Als Teil der Restrukturierung des Grazer Messegeländes liefert das Wohnprojekt Messequartier einen hochwertigen Beitrag zum Thema Wohnen im Stadtzentrum. Das Konzept der Anlage zielt auf eine dezidierte Funktionsdurchmischung: Ein breites Angebot an unterschiedlichen Wohnungstypologien sowie Wohnungen für Studenten und Senioren werden mit Gewerbe- und Büroflächen, einem Kindergarten und Gastronomie ergänzt.
Um das alte Messe-Schlössl werden die Neubauten in Form einer wellenförmigen Struktur organisiert. Durch die zweifach geknickten Baukörper und durch das Abfallen des Geländes nach Westen entsteht eine Sequenz an Freiflächen unterschiedlicher Qualität, wobei im Bereich um das historische Gebäude eine das Quartier zentrierende Platzausbildung erfolgt.
Die bauliche Konzeption reagiert auf die örtlichen Gegebenheiten, indem die von der Münzgrabenstraße abgerückte Bebauung mit vier Geschossen niedrig und der umgebenden Struktur adäquat gehalten wird. Durch ein leichtes Ansteigen der Traufe und unter Ausnutzung der Geländekante erreichen die langgestreckten Baukörper an der Grenze zum Messeareal bis zu zehn Geschossen. Im mittleren Bereich werden die Gebäude aufgeständert, sodass eine Querverbindung der einzelnen Hofräume in Nord-Süd-Richtung und die Gestaltung eines zusammenhängenden Grünraums möglich wird. Wesentliches Entwurfsmotiv war die Ausbildung eines geschlossenen und in sich funktionierenden Stadtquartiers mit möglichst vielen Versorgungseinrichtungen des täglichen Bedarfs. Unter dem Aspekt sozialer Nachhaltigkeit wurde das Angebot sehr breit gefächert; von der Kinderkrippe bis zum betreuten Wohnen für Senioren wird ein generationenübergreifender Bogen gespannt, der durch spezielle Einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigungen ergänzt wird.
Die Dachflächen sind extensiv und teilweise intensiv begrünt. Ein 25 m langes Schwimmbecken und eine Sauna stehen den BewohnerInnen zur Verfügung.
Alle Wohngebäude entsprechen dem Passivhausstandard; zur Kühlung der Gewerbeflächen wird eine Wärmepumpe unter Nutzung des Grundwassers eingesetzt. Großflächige solarthermische Kollektoren sowie Wärmerückgewinnungsanlagen sind weitere Module des energietechnischen Konzeptes.
M.P.
Markus Pernthaler, geb. 1958 in Judenburg. Studium der Architektur an der TU Graz sowie an der Tokyo University bei Prof. Maki. Seit 1990 selbständiger Architekt. 1996–1999 Präsident der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs, Landesverband Steiermark. Vorträge und Workshops an Hochschulen.
Realisierte Projekte (Auswahl): Landesberufsschule Bad Gleichenberg, Steiermark (2001), Hauptplatzgestaltung Graz (2002), Tower Flughafen Graz (2002), Helmut List Halle in Graz (2003), LKH Graz 2000 Gynäkologische Abteilung (2004), Messequartier Graz (2011), LKH Salzburg Chirurgie West (2012).
Aktuelle Projekte (Auswahl): Messequartier 2. Bauabschnitt in Graz, Chirurgie LKH Graz, Kinderzentrum LKH Salzburg, Fernheizwerk Arsenal in Wien, Logistik- und Verwaltungscenter Wilhelminenspital in Wien, Stadtteilentwicklungskonzept Smart City Project in Graz.
Auszeichnungen (Auswahl): Bauherrenpreis (2003), Geramb-Dankzeichen für Gutes Bauen (2002), Architekturpreis des Landes Steiermark (2001, 2010), Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit (2012).