Das an Ghanas Küste gelegene Haduwa Arts & Culture Institute ist ein unabhängiger Ort, der Künstlern Raum bietet, frei zu arbeiten und die Bewohner der umliegenden Fischerorte dabei einbindet. [applied] Foreign Affairs wurde eingeladen, den Bühnenraum für Haduwas Initiativen zu konzipieren.
Gemeinsam mit Studierenden der School of Performing Arts der Universität Ghana, Accra, wurden vor Ort Bühnensituationen untersucht. Darauf aufbauend entwarf [a]FA eine Dach- und Bodenlandschaft, in der jede Performance anders orientiert werden kann. Der Bau besteht aus einer Bambuskuppel mit drei offenen, in unterschiedliche Himmelsrichtungen ausgerichteten Bögen. Er ist groß genug, um vielfältige kulturelle, künstlerische und alltägliche Programme unterzubringen. Eine seiner räumlichen Qualitäten ist, Schutz vor äußeren Einflüssen wie Sonne, Wind und Regen zu bieten, diese aber gleichzeitig mit einzubeziehen. Die Primärkonstruktion des Daches ist eine Gitterschale, die ausschließlich aus Bambus besteht. Ihre Gestalt ist von den Materialeigenschaften des Bambus und seinen strukturellen, technischen und räumlichen Potenzialen bestimmt.
Die Verwendung von Bambus sollte auch dessen Wertschätzung in Ghana und Westafrika fördern. Das Projekt wurde 2014 von den AutorInnen selbst in Zusammenarbeit mit lokalen Arbeitern realisiert und an Haduwa übergeben.
B.M.
Baerbel Mueller, geb. 1972 in Mainz, Deutschland. 1992–2002 Studium der Architektur an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft, Alfter, Deutschland, und der Akademie der bildenden Künste in Wien. 2003 Gründung von nav_ andrea börner baerbel mueller, 2007 Gründung von nav_ baerbel mueller. 2002–2011 Lehrende im Studio Wolf D. Prix, Institut für Architektur, Universität für angewandte Kunst in Wien. 2011–2013 Professur an der New Design University St. Pölten. Seit 2011 Gründung und Leitung von [applied] Foreign Affairs, Institut für Architektur, Universität für angewandte Kunst in Wien.
Realisierte Projekte (Auswahl): My Home My Bed My Mango Tree in Guabuliga, Ghana (nav_s, 2012), Guabuliga – Well by the Thorn Tree in Guabuliga, Ghana ([a]FA, 2013), Apam Apata / Haduwa Bühnenraum in Apam, Ghana ([a]FA, 2015).
Aktuelle Projekte (Auswahl): Lagos Legacy in Lagos, Nigeria ([a]FA), Nubube: extended in Accra, Ghana (nav_s), Place To Go in Danyi-Apéyémé, Togo [nav_s), Unido Erbil in Erbil, Irak [a]FA, Immuna in Immuna, Ghana [a]FA.
Auszeichnungen (Auswahl): San Marco Award (nav_s, 2013), Neptun Wasserpreis, Nominierung ([a]FA, 2013), Energy Globe Award Ghana ([a]FA, 2014), Ars docendi – Staatspreis für exzellente Lehre, Helmut Richter Gedächtnispreis ([a]FA, 2015), Energy Globe Award Ghana ([a]FA, 2016).
Philipp Reinsberg, geb. 1984 in Offenbach am Main, Deutschland. 2005–2009 Berufsausbildung zum Zimmermann in Süddeutschland mit anschließender Tätigkeit als Geselle. 2009–2015 Studium der Architektur an der Universität der angewandten Kunst Wien. 2012–2014 Mitglied von [applied] Foreign Affairs. Seit 2012 Teil des interdisziplinären Kollektivs SeMF. 2015–2016 Mitarbeit bei The Next Enterprise Architects ZT GmbH. Seit 2016 Mitarbeit bei der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO) in Wien und Beirut.
Auszeichnungen (Auswahl): Poolbar Wettbewerb, 3. Platz (SeMF 2012), Helmut Richter Gedächtnispreis ([a]FA 2015), Energy Globe Award Ghana ([a]FA 2016).
[applied] Foreign Affairs ist ein Lab des Instituts für Architektur an der Universität für angewandte Kunst Wien, in dem räumliche, infrastrukturelle, ökologische und kulturelle Phänomene der Sub-Sahara Afrikas untersucht werden. Studierende werden in aktuelle Diskurse eingeführt, die die räumliche Diversität und kulturelle Vitalität einer spezifischen Region oder Stadt aufgreifen. Status quo und Potenziale eines Ortes werden in Workshops erarbeitet. Während Vor-Ort-Aufenthalten werden je nach Aufgabenstellung Dorfentwicklungspläne, Mappings, visionäre (Kunst-)Räume und vernetzte physische Interventionen konzipiert und realisiert. Konventionelle Beziehungen zwischen Architekt, Auftraggeber und Community, Universität und Feld werden aufgelöst. Räumliche, programmatische und kulturelle Hybride entstehen, die vielfältige Autorenschaften aufweisen und unterschiedliche Aneignungen evozieren.
