Der Architekturpreis "Das beste Haus", der von der s Bausparkasse in Kooperation mit dem Bundeskanzleramt, dem Az W und unter Beteiligung der regionalen Architekturinstitutionen Österreichs ausgelobt wird, feiert sein 10-jähriges Bestehen. Während der Jurysitzung Ende Jänner 2015 wurden aus 129 Einreichungen drei bis vier Nominierungen pro Bundesland ausgewählt und anschließend ein Sieger pro Bundesland ermittelt. Nominiert wurden Projekte, die ein Vorbild für zukünftiges Bauen darstellen, die funktional, energetisch und kostenmäßig optimiert sind und die mit innovativen Konzepten, einem hohen Maß an Wohnqualität und mit einem verantwortungsvollen Umgang mit ihrem Umfeld hervorstechen. Herausragende Beispiele waren meist das Ergebnis einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen Bauherren und Planern. Die Preisträger werden am 29. April 2015 bei der Preisverleihung im Architekturzentrum Wien bekannt gegeben. Beim Architekturfestival TURN ON wird erstmalig die Shortlist von "Das beste Haus 2015" der Öffentlichkeit präsentiert.
A.E.
Das beste Haus
Wer ein Haus baut, baut gleichzeitig Stadt. Das passiert, ob man will oder nicht. Jedes neue Gebäude verursacht Städtebau. Ein Davor entsteht, ein Dahinter, ein Daneben, Privates, Öffentliches. Ist man sich dessen bewusst, kann man damit arbeiten, kann die Umgebung interpretieren, kann die Nachbarschaft weiterbauen. Auf diese Art wächst ein Ort. Tut man das nicht und baut nur für die Erfüllung seiner persönlichen Wohnträume, dann gibt es statt Wachstum bloß noch Anhäufung. Wir zersiedeln unsere Landschaft, die Dorfkerne sterben, die Städte bekommen Fettschwarten.
In diesem Spannungsfeld liegt die Gefahr, aber auch die Chance unserer Lieblingswohnform. Machen wir aus einem egozentrischen Problemkind einen siedlungsfähigen Teamspieler! Hinterfragen wir das zwanghafte Freistehen – den sichtbar gewordenen Ausdruck des Abstandhaltens – indem wir ein wenig Kostenwahrheit ans Licht bringen: Die Wohnform, die wir uns leisten, kostet ein Volksvermögen: Straßen, Kanäle, Leitungen, Straßenerhaltung, Schneeräumung, Zustelldienste, Pendeln ...
Gut eine Million Euro zahlt der Steuerzahler pro Jahr für einen Kilometer Landstraße. Das macht so ein Haus im Grünen schon zu einer exklusiven Angelegenheit.
Im anglikanischen Raum reihen sich im Gegensatz dazu Einfamilienhäuser zu ganzen Städten aneinander, bilden auf diese Weise Öffentlichkeit auf den Straßen, genauso wie Privatheit in den Gärten. Es entsteht urbane Dichte im klaren Gegensatz zu landschaftlichem Freiraum.
Das Geld, das bei uns auf den Straßen liegen bleibt, damit wir zu unseren weit verstreuten Häusern gelangen, könnten wir auch direkt in diese investieren. Dann bliebe die Landschaft unzersiedelt, und das Geld beim Häuslbauer.
"Das beste Haus" zeigt, wie aus Planungen, die Verantwortung für das Umfeld wahrnehmen, eine Baukultur entstehen kann, die diesen Namen verdient.
R.W.
Anneke Essl, geb. 1974 in Graz. Studium der Architektur an der TU Graz und an der Artesis Hogeschool Antwerpen, Belgien. Studienaufenthalte in Havanna, Kuba. Mitarbeit in verschiedenen Architekturbüros, u.a. bei Ralph Erskine in Stockholm und Roland Rainer in Wien. 2005–2010 Lektorin für Architektur am Wifi Wien, Lehrgang für Fremdenführer. Seit 2005 verschiedene Tätigkeitsfelder im Architekturzentrum Wien, seit 2009 im Bereich Architekturvermittlung vor Ort/Architekturtourismus. 2015 Jurorin für Wien und Juryvorsitzende des Preises "Das beste Haus 2015".
Roland Winkler, geb. 1965 in Klagenfurt. Studium der Architektur an der TU Graz, Diplom 1994 bei Giselbert Hoke. Lehrauftrag an der Universität Innsbruck sowie an der FH Spital.
Realisierte Projekte (Auswahl): "Haus hinter der Mauer" in Klagenfurt (1995), Loft 1 in Klagenfurt (2001), Paarhof in St. Georgen am Längsee, Kärnten (2004), Stadtgartenzentrale in Klagenfurt (2007), Rundbogenhaus in Klagenfurt (2007), Schulzentrum in Kühnsdorf, Kärnten (2010), Backboard in Krumpendorf, Kärnten (2011), Parkdeck LKH Villach, mit A4+ (2012), "Warm Anziehen" in Klagenfurt (2013), Neue Mittelschule Wölfnitz in Klagenfurt (2013).
Aktuelle Projekte (Auswahl): Wohnbau Einigkeitsstraße in Klagenfurt, mit Arch. Ernst Roth, Schatzkammer Gurk – Diözesanmuseum, Stift Gurk, Kärnten.
Auszeichnungen (Auswahl): Holzbaupreis (1996), Landesbaupreis (2001, 2007, 2012, 2013), Bauherrenpreis St. Veit (2004), Das beste Haus (2009, 2013), Landesbaupreis, Anerkennung (2010, 2012), Holzbaupreis, Auszeichnung (2013).