Architektur:
Das Ziel des Projekts Wohnbau Seestadt Aspern war, einen prototypischen Stadtbaustein zu entwickeln, der spezifisch genug ist, um die bereits bekannten Anforderungen an Gebäude in Aspern zu erfüllen, und flexibel genug, um auf noch unbekannte, zukünftige Anforderungen einer neu entstehenden Stadt reagieren zu können.
Die äußere Form dieses Projekts soll einen lebenswerten Stadtraum erzeugen. In seinem Inneren stellt er hochwertige und flexibel nutzbare Wohn-, Arbeits- und Geschäftsflächen bereit, und durch seine Struktur sorgt er dafür, dass das Leben in seinem Inneren zu einem Zusammenleben wird.
Der Stadtraum:
Das Grundstück wird mit 5 eigenständigen Gebäuden bebaut, die im zukünftigen Bedarfsfall einzeln entfernt oder ersetzt werden können. Die Außenfassaden der Baukörper folgen allseitig den Grundstückskanten. Die angrenzenden Platz- und Straßenräume werden so klar definiert und gestärkt.
Wir schaffen eine Zweiteilung der Fassaden: Die oberen Geschoße, die hauptsächlich der Wohnnutzung dienen, werden zurückhaltend gestaltet und bilden den ruhigen Hintergrund fürs Stadtleben.
Im Hauptblickfeld der Passanten liegt der Gebäudesockel, der aus dem 4 m hohen Erdgeschoß und dem 3 m hohen 1. Obergeschoß besteht. Jedes hier angesiedelte Gewerbe kann sich auf der ihm zugehörigen Fassade seinem Charakter entsprechend präsentieren und so ins Stadtleben hineinwirken.
Unser Angebot von Stadtraum-Typologien (versteckter Hochwald im Innenhof, Freitreppen-Parks, Rampenpark und Stiegengassen) macht Spaziergänge in Aspern abwechslungsreicher.
Der Innenraum:
Wir gestalten einen umlaufenden, tragwerksfreien Nutzflächenring mit 5 m lichter Breite vor, der sich sowohl zum Wohnen als auch zum Arbeiten eignet.
Die Grundeinteilung besteht aus einer Folge von 15 m² großen, nutzungsneutralen Räumen, die je nach Bedarf auch mehrere Funktionen gleichzeitig aufnehmen können und so für vielfältige Wohnformen geeignet sind. Selbstverständlich lassen sich auch Wohnungen mit herkömmlichen Zimmergrößen bzw. Sonderwohnformen und Arbeitsräume auf diesen Flächen organisieren.
Der Kern jedes Hauses besteht aus einer zentralen Stiegenhalle, die durchschnittlich 35 Wohneinheiten erschließt. Als großzügige Treppenskulptur stellt sie sich in die Tradition der Wiener Gründerzeit-Stiegenhäuser. Zahlreiche Durchbrüche und Lufträume sorgen für Sichtverbindungen und räumliches Drama. Damit lädt das Stiegenhaus zur Benutzung ein und bietet bei erhöhter Benutzerfrequenz auch eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass sich die Hausbewohner begegnen und kennenlernen.
Soziale Nachhaltigkeit:
Der von jedem Stiegenhaus aus barrierefrei erreichbare Hochwald im Innenhof der Anlage verbindet die 5 Häuser zu einer Nachbarschaft. Ein Hausbetreuer sorgt für den Kontakt zwischen den einzelnen Parteien und stellt Synergien her.
Menschen mit besonderen Bedürfnissen spielen eine wichtige Rolle bei der Umsetzung des architektonischen Konzepts. Alle Wohnungen und die höher gelegenen Außenanlagen sind stufenlos erreichbar.
Alle Fahrrad- und Kinderwagenräume wurden komfortabel auf Straßenniveau mit einem überdurchschnittlichen Flächenanteil situiert, um der gestiegenen Nachfrage nach unmotorisierter Mobilität gerecht zu werden.
Ein Zusammenkommen aller Bewohner wird, neben dem "Haus des Lebens"-Konzepts der Firma Dasta, durch attraktive gemeinsame Begegnungsräume wie Werkraum oder Fitnessraum gefördert. Gemeinsame Aktivitäten in einer Wohlfühlumgebung garantieren den sozialen Austausch der Bewohner.
AllesWirdGut
AllesWirdGut Architektur ZT GmbH arbeitet seit 1997 an Projekten unterschiedlichsten Maßstabs – von Städtebaustrategien bis zur Innenraumgestaltung. Der Ansatz ist pragmatisch und sucht nach dem Potential des gegebenen Kontexts. Indem so genannte Probleme als Chance gelesen werden, entstehen neue, unerwartete Möglichkeiten. Das Ziel ist immer, über die gegebene Aufgabe hinaus zusätzliche Qualitäten zu finden und zu realisieren.
Die vier Architekten von AllesWirdGut haben sich auf der TU Wien kennengelernt. Dort entstanden erste gemeinsame Arbeiten. Der Input verschiedener Charaktere und die Zusammenarbeit ohne Hierarchien und Spezialisierungen zeichnen die Gruppe aus.
Realisierte Projekte (Auswahl): Neugestaltung der Open-air-Festival-Arena Römersteinbruch in St. Margarethen, Burgenland (2008), Kindergarten in Ternitz, Niederösterreich (2010), Freiraumgestaltung Maria-Theresien-Straße in Innsbruck (2011), Neubau Niederösterreichhaus in Krems, Niederösterreich (2011, mit feld72 und FCP), Zentrum für Technologie und Design in St. Pölten (2014, mit FCP), Berufsschule Embelgasse in Wien (2015), magdas Grand Hotel Caritas in Wien (2015), Sozialer Wohnbau Seestadt Aspern in Wien (2015, mit Delta), Revitalisierung Meierhof in Trausdorf, Burgendland (2015).
Aktuelle Projekte (Auswahl): Bürozentrale Doppelmayr in Wolfurt, Vorarlberg, Funke Medien Zentrale in Essen, Deutschland, Schulcampus in Hamburg, Landratsamt Erlangen, Deutschland, Wohnbau in München, Wien, Hannover und Luxenburg.
Auszeichnungen (Auswahl): best architects 11 gold (2010), Staatspreis für Architektur und Nachhaltigkeit (2013), Bauherrenpreis Luxenburg (2013), Staatspreis Design – Kategorie Räumliche Gestaltung (2015), Auszeichnung für vorbildliches Bauen in Niederösterreich (2015), The Great Indoors Award – Kategorie Serve & Facilitate (2015).
Weiterführender Link:
www.awg.at