Smarter Nutzungsmix in der Darnautgasse
Auf einer Eckparzelle in Wien-Meidling soll ein unsanierbarer Nachkriegs-Gemeindebau durch einen Neubau ersetzt werden. 53 geförderte Mietwohnungen – davon ca. zur Hälfte Smart-Wohnungen bzw. Standard-Wohnungen, 2 sozialpädagogische Wohngemeinschaften der
MA 11, 4 weitere "freie" Wohngemeinschaften und ein Eltern-Kind-Zentrum im Erdgeschoß – bestimmen den vielfältigen Nutzungsmix in der Darnautgasse. Eine große Herausforderung und eine spannende Aufgabe für den Bauträger, dies alles im Rahmen der Wohnbauförderung unter einen Hut (unter ein Dach) zu bringen.
P.R.
Im Möglichkeitsraum
In der Welt der Normen, der Richtlinien, der Verbote und des Verbraucherschutzes werden die Freiräume weniger. Die Durchregulierung sämtlicher Lebensbereiche, insbesondere auch des Bauens, müssen wir mehr als Richtung, in die sich alles bewegt, begreifen denn als vorübergehenden Trend. Eine zivilisatorische Entwicklung, die unumkehrbar ist. Sie verspricht uns Sicherheit und beschneidet gleichzeitig unseren Spielraum für Selbstbestimmung.
Im Wohnbau ist diese Entwicklung für alle Planer besonders spürbar. Beim Wettbewerb "Gemeinschaftliches Wohnen Darnautgasse" haben wir nach Möglichkeiten gesucht, diesen engen Spielraum auszudehnen. Das Ergebnis unserer Überlegungen war dann ein vom Vorgarten durch das Gebäude in den Garten durchgesteckter, nutzungsoffener Raum, der all diese Schichten durchdringt und gleichzeitig verbindet. Ein schaltbarer Raum, der es ermöglicht, Öffentlichkeit und Gemeinschaft, Freiraum und Innenraum zu verbinden oder eben zu begrenzen: ein Möglichkeitsraum.
Mit seinen zwei gläsernen Sektionaltoren und der Lowcost-lowtech-Anmutung erinnert der Raum an eine Garage (und in Garagen wurden bekanntlich ja schon großartige Erfindungen gemacht und legendäre Bands gegründet …). Der Boden und eine Pergolakonstruktion werden im Freien Richtung Straße und Garten verlängert. Auf Knopfdruck können die Garagentore hochgefahren werden, und der Raum hat dann seine maximale Ausdehnung. Die möglichen Nutzungen sind vielfältig und werden bewusst offen gehalten. Erst wenn die Mieter feststehen, startet ein moderierter Prozess zur Inbesitznahme und Bespielung des Möglichkeitsraumes.
C.L.
Peter Roitner, geb. 1959 in Wien. Studium der Handelswissenschaften an der WU Wien. Prüfer beim Österreichischen Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen, Revisionsverband. Seit 1988 bei
Heimbau | Eisenhof tätig. Obmann (Vorstand) bei Heimbau Gemeinnützige Bau-, Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft mbH, Geschäftsführer bei Eisenhof Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft mbH.
Christian Lichtenwagner, geb. 1959 in Schmiding, Oberösterreich. 1978–1986 Studium der Architektur an der TU Wien. 1988–1989 Studium an der Architectural Association, London. 1994–2000 Projektleitung MuseumsQuartier (Projektpartner bei Ortner & Ortner). 2000 Gründung des Büros Froetscher Lichtenwagner (mit Willi Frötscher). Seit 2000 Lehraufträge an der Universität für angewandte Kunst und der TU Wien.