Samstag, 24. Februar | 15:15

Wohnprojekte Flarzett | Horben 7 | Aeschenplatz


Ausnahmesituationen und -konstellationen bieten im Wohnungsbau willkommene Anknüpfungspunkte für die Reflexion darüber, wie wir in Zukunft zusammenleben möchten. Im Aktionsfeld der sich verdichtenden Normierung und Standardisierung, in dem immer mehr Berater und Spezialistinnen die gleichgerichteten Programme für die Zukunft aus der Vergangenheit schöpfen, öffnen sie Turspälte für den Blick nach vorn.

Im Falle der Genossenschaftshäuser Flarzett in Elsau (Schweiz, 2012–2017) war es der Mangel an günstigem Baugrund im städtischen Raum, der ein Kollektiv zur Flucht nach vorn bewegte. Es installierte sich im Zentrum eines kleinen Dorfes, um andere Formen des Zusammenlebens zu erproben. Die Verschränkung von lokalen Traditionen mit zeitgemäßen Bedürfnissen hat hier eine eigene Wohntypologie generiert.

Das Atelierwohnhaus Horben 7 ersetzt ein abgebranntes Bauernhaus, das für ein Künstlerpaar in Uesslingen-Buch (Schweiz, 2018) notfallmäßig wiedererrichtet werden musste. Als ein zwischen zwei Betontürmen eingespannter Holzvierendeel-Träger formt es ein Hybridgerüst für die Kombination von Arbeiten und Wohnen. Es versteht sich als nach innen wachsender, wandelbarer Möglichkeitsraum.

Im jüngst gewonnenen Wettbewerb am Aeschenplatz 6 in Basel (Schweiz, 2023) war die Not des Klimawandels Motor für neue Strategien. Die großformatige Betonstruktur eines Schweizer Bankensitzes aus den 1980er-Jahren wird zu einem durchmischten Wohn-, Arbeits- und Freizeitquartier. Plötzlich geht es nicht mehr darum, die Vorgaben eines Programms umzusetzen, sondern „das Haus glücklich zu machen”.
A.S.

Astrid Staufer, geb. 1963 in Lausanne, Schweiz. Studium an der ETH Zürich. Seit 1994 Staufer & Hasler Architekten mit Thomas Hasler in Frauenfeld. Gastprofessorin ETHZ, Institutsleiterin ZHAW, Professorin EPFL und seit 2011 als Professorin und Forschungsbereichsleiterin für Hochbau & Entwerfen an der TU Wien.