In den letzten Jahren entstehen entlang der neu errichteten Stadtautobahn von Katowice in Nachbarschaft zum renovierten Sportzentrum eine Reihe von Veranstaltungs- und Kulturbauten. Das Schlesische Museum bildet in der Abfolge von Sportzentrum, Kongresshaus, Konzerthaus und geplantem Musiktheater den Abschluss und Übergang zu einer öffentlichen Parkanlage. Das Baufeld befindet sich auf dem Areal einer erst seit 1990 aufgelassenen Kohlengrube. Alle oberirdischen Betriebsgebäude wurden unter Denkmalschutz gestellt und stehen nun zum Teil dem Schlesischen Museum zur Verfügung.
Mit dem Wettbewerbsprojekt "Schlesisches Museum" waren viele Themen gleichzeitig angesprochen. Aus städtebaulicher Sicht geht es in erster Linie darum, wie man sich am Rande der Altstadt, an einem Ort des Bergbaus, der die Stadt über Generationen geprägt hat, verhält. An einem Ort, der in Zukunft mit all den anderen benachbarten Anstrengungen das Image von der schmutzigen Bergbaustadt hin zu einer lebenswerten Metropole im Süden Polens umkehren soll.
Im Sinne des "Weiterbauens" einer Stadt wird mit dem Neubau des "Schlesischen Museums" nicht stadträumlich reparierend eingegriffen – vielmehr "interpretiert" die Intervention den Ort, indem große Teile des Museums unterirdisch angeordnet sind. Damit entsteht eine parkähnliche Außenanlage zwischen den relativ kleinen Aufbauten, wodurch das Museum nach außen hin wenig repräsentativ erscheint; auf diese Weise lässt es die vorhandenen Betriebsgebäude ihrer ehemaligen wirtschaftlichen Bedeutung entsprechend zur Geltung und ein heutiges Stadtverständnis zum Ausdruck kommen. Mit der Aufgabe der Umnutzung der historischen Betriebsgebäude war ein weiteres konkretes Thema gesetzt. Über das Programm sind diese stark in den Ablauf des Museums eingebunden und konnten somit wie selbstverständlich umgedeutet werden. Die Räumlichkeiten des Ausstellungsbetriebes sind fast zur Gänze unterirdisch. Der Eintritt und das "Nach-unten-Gelangen" stellen neben der Tageslichteinbringung bis ins dritte Untergeschoss in diesem Bereich die größte Herausforderung dar.
F.R.
Florian Riegler, geb. 1954 in Mönichwald, Steiermark. Studium der Architektur an der TU Graz. Gastprofessor in Amsterdam, Aachen, Prag, Barcelona, Basel, Lindau, Zürich und Graz. Seit 2008 Professor für Entwerfen und Konstruktion an der Universität der Künste Berlin.
Roger Riewe, geb. 1959 in Bielefeld, Deutschland. Studium der Architektur an der RWTH Aachen. Gastprofessor in Amsterdam, Aachen, Prag, Barcelona, Houston, Calgary und Graz. Seit 2001 Professor und Vorstand am Institut für Architekturtechnologie an der TU Graz.
Florian Riegler und Roger Riewe gründeten 1987 Riegler Riewe Architekten in Graz, 2010 Riegler Riewe Architekci in Katowice und 2012 Riegler Riewe Architekten in Berlin.
Realisierte Projekte (Auswahl): Informations- und Elektrotechnische Institute der TU Graz (2001), Hauptbahnhof, Südtiroler Platz und Office Terminal in Innsbruck (2008), Messe Graz Neu Halle A (2008), Neubau zweier Laborgebäude – Boehringer Ingelheim in Biberach, Deutschland (2013).
Aktuelle Projekte (Auswahl): Med Campus Graz, Neubau Parkhaus P1 Flughafen Hamburg.
Auszeichnungen (Auswahl): Landespreis Steiermark für Architektur (1990, 1994, 1998), österreichischer Bauherrenpreis (1993, 1999, 2005), UIA-Preis für alternative Energiesysteme, Nominierung (1999), Mies van der Rohe Preis, Nominierung (1999, 2005), Contractworld Award (2007).
Weiterführende Links:
www.rieglerriewe.co.at