Der Architekturpreis "Das beste Haus", der von der s Bausparkasse in Zusammenarbeit mit dem bm:ukk und dem Az W alle 2 Jahre ausgeschrieben wird, wurde nunmehr bereits fünf Mal an österreichische Ein- und Zweifamilienhäuser vergeben und stellt sicher, dass gelungenen Beispielen zeitgenössischer Alltagsarchitektur vermehrt Aufmerksamkeit zuteil wird.
Hervorgehoben werden dabei vor allem auch experimentelle Ansätze, z. B. gemeinschaftliches oder barrierefreies Wohnen, Selbstbau und verdichteter Flachbau. Der Vortrag schafft einen Überblick über die richtungsweisendsten Gewinnerprojekte der letzten 10 Jahre.
Niederösterreichs Sieger bei der letzten Ausgabe des Preises war das Projekt "gemini+ Wohnlandschaften im Selbstversuch".
K.M.
gemini+ Wohnlandschaften im Selbstversuch
Einblick in die Suche nach dem zu bauenden Raum: Raum-Greifen und Raum-Formen, befreit von gängigen Regeln. Stattdessen eigene Fragen finden, um sich für ein Territorium als Versuchsfeld zu entscheiden und es über einen kulturellen Prozess bewohnbar zu machen.
Aus Fragen werden Thesen: Ein urbanes Nebeneinander kann wechselseitig bereichern. Kinder wollen nicht in allen Lebensphasen ihr eigenes Zimmer. Ein Bad kann Durchgangsraum sein. Ein zeitgemäßes Haus lässt sich low-tech errichten und mittels eines einfachen Konzepts alltäglich unterhalten. Wien braucht von Loos nicht loszukommen: der Raumplan als Methode. Das Haus als Rundlauf im Hier und Jetzt, schaltbar, zukunftstauglich. Alle zugleich in der Morgensonne, ohne gegenseitige Verschattung am Abend. Jedes Element lässt sich hinterfragen und im Dialog zwischen Kultur und Natur prototypisch spezifizieren. Ein Wohnhaus braucht keine gängigen Sehmuster wie einen signifikanten Eingang oder ablesbare Geschosse. Wohnraum braucht kein Innen und kein Außen. Der Raum hängt zusammen. Im wettergeschützten Bereich ist die Landschaft hochgeklappt. Wenn so viel Privatheit wie nötig gesichert ist, wird so viel Offenheit wie möglich bewahrt.
Gebaut wird auf autodidaktischer Basis mit geringem handwerklichem Vorwissen unter Einbeziehung lokaler Akteure und mittels Reaktivierung traditioneller ländlicher Strukturen. Daraus folgt eine Bauphase als bewusster, prototypischer (Lern-)Prozess unter Anwendung spezifisch entwickelter Methoden und weitgehendem Verzicht auf den Einsatz von Großmaschienen.
Entstanden ist das Projekt im transdisziplinären Planungsteam aus AL1 ArchitektInnen, München, bauchplan ).( München/Wien, grundstein Architekten, Wien und P. Kneidinger, Wien.
M.-T.O.
Karoline Mayer, geb. 1975 in Wien. Studium der Architektur an der University of East London und der Königlichen Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen. 2001–2004 Assistentin der Londoner Architekturfotografin Hélène Binet. Vorlesungen und Workshops an der University of East London, der London Metropolitan University, der University of Westminster und der Kingston University. 2005 Umzug nach Wien. Mitarbeit in diversen Architekturbüros, u.a. bei Adolf Krischanitz. Freiberufliche Tätigkeit als Architektin und Architekturfotografin. Seit 2011 Kuratorin für Veranstaltungen und Projektkoordinatorin im Architekturzentrum Wien. 2013 Jurorin für Wien und Juryvorsitzende von "Das beste Haus 2013".
Marie-Theres Okresek, geb. 1976 in Wien. Studium der Architektur an der TU München-Weihenstephan und der Universidade de Évora, Portugal.
2001 Gründung von bauchplan ).(gemeinsam mit Tobias Baldauf, Florian Otto und Rupert Halbartschlager. Das Kollektiv arbeitet seit über 10 Jahren in Projekten an der Schnittstelle zwischen Raum und Gesellschaft, derzeit mit Niederlassungen in München und Wien. Ihrem Schaffen liegt die Idee einer offenen, in permanentem Umbruch befindlichen Gesellschaft zugrunde. Das Interesse der ArchitektInnen gilt dem Alltäglichen, dem Prozesshaften und der Suche nach darin verborgenen Potenzialen. Das umgesetzte Resultat ist unmittelbar an seinen Entstehungsprozess gekoppelt.