Mitten in Wien, auf dem Nordbahnhofgelände im zweiten Bezirk, entstand eine Keimzelle für nachhaltiges, urbanes Leben in Wien: In zentraler Lage am Park, mit guter öffentlicher Anbindung wurde das Baugruppenprojekt Wohnprojekt Wien als Wohnheim mit 40 Wohneinheiten, 400 m² Gewerbefläche und gemeinschaftlicher Infrastruktur geplant und 2013 fertiggestellt.
Das Projekt bringt verschiedene Generationen, Sprachen, Kulturen und Berufe unter einem Dach zusammen. Die GründerInnengruppe, die seit Herbst 2009 bestand, hat im Mai 2010 am Bauträgerwettbewerb der Stadt Wien am Nordbahnhofgelände teilgenommen — mit Erfolg: Mit dem Wohnprojekt Wien hat zum ersten Mal eine selbstverwaltete Baugruppe in Kooperation mit einem Bauträger – der Schwarzatal – und als Teil des Gesamtbauvorhabens "Wohnen mit Alles" einen solchen Wettbewerb der Stadt Wien für sich entschieden.
Die Architektur unterstützt die Gemeinschaft genauso wie die Individualität. Alle Wohneinheiten und Allgemein- und Gemeinschaftsräume wurden von Anfang an gemeinsam mit den künftigen BewohnerInnen entwickelt und erlauben unterschiedliche Wohnweisen sowie flexible Nutzung. Lufträume und vielfältige Blickbeziehungen innerhalb des Hauses fördern spontane Begegnung und Kommunikation. Von allen geteilt werden die Gästeappartements, eine Bibliothek und ein Saunabereich am Dach sowie in den unteren Geschoßen eine Gemeinschaftsküche, Werkstätten und Flex-Räume, die auch extern vermietet werden, sowie Räume für Kinder und Jugendliche.
"Wir gehen neue Wege der Nachhaltigkeit" – die Vision der Gruppe. Im Zentrum des Projekts steht eine selbstverwaltete Gemeinschaft und die Idee, Nachhaltigkeit weiterzudenken und zu leben — von der partizipativen Planung und umfassenden Gemeinschaftsräumen bis hin zum Salon am Park, einer Photovoltaik-Anlage am Dach, Vehicle-Sharing mit Elektrofahrzeugen, eigenen Zeittauschsystemen, Wohnen neben Arbeiten und dem Konzept von Gemeinschaftseigentum. Das Wohnprojekt Wien schafft nicht nur Wohnraum. Als Modellvorhaben steht es prototypisch für einen lebendigen urbanen Ort, der zentrale Fragen des Alltagslebens aufgreift und konkrete Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen gibt. Durch den integrativen Planungsansatz, gewinnbringende Kooperationen und Partizipation der NutzerInnen von Beginn an leistet das Wohnprojekt somit einen wichtigen Beitrag zu nachhaltiger Stadtentwicklung.
K.B. | M.Z.
Katharina Bayer, geb. 1975 in Wien. 1993–2001 Studium der Architektur an der TU Wien und TU Delft, Niederlande. 2000–2006 Mitarbeit in diversen Architekturbüros in Wien und Amsterdam, 2002–2006 selbstständige Tätigkeit im Rahmen von eisvogel. Raum für Architektur. 2006 Gründung von einszueins architektur mit Markus Zilker, 2008–2012 externe Lehrbeauftragte an der TU Wien/Institut für Hochbau I, seit 2008 Vorstandsmitglied bzw. Sprecherin der IG Architektur.
Markus Zilker, geb. 1975 in Wien. 1994–2002 Studium der Architektur an der TU Wien und ETSA Sevilla, 1996–2004 u.a. Mitarbeit bei Ebner-Ullmann und Silberpfeil-Architekten. 2002–2006 selbständige Tätigkeit im Rahmen von eisvogel. Raum für Architektur. 2006 Gründung von einszueins architektur mit Katharina Bayer, Gründungsmitglied der Initiative für gemeinschaftliches Bauen und Wohnen, seit 2008 Lehrtätigkeit bei Nimmerrichter-Baumeisterkurse.
Realisierte Projekte (Auswahl): One Smart Space in Wien 1 (2003, im Rahmen von eisvogel. Raum für Architektur), Umbau und Dachausbau eines Wohnhauses in Stein/Donau, Niederösterreich (2007), Neubau einer Badehütte in Altenberg/Donau, Niederösterreich (2009), Wohnhausanlage Kaiserebersdorf in Wien (2010), XS – Neubau eines Kleingartenhauses in Wien (2012), kooperatives Verfahren Neu Leopoldau in Wien (2012), kooperatives Verfahren Verteilerkreis Favoriten in Wien (2013), Baugruppe Wohnprojekt Wien (2013).
Aktuelle Projekte (Auswahl): Baugruppe Wohnprojekt Seestern Aspern in Wien, Baugruppe in Hasendorf, Niederösterreich, Wohnhausanlage Stavangergasse in Wien.
Auszeichnungen (Auswahl): Umweltpreis der Stadt Wien (2012), YOVA4 – Young Viennese Architects (2014), Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit (2014), Mies van der Rohe Award, Nominierung (2015).
