MAN KANN NICHT NICHT KOMMUNIZIEREN (Paul Watzlawik). Was die Arbeit des Ausstellungsgestaltens besonders spannend macht, ist, dass sich mit jeder Ausstellung Neues auftut. Man lernt während der Arbeit! Oft sind es Themen, die einen vorher eher kalt gelassen haben – wie etwa bronzezeitliche Fürstengräber, Münzsammlungen oder Porzellanfiguren aus den 30er Jahren, die dann aber beim Näherkommen überraschend spannende und oftmals ganz neue Welten eröffnen. Die persönliche Lust an Geschichte, Geschichten und Inhalten ist wichtig für diese Arbeit.
MAN KANN IM RAUM NICHT NICHT INSZENIEREN. Ob nun eine radikal puristische "White-cube-Präsentation" oder eine stark theatralisch gestaltete Themenschau – jegliche Setzung impliziert eine Interpretation, die von den Besuchern mit allen Sinnen erlebt und wiederum weiter/anders interpretiert wird.
So erübrigt sich die Diskussion, OB inszeniert wird; es stellt sich die Frage nach dem WIE: Uns interessiert dabei die Suche nach dem Punkt, wo Form (Gestaltung) und Inhalt (Ausstellungsgegenstand) in ein Spannungsverhältnis geraten, das Diskussion oder Freude oder Unbehagen oder Überraschung erzeugen kann, gepaart mit der Frage, ob dies dem Thema gerecht wird.
Ausstellungsgestaltung ist eine Kunst der Übersetzung: Oft sperrige Inhalte sind in räumlich-atmosphärische Dimensionen zu übersetzen. Nähe, Distanz, Leere, Farbe, Helligkeit, Rhythmus, Ruhe, Überblick, Höhepunkt, Karthasis, Zeit, Verdichtung, Ironie, Spannung, Einfachheit, Überforderung ... sind dabei unsere Werkzeuge, ebenso wie der Einsatz der Erzählkraft des Ortes.
Ähnlich einer Theater- oder Filmproduktion ist das ein Kreationsprozess, in dem die Ideen verschiedenster Kreativer wie Kuratoren, Wissenschafter, Grafiker, Mediengestalter, Film- und Videoproduzenten, Texter, Ausstellungsbauer, Restauratoren, Museumspädagogen und nicht zuletzt die des Ausstellungsarchitekten zu einem Ganzen zusammengeführt werden müssen. Wobei die gelungensten Ergebnisse unserer Erfahrung nach dann entstehen, wenn sich jeder in den Bereichen des/der anderen einbringt und so im besten Sinne interdisziplinäre, multiple Autorenschaften entstehen.
In diesen Prozessen ist die Rolle des Gestalters häufig die des Generalisten. Neben den eigenen Kernaufgaben moderiert er die Kommunikation, fungiert als Berater für inhaltliche und nicht selten als Katalysator für gruppendynamische Prozesse. Eine Rolle, typisch für den Architekten, der Generalist und Spezialist zugleich sein muss – ein Spannungsverhältnis, das diesen Beruf so abwechslungsreich macht.
J.M.
Johann Moser, geb. 1961 in Waizenkirchen, Oberösterreich. HTL für Tiefbau in Krems. 1980–1986 Studium der Politikwissenschaften und Ethnologie an der Universität Wien. 1989–1994 Studium der Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste, Meisterklasse Bruno Gironcoli. Freischaffender Künstler.
2004 Gründung von BWM Architekten mit Erich Bernard und Daniela Walten.
2013 Gründung von bwm retail gmbh.
Museumsbau und permanente Ausstellungen (Auswahl): Volkskundemuseum Graz, Umbau und Neugestaltung Schausammlung (2003), Umbau Foyer und Wechselausstellungsräume Wien Museum, Wien (2006), Salzburg Museum, Neuaufstellung Schausammlung (2007), Archäologiemuseum Graz, Neubau und Gestaltung Schausammlung, Universalmuseum Joanneum in Graz (2009), Münzkabinett Universalmuseum Joanneum, Schloss Eggenberg in Graz (2009), Genussregal, Firmenmuseum + Shop, Neubau und Ausstellungserstellung, Vogau, Steiermark (2011), Literaturmuseum der ÖNB (gemeinsam mit PLANET architects und Perndl+Co) in Wien (2015), Virgilkapelle, Einbau Besuchererschließung – Wien Museum (2015).
Temporäre Ausstellungen (Auswahl): Niederösterreichische Landesausstellung in Horn und Raabs, Niederösterreich (2009), "Kampf um die Stadt" im Wien Museum im Künstlerhaus, Wien (2009), "Bogdan Bogdanovic – Der verdammte Baumeister" im Architekturzentrum Wien (2009), "Kokoschka. Das Ich im Brennpunkt" im Leopold Museum, Wien (2013), "Das Gold des Az W" im Architekturzentrum, Wien (2013), Niederösterreichische Landesausstellung 2015, Frankenfels, Niederösterreich (2015), "Experiment Metropole – 1873: Wien und die Weltausstellung" im Wien Museum (2015).
Aktuelle Projekte (Auswahl): Seminargebäude MA48 Rautenweg in Wien, Geschichtsportal und Kulturhof Güldener Krönbacken in Erfurt, Deutschland, Grätzlhotel in Wien, Erste Campus Bistro und Café in Wien, Schallaburg Empfangsgebäude, Niederösterreich.
Auszeichnungen (Auswahl): Niederösterreichischer Landeskulturpreis (2004), Geramb Rose, Volkskundemuseum in Graz (2004), Europa Cinemas Award, Cinema Paradiso in St. Pölten (2006), Österreichischer Museumspreis, Salzburg Museum (2008), best architects 14, Hotel Topazz (2012), AIT Award, Hotel Topazz (2014), Alpitecture Award 2015, 3. Platz (2015), Genussregal Vogau (2015), Architekten des Jahres (2015).
Weiterführende Links:
www.bwm.at