Aufgabenstellung: ein Museum für die umfangreiche, private Kunstsammlung des Industriellen Herbert Liaunig. Fernab aller urbaner Zentren soll das Gebäude Menschen anziehen und kontemplativen Kunstgenuss ermöglichen. Zugleich waren ein minimaler Budgetrahmen einzuhalten sowie niedrigste Betriebskosten zu ermöglichen.
Eröffnung 2008: Aus Kostengründen und zur Optimierung des Energiekonzepts liegen 95% der Kubatur unterhalb der Erde – der Erdaushub wurde auf dem Grundstück verteilt. Man betritt das Museum über das großzügige Schaudepot, den "Weinkeller der Kunst", und erreicht die helle Haupthalle an zentraler Stelle. Als Gegenpol zur kontemplativen Kunstbetrachtung finden die Besucher dramaturgische Höhepunkte durch die intensive Fokussierung auf die Landschaft. Niemals entsteht der Eindruck, sich unter der Erde zu befinden.
Kleine Erweiterung 2010: Der Bauherr konnte überzeugt werden, auf eine freistehende Halle am Waldrand zu verzichten, die er zum Abstellen von Geräten und zur Lagerung von Skulpturen benötigte. Stattdessen wurde mittels effizienter Schalungstechnik aus dem Gärungsbehälterbau ein kegelförmiger Raum betoniert, der sich in der Landschaft als kleiner Hügel abzeichnet. Ursprünglich als nicht öffentlicher Abstellraum errichtet, wurde der sakrale Raum bald als Ausstellungsraum für Skulpturen genutzt.
Denkmalschutz 2012: Das Museum wurde 2008 eröffnet und bereits im Dezember 2012 unter Denkmalschutz gestellt. Damit handelt es sich um das jüngste Bauwerk Österreichs, das als schützenswert eingestuft wurde.
Große Erweiterung 2015: Die bereits in der Wettbewerbsauslobung 2006 angedachte Erweiterung konnte 2015 abgeschlossen werden. Neben zusätzlichen Depotflächen und dem Skulpturengarten ist es nun vor allem der Wechselausstellungsbereich, der direkt beim Eingangsbereich angefügt wurde. Ein langer, unterirdischer Gang bindet nun auch das 2012 errichtete Skulpturendepot an. Im Anschluss an die Goldsammlung wurden eine Glas- und eine Miniaturensammlung unterirdisch angeordnet, die über eine lange Rampe erschlossen werden. Bei sämtlichen Maßnahmen lag ein Hauptaugenmerk darauf, Beziehungen nach außen zu ermöglichen. So wurden punktuelle Oberlichter, ein Glasportal am Ende des langen Ganges oder die Schaffung eines dreieckigen Atriums wichtige Aspekte des Konzepts. Der Wechselausstellungsbereich wurde durch die Einbeziehung der Bibliothek in Form einer eingeschobenen Galerie von 500 m² Ausstellungsfläche auf 700 m² frei gespannter Decke optisch vergrößert und dadurch dramatisiert.
querkraft
Jakob Dunkl, geb. 1963 in Frankfurt/Main, Deutschland. 1990 Architekturdiplom an der TU Wien. Mitarbeit bei Behnisch + Partner, Sepp Müller und Helmut Richter. Lehraufträge an der TU Wien, Institut für Hochbau II bei Helmut Richter, und an der Roger-Williams-Universität R.I., USA. 2002–2004 Sprecher der IG-Architektur. 2006 Mitautor des Baukulturreports im Auftrag der Österreichischen Bundesregierung, 2007 außerordentliches Mitglied des BDA Niedersachsen, 2010–2013 Sprecher der Plattform Baukultur. Seit 2014 Moderator der Baukultur-Doku-Serie "Meine Stadt" auf ARTE.
Realisierte Projekte (Auswahl): "Holzbaulofts" in Aspern D12, Wien (2015), Citygate Tower und Leopoldtower, Wohnhochhäuser in Wien (2015), U31 Passivwohnhaus in Wien (2010), Museum Liaunig in Neuhaus-Suha, Kärnten (2008/2015), Adi Dassler Brand Center in Herzogenaurach, Deutschland (2006).
Aktuelle Projekte (Auswahl): Museum für konkrete Kunst und Design in Ingolstadt, Deutschland,
Headquarter Hoerbiger in Wien, Wohnhochhaus BAT in Paris, Schulcampus ATT in Wien.
Auszeichnungen (Auswahl): Bauherrenpreis der Zentralvereinigung der Architekten (2009), Österreichischer Museumspreis (2011), Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit (2012), Biennale-Preis für internationale Architektur – Buenos Aires (2015).
Weiterführende Links:
www.querkraft.at