Stadthaus Nimeth
Der Altstadtkern von Ried i.I. ist wie der vieler Städte in der Region von einer schleichenden Absiedelung betroffen. Als Baumeisterin Birgit Mayr das aus dem 16. Jahrhundert stammende Gebäude 2009 erwirbt, belichten drei winzige Lichthöfe das viergeschoßige Volumen so mangelhaft, dass bis auf das Geschäft im Erdgeschoß das Gebäude völlig leer steht. Ursprünglich handelte es sich beim Stadthaus Nimeth um zwei Parzellen mit einem Vorderhaus zum Hauptplatz, großem Innenhof und einem Hinterhaus zur Kirchengasse, die über ein Durchhaus verbunden waren. Dem Bestreben der Bauherrin, einen attraktiven Wohnort zu gestalten, folgt ein entschiedener Abbau der verdichteten Struktur und die Rückgewinnung einer großzügigen Hofanlage mit Revitalisierung der Altbauteile. 12 Wohnungen mit Loggien, Terrassen oder privaten Gärten sind nun über Laubengänge, zwei Stiegen und Lift von der Passage aus zugänglich. Mit vorgefertigten Stahlbetonrippendecken gelang es, die Auflast auf die bestehende Fundierung zu minimieren und dem Gebäude ein gemeinsames gestalterisches Element zu geben. Ungewöhnlich, aber angesichts der Versäumnisse um die Parkraumschaffung durch die Stadtverwaltung unvermeidbar, war der Einbau der Garage im ersten Stock mit Auffahrt von der Kirchengasse.
Pfarrzentrum Gallneukirchen
Der Markt Gallneukirchen, durch die VOEST ab 1940 zur Stadt angewachsen, ist heute mit 12.000 Seelen die größte Pfarre der Diözese Linz. 2005 wird die dringend anstehende Sanierung der Kirche mit einem Bürgerbeteiligungsverfahren gestartet; die Anregungen werden in eine Vielzahl von präzisen Eingriffen übersetzt. Zentral sind die Neuordnung des Altarraumes, reduzierte Bänke und die geänderte Lichtführung mit erneuerter zweiter Empore. An der Westfassade ersetzt ein weit ausladendes Vordach die beengenden Stiegenanbauten. Revitalisierung der historisch wertvollen Substanz und Erneuerung der technischen Ausstattung geben der Kirche eine zeitgemäße Nutzung. An der Westseite der Kirche wurde um 1760 ein mächtiger Pfarrhof mit Stallungen errichtet, in welche 1960 Jugendräume eingebaut wurden. Der Teil, der völlig desolat und abweisend in den Platz vorragte, wurde abgebrochen. Der neue Bühnenzubau – unverputzt und aus den alten Steinen "neu gemauert" – bildet mit der Kirche eine einheitliche Bauflucht und stellt die neue Vorderfront mit Eingang zum "Pfarrzentrum Gall NEU kirchen" dar. Der um Kirche und Pfarrzentrum eingeebnete Platz wird zum Pfarrplatz für Fußgänger.
H.S.
Herbert Schrattenecker, geb. 1959 in Lohnsburg, Oberösterreich. Studium der Architektur an der Hochschule für angewandte Kunst Wien (Meisterklasse Wilhelm Holzbauer). 1986–1987 Lehrauftrag bei Johannes Spalt (Meisterklasse Innenarchitektur), gleichzeitig Mitarbeit bei Leopold Redl. 1987–1988 Studium der türkischen Holzhäuser in der Türkei und am Balkan. Seit 1989 selbständig als Architekt in Wien und Oberösterreich tätig.
Realisierte Projekte (Auswahl): Umbau der Pfarrkirche Kirchheim i. I., Oberösterreich (1989), Umbau der Pfarrkirche Riedau, Oberösterreich (1998), 6 Reihenhäuser in Waldzell, Oberösterreich (1998), Umbau der Pfarrkirche Sattledt, Oberösterreich (2000), Büroneubau der Baufirma Mayr in Waldzell, Oberösterreich (2001), Wohnhaus Salhofer in Tumeltsham, Oberösterreich (2002), Umbau von Volksschule und Kindergarten in Kirchheim i. I., Oberösterreich (2009), Neuordnung der Kapelle im Seitenstettenhof, Wien (2009), Umbau des Stadthauses Nimeth in Ried i. I., Oberösterreich (2013), Pfarrzentrum Gallneukirchen, Oberösterreich (2015).
Aktuelle Projekte (Auswahl): Wohnhaus Hermandiger/Derflinger in Ried i. I., Oberösterreich, Wohnhaus Pölzleitner in Schörfling am Attersee, Oberösterreich, Dachgeschoßausbau Stoiber in Wien, Friedhofserweiterung in Waldzell, Oberösterreich.
Auszeichnungen (Auswahl): Anerkennungspreis für Denkmalpflege des Landes Oberösterreich (2003), Landeskulturpreis für Architektur des Landes Oberösterreich (2004), Heinrich-Gleißner-Förderpreis (2004), Bauherrenpreis, Nominierung (2015).