So wie wir heute leben und bauen, wird es nicht weitergehen können. Bereits heute ist die Baubranche für 40 % des Ressourcen- und des Energieverbrauches weltweit verantwortlich; für 40 % des CO²-Ausstoßes und des Abfallaufkommens ebenfalls. Die große Zukunftsfrage ist also, auf welche Weise wir künftig unseren Lebensraum gestalten und wie das Bauen nachhaltiger werden kann. Die Zukunft liegt in der prozessorientierten und integralen Planung, dem Systembau und im Wechsel zum Holz als Baumaterial. Der herkömmliche Bauablauf wird sich gänzlich verändern, und weniger Teilnehmer werden den Bauprozess gestalten. Schon in der Planungsphase kann das Bauprojekt schneller, günstiger und nachhaltiger aufgestellt werden. Durch Vorfertigungen lassen sich Einsparungen bei Ressourcen erzielen, und die Senkung des Energieverbrauchs sowie eine Verkürzung der Bauzeit sind die Folge. Durch modulare Planung wird der Aufwand reduziert; hinzu kommen die Minimierung von Kosten- und Kalkulationsrisiken und eine Erhöhung der Rohstoffrückgewinnung. Und Holz ist schließlich der natürlichste CO2-Speicher der Welt, absolut ökologisch und ressourcenschonend.
Die Frage bleibt, ob diese zusätzlichen Anforderungen nicht unverhältnismäßige Einschränkungen der gestalterischen Freiheit des Architekten bedeuten? Ist es möglich, zusammen mit den immer enger werdenden baugesetzlichen Regelungen noch Architektur zu machen? Seit der Industrialisierung wird diese Frage immer wieder gestellt, die Industrialisierung des Bauens immer wieder versucht – und Prototypen zeigen, dass Qualität trotzdem entstehen kann. Das heißt doch schlussendlich, dass nach wie vor die wichtigsten Voraussetzungen für Qualität in der Architektur die Offenheit des Auftraggebers, die Kompetenz und Kooperation des Planungsteams sowie das Engagement der Ausführenden sind und nicht die berechtigten Forderungen nach nachhaltigeren Bauwerken und einem intelligenteren Bauprozess.
H.K. | H.R.
Hubert Romberg, geb. 1967 in Bregenz. Studium an der TU Wien, danach drei Jahre lang bei der Strabag in Linz und Wien. 1998 Leitung der Abteilung für Tiefbau und Ausbau des Bereichs Bahntechnik. Ab 2010 Geschäftsführer der Rhomberg Holding GmbH.
Der Name Rhomberg steht für nachhaltiges Bauen ebenso wie für nachhaltige Mobilität und Ressourcenproduktivität. Mit einem ganzheitlichen Ansatz werden in den drei Geschäftsbereichen Bau, Bahntechnik und Ressourcen nicht nur nachhaltige Prinzipien verfolgt, sondern Maßstäbe gesetzt.
Seine operative Tätigkeit ergänzt Hubert Rhomberg durch die aktive Beteiligung an Forschungsprojekten (BRIX, Haus der Zukunft, LifeCycleTower) und seine Tätigkeit als Vortragender zu den Themen Ressourcenproduktivität, Mobilität und nachhaltiges Wirtschaften.
Hermann Kaufmann, geb. 1955 in Reuthe, Vorarlberg. Studium an der Technischen Hochschule Innsbruck und an der TU Wien, u.a. bei Prof. Ernst Hiesmayr. 1983 Gründung des eigenen Büros in Schwarzach, Vorarlberg. Gastdozent an der Liechtensteinischen Ingenieurschule, an der TU Graz und der Universität Ljubljana. Seit 2002 Professor an der Technischen Universität München, Fachgebiet Holzbau. Schwerpunkt seines Schaffens liegt in der Weiterentwicklung der modernen Holzarchitektur.