Im Jahre 1911 bezogen die Kreuzschwestern das Schulgebäude für Mädchen auf dem Ardetzenberg, errichtet als dominanter Solitär in noch weitgehend unbebauter Situation; der südliche Flügel wurde 1930 in Richtung Hang verlängert. Bedingt durch das Schulangebot sowie der Einrichtung eines Heimes entstanden ab 1960 auf dem gesamten Areal eine Reihe von miteinander verbundenen, großvolumigen Zubauten, die den Solitärcharakter des historischen Gebäudes verschwinden ließen und wesentliche Teile des Areals besetzten. 2009 wurde das Hauptgebäude restauriert und entspricht nun den gegenwärtigen, baugesetzlichen Anforderungen.
Die Privatschule beherbergt heute drei Schultypen mit nahezu 1.000 Schülern, die einem Schulträgerverein unterstehen. Nach Schließung des Heimes waren die Heimtrakte obsolet, für den Unterricht nicht verwendbar und in schlechtem Bauzustand, wobei gleichzeitig in allen Schulen wesentliche Unterrichtsräume fehlten. Auf der Basis von Machbarkeitsstudien entschloss sich der Orden schließlich zum Abbruch der Heimgebäude und zum Bau eines ergänzenden Schultraktes, der einerseits mit den verbleibenden Schulräumen optimaler vernetzt sein sollte und andererseits die durch den Abbruch wiedergewonnenen Freiräume effizienter nutzbar machen sollte, da durch das Verbauen des Areals auch diesbezüglich ein prekärer Mangel entstanden war.
Auf der Basis dieser Standortanalysen entstand als finales Projekt der neue Klassentrakt – finanztechnisch in drei Bauetappen realisierbar, der einerseits auf drei Ebenen sowohl an das Hauptgebäude als auch an den einzigen Schultrakt, der zusammen mit der Kapelle aus den Sechzigerjahren erhalten blieb, angebunden ist. Andererseits soll er im Endausbau das gesamte Schulareal als Rücken zum darüber liegenden Landschaftsraum baulich abschließen. Durch den Abbruch der Heimgebäude ist auch der für die Genese der Stadtgestalt bedeutsame Berg aus der Stadtsicht wieder klarer lesbar.
Die innere Erschließung über die Kaskadentreppe macht den Verlauf des Hanges erlebbar, der im Süden zurückweicht und dem Baukörper Raum lässt, wogegen dieser nach Norden tief in das Gelände eintaucht und hangseitig lediglich die Dachterrasse mit dem vom Oberlicht begrenzten Flugdach sichtbar lässt. Auf Grund der Geländekontur ist die Weiterführung des gegenwärtig realisierten Traktes nach Norden nur noch mit Obergeschoß und Dachgarten geplant, während die Weiterführung desselben nach Süden zusätzlich hangseitig orientierte Räume ermöglicht. Der über allen drei Bauetappen mit Teilüberdachung konzipierte Dachgarten beinhaltet auch Grünflächen und ist ganzjährig nutzbar. Die talseitig vorgefundene Geländestufe vor dem Erdgeschoß des Traktes, in einem Bereich hinter der begrünten Kapellenrückwand, dient als Freiklassenbereich.
Die drei Bauabschnitte des Projektes sind als städtebaulich gesamthaft zu verstehendes Konzept genehmigt; eventuell erforderliche Anpassungen sind auf der Basis des Gesamtkonzeptes vorzunehmen.
E.S.
Erich Gottfried Steinmayr, geb. 1946 in Feldkirch, Vorarlberg. 1965–1973 Architekturstudium an der TU Graz. Praxis in der Schweiz, Liechtenstein, Österreich. 1993–2008 Partnerschaft mit Friedrich H. Mascher, gemeinsames Büro in Wien. Seit 2008 Partnerschaft mit Richard Dünser. Lehrtätigkeit in Österreich, Deutschland, Schweiz, Italien.
Realisierte Projekte (Auswahl): Erweiterung und Umbau des Albertina Museums in Wien
(1998–2003), Museum Mohrenbrauerei in Dornbirn, Vorarlberg (2004–2007), Umbau der Villa Menti, Feldkirch, Vorarlberg (2003–2007), Umbau des Jüdischen Museums Hohenems, Vorarlberg (2005–2007), Erweiterung und Umbau des Sonderkrankenhauses Stiftung Maria Ebene in Frastanz, 5 Bauabschnitte, Vorarlberg (1991–2016).
Aktuelle Projekte (Auswahl): Betriebserweiterung der Getzner Werkstoffe Holding GmbH in Bürs, Vorarlberg, Ergänzungen und Adaptierungen des Friedhofs in Frastanz, Vorarlberg, Erweiterung und Umbau der Schulen St. Josef in Feldkirch, Vorarlberg, Gynäkologie und Kinderkrankenhaus in Hawassa, Äthiopien.
Auszeichnungen (Auswahl): Österreichischer Bauherrenpreis der Zentralvereinigung der Architekten (1996, 2006).