Samstag, 24. Februar | 17:00

Pflegeheim Klösterle | Schule Kettenbrücke


Wie viele historische Objekte im Ortskern von Imst stand das Klösterle jahrzehntelang leer, obwohl der Bedarf an Grund und Boden im Inntal sehr hoch ist. Ein aufgelassenes Kloster als Nachbarschaft eines Pflegezentrums – dieser Leerstand bot das Potential der Belebung der brach liegenden Innenstadt. Der Ursprungsteil des Ensembles ist ein spätromanischer Kernbau aus dem 14. Jhdt., addiert mit einem gotischen Zu- und Aufbau, einem Ausbau in der Renaissance und einer barocken Erweiterung.
Der Abbruch von Erweiterungsbauten aus dem 19. Jhdt. und neuzeitlichen Wirtschaftsgebäuden schafften ein kleines Baufeld zwischen altem Kloster und Pflegezentrum. Darauf fügt sich ein Neubau als dezenter Nachbar an das zum Solitär bereinigte Denkmal. Die verschiedenen Funktionsbereiche von Pflegeheim, Tagespflege und betreutem Wohnen ergänzen sich als Nachbarschaft perfekt mit dem Altbestand. Die Umbauten und die Sanierung historischer Bausubstanz zeigen, dass selbst die Behindertenreglements im Denkmalschutz realisierbar sind und Bestand nicht museal ausgestellt wird, sondern alte Bausubstanz lebendig wird und dabei ihre Geschichte erzählen darf.

Abbruch und Neubau oder Sanieren? Diese Frage stand im Zuge der Arbeiten am Schulgebäude anfangs im Raum. Es gibt keinen Denkmalschutz, welcher die Abbruchfrage schnell beantwortet hätte. Es galt, die Stärken der ursprünglich gebauten Substanz zu suchen. Die jüngsten Bauarbeiten wurden als Sanierungsmaßnahmen tituliert. Genau genommen wurde aber sehr viel entfernt.
Das alte Hauptgebäude passt sich mit seiner Putz-Fassade den umliegenden Villen an. Im Süden grenzt eine Pfarrkirche mit einem Hauch von Beton-Brutalismus an. Diese Kontraste wurden am dazwischen gelegenen Gelenksbau mittels einer einheitlichen Fassade vereint. Das „Sammelsurium” der verschiedenen Bauphasen, Fassaden und Höhenentwicklungen wurde in einem zeitgemäßen Fassadenkleid aus transluzenten Polycarbonatplatten zusammengefasst. Im Innenraum fand ein „Abschminkprozess” statt. Raumstrukturen wurden durch Entfernen von Wänden neu geschaffen.
Die Entscheidung, dem Bestand wieder Qualität zu geben, folgte dem Gedanken, sich Herausforderungen zu stellen und einen Gebäudekomplex mit einem gesunden Ressourcenaufwand sensibel um- und weiterzubauen.
B.P.

Barbara Poberschnigg, geb. 1969 in Tirol. Architekturstudium an der TU Innsbruck und Wirtschaftsingenieurstudium an der Universität Vaduz, Liechtenstein. Mitarbeit u.a. im Büro M9/Peter Thurner. 2005–2015 Begründerin und Mitgesellschafterin parc ZT-GmbH. 2015 Gründung von STUDIO LOIS Architektur.