Manche Ereignisse erfordern einen wohlüberlegten Auftritt. Auf dem roten Teppich bleibt kein Fehler unentdeckt. So wird der Weg zur Form zu einer Reise mit vielen Unbekannten … Ort und Anlass stehen lange fest – die Figur ist definiert – sie überzeugt. Alle weiteren Begleitumstände müssen bedacht sein – fehlende Informationen werden mit Kalkül kompensiert. So bleibt der Prozess lange ergebnisoffen. Manchmal entscheiden Befindlichkeiten des letzten Moments über die Wahl des Kleides …
Eine prozesshafte Projektierung mit sukzessiver Festlegung endgültiger Formen erfordert ein anpassungsfähiges Fassadenkonzept: ein Overall aus Stahlpaneelen mit definiertem, zusammenfassendem Farbcode. Das System ist modular und damit variabel während Planung + Bau. Stahl besitzt große Robustheit gegen mechanische Beanspruchung und Verformungen. Er ist aufgrund seiner Materialeigenschaften nicht brennbar (vereinfachter Brandschutz), bietet aufgrund seiner Masse einen guten Schutz gegen sommerliche Überhitzung, einen erhöhten Schallschutz (Hotel- und Wohnnutzung) und erlaubt große Stützweiten der Fassadenelemente, d.h. einen minimalen Wärmebrücken-Anteil durch Befestigungspunkte der Unterkonstruktion. Die Oberflächen des Rohstahls werden durch eine Zink-Magnesium-Legierung langlebig veredelt. Das gesamte Fassadensystem ist zu 100% recyclingfähig.
Das Airport-Hotel ist Auftakt des BER-Business-Parks. Nutzer und Nachbarschaft sind zu Beginn unbekannt. Der Weg zur Form führt über nachhaltige footprints: ökologische, ökonomische, soziale und kulturelle. Zu relevanten Größen werden städtebauliche Konturen, Energiekonzept, Herstellungsprozesse, Materialeinsatz, Finanzierungsstrategien usw.: eine "Sudoku-Strategie" (try & error). Zur Formfindung dienen Grundgeometrien – Würfel, Quader, Scheiben, Linien, Punkte. Sie können in freier Ordnung organisiert werden, in Länge, Breite und (Geschoss-)Höhe variieren und den Spezifika der Nutzungen, die nach und nach gefunden werden, folgen. So entsteht ein Gebäude mit den gerade eben notwendigen Volumen und Oberflächen. Das Tragsystem bilden vorgefertigte Stützen und Deckenplatten. Wie das "Domino-Haus" (Le Corbusier) sind alle Grundrisse vollständig variabel – der Ausbau ist an jeder Stelle temporär und kann geänderten Erfordernissen angepasst werden. Ihre tatsächliche Erscheinung erhalten die Grundgeometrien durch einen zusammenfassenden Layer. Es entsteht ein systematisches Konvolut aufeinander abgestimmter Formen und Farben, das – sinnfällig organisiert – eine am Ende des Prozesses eindeutige Konfiguration abbildet.
R.P.
Simon Rümmele, geb. 1972. Planender Baumeister in Wien. Seit 1998 Planung und Entwicklung von Bausystemen. 2000 Gründung Planungsbüro www.fuerrot.at. Ab 2005 verantwortlich für Marketing/Innovation/Anwendungstechnik der Hoesch Bausysteme GmbH. Seit 2013 verantwortlich für Architectural Products DACH der Hoesch Bausysteme GmbH sowie Vorstand für Kommunikation des ÖFHF – Österreichischer Fachverband für hinterlüftete Fassaden.
Realisierte Projekte (Auswahl): "das flexible Bausystem" (2000), grave of the 21st century (2001), Patent Innenraumkonzept für Wohnbau, Schiffs- und Automobilbau und Luftfahrt (2002), Patent für hinterlüftetes Fassadensystem (2010).
Auszeichnungen (Auswahl): Weltpreis für Nachhaltigkeit, Energy Globe Award, "das flexible Bausystem" (alle 2003).
Ralf Petersen, geb. 1961 in Gladbeck, Deutschland. 1986 Diplom an der Universität Dortmund, Studien bei v. Busse, Deilmann, Polónyi, Kleihues. 1988–1990 Lehrauftrag an der Technischen Hochschule Darmstadt, Entwerfen und Hochbaukonstruktion 1, bei Prof. Steiger. 1989–2003 Büro HANSEN + PETERSEN in Dortmund, seit 2003 PETERSENARCHITEKTEN Dortmund | Berlin. Seit 2012 Professur an der Hochschule für Technik in Stuttgart, Studiengang KlimaEngeneering, FB Baukonstruktion und Entwerfen.
Realisierte Projekte (Auswahl): Allopro Medizintechnik in Gelsenkirchen, Deutschland (1991), IBA Pavillon Emschergenossenschaft in Bottrop, D (1994), Wohnhaus Bergerman in Welver, D (1996), Ruhr-Lippe-Verwaltungsgebäude in Dortmund (1998), Janke Roboterbau Technologies in Düsseldorf (2001), Wohn- und Geschäftshaus Friedrich-List-Platz in Leipzig (2001), Experimentelles Wohnen in Marl, D (2001), Porsche-Zentrum in Dortmund (2003), F40 – Geschäftshaus Friedrichstr. 40 in Berlin (2010), BBI – Airporthotel am Flughafen Berlin (2012).
Auszeichnugen (Auswahl): Deubau-Preis (1991), Architekturpreis der WestHyp-Stiftung (1992, 1994, 1996, 1998), Architekturpreis des BDA-Ruhr mit Norman Foster und Peter Kulka (1994), Holzbaupreis NRW (1995), Architekturpreis NRW (1995), BDA-Preis NRW (2002, 2003), best architects 2012.