Der Raum bildet den Rahmen für Lebensformen und bestimmt oder ermöglicht eine Lebensweise. Die Ordnung von Raum zu Raumsatz kann determinierend oder befreiend wirken. Als Raumsatz reichen aber heute gängige Grundrisse nicht aus, um als Raum-Rahmen der Vitalität des Lebens gerecht zu werden, zumal sich die Lebensweisen der Menschen mit zunehmend sich auflösenden Grenzen zwischen "Wohnen" und "Arbeiten", "privat" und "öffentlich", zwischen den vorbestimmten Funktionen und den Sehnsüchten des Lebens sowie zwischen Funktionserfüllung und flexibler Gestaltung über die Lebensabschnitte und Generationen hinweg permanent wandeln.
Der typische Raumsatz ist heutzutage reduziert auf eine möglichst "effiziente" Zonierung von Funktionen, ob Arbeiten, Wohnen, Besprechen, Kochen, Essen, Waschen, Verdauen, Ausscheiden und Verstauen etc. Die Variationen sind hinlänglich bekannt. Räume werden dimensioniert, "gestaltet" und angeordnet, um vermutlich "nutzergerechte" Formen zu schaffen. Aber entsprechen sie den vielfältigen Lebensformen individueller Menschen? Allein das "Raumzählen" bei den üblichen Grundrissen mit Mindest- und Maximalgrößen ist bezeichnend.
Führt der offene Grundriss und offene Raum nur zur Auflösung von Raum als wesentlicher Substanz für Mensch und Architektur, zielt ein offener Raumplan als Raumsatz auf eine freie Vernetzbarkeit von differenzierten Räumen und Raumeinheiten über die Zeit hinweg. Ein materiell verfestigtes, dynamisches Raum-System, noch bildlos, gewinnt erst in der gelebten Vernetzung soziale Formen und individuelle wie gemeinschaftliche Lebensbilder.
R.H. | W.N.
Robert Hahn, geb. 1961 in Baltimore, Maryland. 1979–1986 Studium der Literatur- und Sprachwissenschaften (Los Angeles, Kent, Paris). 1987–1992 Studium der Architektur (Cambridge, Wien). Seit ca. 2000 in der Projektentwicklung tätig. Konzeption, Entwicklung und Realisierung von diversen Projekten in diversen Sparten, bei vielen als Leiter der Projektentwicklung für Bauträger Austria Immobilien. 2013 Gründung der Caelum Development GmbH, die ausgewählte Projekte entwickelt.
Werner Neuwirth, geb. 1964 in Bodenmühl, Kärnten. HTL für Hochbau in Villach. Studium der Malerei an der Akademie der bildenden Künste und Studium der Architektur an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien, parallel Assistent am Institut für künstlerische Gestaltung an der TU Wien. 1997–2000 Mitarbeit im Büro Arch. Adolf Krischanitz. Seit 2000 eigenes Architekturbüro in Wien. 2013 Preis der Stadt Wien für Architektur.
Realisierte Projekte: Museum Tauernbahn in Schwarzach, Vorarlberg, gemeinsam mit Adolf Krischanitz (2002), Fachhochschule in Steyr, Oberösterreich (2004), Wohnbau "generationen : wohnen am mühlgrund" in Wien, gemeinsam mit Hermann Czech und Adolf Krischanitz (2011), Wohnhausanlage Donaufelder Straße in Wien (2012), Wohnbebauung Ernst-Melchior-Gasse in Wien, gemeinsam mit Sergison Bates architects (London) und von Ballmoos Krucker Architekten (Zürich).
Aktuelle Projekte: 2 Wohnhäuser im Ostareal des Otto-Wagner-Spitals in Wien, Wohnbebauung "Preyersche Höfe" in Wien, Wohn- und Geschäftshaus in Wien-Aspern, C.21 Atelierhaus in Wien.