Wasserburg am Bodensee: Das Weingut Schmidt
Die Obst- und Weinhänge des Weinguts Schmidt sind seit vielen Generationen in Familienbesitz. Das alte Dorf liegt in einer Senke; die landwirtschaftlichen Flächen gipfeln auf einer Hügelkuppe, die den Blick auf den Bodensee und die Schweizer Berge im Süden freigibt. An dieser exponierten Stelle steht das neue Weingut, das gleichermaßen der Weinproduktion, der Obsternte und der Gastronomie dient.
Das mächtige Satteldach wurde mit grau engobierten "Tondach Wiener Taschen" eingedeckt. Diese Deckung erzeugt lineare Schattenwürfe, die die Horizontalität des langgestreckten Baukörpers unterstreichen. Der stumpfe, graubraune Farbton wird eines Tages mit den vergrauenden Holzfassaden verschmelzen.
Der Spitzer Graben in der Wachau: Das Weingut Högl
Der Spitzer Graben in der Wachau befindet sich an der klimatischen Grenze des Weinbaus; es ist hier etwas kälter und unwirtlicher als im Donautal. Doch genau dieses Klima und die Böden aus Gneis und Glimmerschiefer machen die Weine so eigenständig. In einer Landschaft, die von steilen Terrassen aus geschlichteten Steinen geprägt ist, steht das neue Haus. Es wird Teil des alten Hofes und dient der Weinproduktion und der Weinverkostung.
Das Dach ist mit einer klassischen Dachdeckung eingedeckt. Diese Art der Deckung hat eine lange Tradition in der Region, die bis in die Zeiten der Monarchie zurückreicht. Das Projekt versucht sich in seiner Fernwirkung in die gewachsene Kulturlandschaft der Wachau einzuordnen. Erst auf den zweiten Blick wird klar, dass es sich hier um einen verfremdet-skulpturalen Bau handelt, der die hohe Kunst der Weinproduktion in abstrakter Form aufnimmt.
Nordkette mit Blick auf Innsbruck: Die Umbrückler Alm
Inmitten hoch aufragender Fichten und steiler Hänge empfängt eine Waldlichtung den Wanderer und Skifahrer: Dieser Platz lädt zum Verweilen ein, denn er bietet Sonne und Aussicht. Um diese beiden Qualitäten in bester Weise zu verstärken, steht das Gebäude am oberen Rand der bestehenden Wiese, direkt unterhalb des Forstweges. Der Gastgarten öffnet sich einladend, der Baukörper deckt den Rücken der Gäste, ein verschindeltes Dach verspricht Schutz vor Wetter und Sonne, der Kamin ist von weitem das sichtbare Zeichen für Gastlichkeit.
Das zeichenhafte Dach überspannt den organischen Grundriss mit wechselnden Neigungen, die Schindeln werden grau verwittern, und es wird sich in die Silhouetten der umgebenden Bergfichten einordnen.
E.L. | P.L.
Elmar Ludescher, geb. 1969 in Bregenz. Studium der Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien (Meisterklasse Prof. Gustav Peichl). Mitarbeit in verschiedenen Architekturbüros in Vorarlberg. Eigenes Architekturbüro seit 1998, aufrechte Befugnis als Ziviltechniker. Gastkritiker an der Hochschule Liechtenstein. Seit 2007 in ständiger Projektpartnerschaft mit Philip Lutz.
Realisierte Projekte (Auswahl): Glas-Marte-Büro/-Produktionshalle in Bregenz (2005), Volks- und Sonderschule Lauterach, Vorarlberg (2006), Eurospar in Hohenems, Vorarlberg (2006)‚ Fußballclub Admira in Dornbirn, Vorarlberg (2009), Haus am Felsen in Bregenz (2009), Geschindelte Markthalle in Lauterach, Vorarlberg (2013), Beerenhaus in Dornbirn, Vorarlberg (2014), Weingut Schmidt am Bodensee, Deutschland (2014).
Aktuelle Projekte (Auswahl): Ausflugsrestaurant Umbrückler Alm in Innsbruck, Weingut Högl in Spitz/Wachau, Einkaufszentrum Lauterach, Vorarlberg, Fesslergut in Langen, Vorarlberg, Forst- und Jagdhaus Tannau, Deutschland, Seespange Bregenz, Restaurant am Schlegeis-Speicher, Zillertal, Tirol.
Auszeichnungen (Auswahl): Vorarlberger Holzbaupreis (1997), Bauherrenpreis (2001), Wallpaper Award (2012), best architects 12 Award, best architects 14 Award, North American Wood Design Awards winner (2014).
Philip Lutz, geb. 1966 in Salzburg. Studium der Architektur an der Universität für angewandte Kunst, Wien. 1988–1994 Fulbright Stipendium an der Columbia University, New York City. 1994–1995 Mitarbeit bei Dietrich/Untertrifaller, Bregenz. 1995–1997 Bürogründung in Lochau am Bodensee. Seit 1998 Mitglied der Kammer der Ziviltechniker für Tirol und Vorarlberg, seit 2004 Dozent an der Universität Liechtenstein. Experte für "Vision Rheintal", städtebauliches Leitbild 2006. Seit 2007 Mitglied im Gestaltungsbeirat der Gemeinde Schwarzach, seit 2013 Mitglied im Gestaltungsbeirat der Gemeinde Lauterach.
Auszeichnungen (Auswahl): Österreichischer Bauherrenpreis (2004, 2007), Vorarlberger Holzbaupreis, Kategorie Wohnbau, Auszeichnung (2011), best architects 13 Award, Auszeichnung (2013).