Der 2015 mit dem Südtiroler Architekturpreis in der Kategorie Wohnen prämierte Wohnbau mit 23 Genossenschaftswohnungen in Eppan zeichnet sich durch seine eigenständige Ästhetik aus; sein Ursprung ist aber tief in der für Südtirol typischen Dorfstruktur und der sie umgebenden Materialität verwurzelt.
Ein Novum bei diesem Bauprojekt war die Verwendung der Green-Code-Thermowand, die vom Südtiroler Betonfertigteilhersteller PROGRESS produziert wurde. Eigens für den Bau in Eppan entwickelte man innerhalb einer kurzen wie intensiven Experimentierphase erdwarm gefärbte Sichtbeton-Sandwichelemente, die der Anlage einen skulpturalen Charakter verleihen. Das in Eppan eingesetzte Material weist neben guten Wärmedämmwerten auch eine besonders hohe Widerstandsfähigkeit auf und kann im Bauprozess schnell und sauber verarbeitet werden, wobei die Baukosten nicht höher liegen als bei den üblichen Ziegelbauten. Die Betonmischung ermöglichte außerdem die spezielle Ästhetik der Anlage, die in warmen Brauntönen gehalten ist.
Die Baukörper sind in Form und Ausdruck zurückhaltend und schlicht konzipiert. Vielfalt entsteht in der Variation der Öffnungen; raumhohe Fenster und strukturierte Deckenbänder gliedern die Fassaden; dabei orientierte man sich an den im Dorf bereits bestehenden Wohnhäusern.
Die für Südtirol spezifische kompakte Dorfstruktur wurde von den Architekten für die Wohnanlage aufgegriffen. Die Gebäude schmiegen sich fließend an die Struktur des Ortes mit unterschiedlich gelagerten Niveaus an und vervollständigen so das Gesamtbild der Siedlung, die sich nun aus alten und neuen Elementen zusammensetzt. Die bestehende Terrassierung des Baugrundes wurde für die Gestaltung von privaten Terrassen und Gärten genutzt.
Zentrales Element der direkt in Abstimmung mit den zukünftigen BewohnerInnen entwickelten Wohnanlage in Eppan stellt ein begrünter Innenhof dar, um den sich die fünf wohlkonzipierten Wohnhäuser gruppieren; dieser Freiraum kann gemeinschaftlich genutzt werden und dient somit als Treffpunkt, der das soziale Miteinander fördert.
M.O. | P.B.
Michael Obrist, geb. 1972 in Bozen, Italien. Architekt, Gründungsmitglied und Partner von feld72 – architektur und urbane strategien, mit Anne Catherine Fleith, Mario Paintner, Richard Scheich und Peter Zoderer. Zahlreiche Lehraufträge im In- und Ausland, seit 2014 Gastprofessor bei raum&design_strategien an der Kunstuniversität Linz. Das 25-köpfige Team von feld72 agiert im Spannungsfeld von Architektur, Urbanismus und Kunst und bearbeitet Projekte unterschiedlichster Art und Größenordnung im In- und Ausland.
Realisierte Projekte (Auswahl): Winecenter Kaltern, Italien, Niederösterreichhaus Krems, gemeinsam mit AllesWirdGut, Kindergarten Terenten, Kindergarten Niederolang, Wohnsiedlung Kaltern, Wohnsiedlung Eppan, Million Donkey Hotel in Prata Sannita, alle in Italien, Zentrale Markas St. Pölten, Wohnbau Herzberg in Wien, gemeinsam mit AllesWirdGut, GeschichtenOrt Hofburg in Wien.
Aktuelle Projekte: Post am Rochus, gemeinsam mit Schenker Salvi Weber, Wohnbau Kapellenhof, gemeinsam mit AllesWirdGut, Quartiershaus am Helmut-Zilk-Park, Wohnbau Neu-Leopoldau, Wohnhausanlage Viola Park, Cotton Residence, alle in Wien, Wohnanlage Bludenz, Vorarlberg, Quartier am Spielbudenplatz in Hamburg.
Auszeichnungen (Auswahl): Staatspreis für Experimentelle Tendenzen in der Architektur (2002), Karl Hofer Kunstpreis der Universität der Künste Berlin (2003), contractworld award (2010), Steirischer Holzbaupreis (2011), Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit (2013), Südtiroler Architekturpreis (2011, 2015).
Piero Bernabé, geboren 1974 in Meran, Italien. 1994–1999 Ingenieursstudium an der Universität Trient, Italien. 1999–2002 Mitarbeit bei Hartmut Theiner, Meran. 2002–2015 Gesellschaftsmitglied der Ingenieurgemeinschaft Ingenieurteam Maria GmbH. Seit 2006 Technische Beratung für die Firma Schöck und Beratung der italienischen Kunden. Seit 2013 Vertriebsleiter Schöck Italia GmbH. Seit 2015 Gründung und Leitung des Ingenieurbüros Piero Bernabé in Meran sowie Geschäftsführer des Betonfertigteilherstellers Progress A.G.