen unverwechselbaren Charakter zu erkennen gibt.
A.W.
Ulrich Huhs, geb. 1968 in Gießen, Deutschland. Architekturstudium an der RWTH Aachen und der HdK Berlin. Studium der Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin. Bürogründung 2002. Arbeitsgemeinschaft mit Norbert Hanenberg 2005–2012. Seit 2010 Lehrauftrag an der TU Wien. Seit 2014 Vorstandsmitglied der OEGFA. Arbeiten in den Bereichen Wohnungsbau, Bauen im Bestand, Ausstellungsgestaltung, Möbelentwicklung.
Realisierte Projekte (Auswahl): Wohnhausanlage Tokiostraße in Wien, in Projektpartnerschaft mit Adolf Krischanitz (2003), Gemeindesaal Lutherische Stadtkirche in Wien (2007), Terrassenhaus in Dornbach, Wien (2008), Evangelische Diözese in Wien (2008/2013), Wohnen im Seefeld in Wien-Essling (2014).
Aktuelle Projekte (Auswahl): Seehaus in Niederösterreich, Adaption Gasthaus Grüner Kranz zu Mehrfamilienhaus in Deutschland.
Anna Wickenhauser, geb. 1968 in Graz. Studium der Architektur an der TU Graz, der ETH Zürich und der UdK Berlin. 1995–1997 Mitarbeit im Büro Adolf Krischanitz. 1997–2000 Mitarbeit im Büro Herzog & de Meuron, Basel. Seit 2001 eigenes Büro in Wien. Diverse Lehraufträge an der TU Wien und TU Graz.
Realisierte Projekte (Auswahl): Altarraumgestaltung mit Siegrun Appelt in Zell a.D.Pram (2001), Richterhäuschen in Graz (2005), Büroaufstockung ZOOM Kindermuseum in Wien (2006), Haus M in Brand, Vorarlberg (2009), Revitalisierung Paulinenwarte in Wien (2010), Mirror-Grid-Passage, mit Gerold Tagwerker, in Wien (2012), Brunnenhaus Maria Siebenbrünn, mit Henny Liebhart-Ulm, in Türnitz, Niederösterreich (2014).
Aktuelle Projekte (Auswahl): Haus H-B in Wien, Häuser F in Kleinstübing, Steiermark.