Wohnen auf dem Auhof Center versteht sich als Pilotprojekt zum Thema Nutzungsmix und Nachverdichtung. Durch eine Mehrfachnutzung von ursprünglich ausschließlich gewerblich genutzten Flächen wird wertvoller neuer Wohnraum geschaffen und so ein Beitrag zur sinnvollen Nachverdichtung von gut erschlossenem Stadtraum geleistet. Der Nutzungsmix bereichert das bestehende gewerbliche Umfeld und wertet dieses auf.
Die Aufgabe selbst, das Errichten einer Wohnanlage auf dem Dach eines Einkaufszentrums, stellt eine planerische und logistische Herausforderung dar. Die Entwicklung einer autarken Erschließung mit optimierten Fluchtwegslängen ist hier durch die enorme Kostenrelevanz gestaltgebend. Zwei voneinander unabhängige haustechnische Systeme sowie das Überlagern unterschiedlicher Konstruktionsraster von Geschäftsbereichen und kleinteiligen Wohnstrukturen mussten in Einklang gebracht werden. Zusätzliche Gestaltungsparameter sind die Lärmbelastung der Haustechnikaufbauten des Shoppingcenters, der Bundesstraße und der Westautobahn.
Aus diesen inneren und äußeren Rahmenbedingungen wurde ein Wohnkomplex in Form eines Vierkanthofes entwickelt, der 71 Wohneinheiten von 55 bis 100 m² um einen begrünten Innenhof gruppiert. Zweigeschoßige Maisonettewohnungen im Osten und Westen sowie ein je dreigeschoßiger Wohnbau im Norden und Süden bilden diesen Innenhof, als Herz der Anlage, mit großzügigen Gemeinschaftsflächen und Kinderspielplätzen. Sämtliche Wohnungen werden über diesen "Begegnungsraum" erschlossen.
Die zum Innenhof orientierten Maisonettewohnungen bilden eine Art Blick- und Schallschutzwand zu den angrenzenden Haustechnikaufbauten des Einkaufszentrums; der Geschoßwohnbau hingegen wird aus durchgesteckten Wohnungen mit Orientierung zum Hof auf der einen und Wienerwaldblick auf der anderen Seite gebildet.
Die Terrassierung der Anlage unterstützt die kommunikative Qualität der Hof-Zone und verstärkt nach außen die "Ablesbarkeit" des Wohnbaukörpers.
P.S.
Michael Gehbauer, geb. 1962 in Wien. Studium der Biologie, Geschichte, Handelswissenschaften, Volkswirtschaft. 1993 Magister der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Seit 1993 Tätigkeit in der Wohnbauvereinigung für Privatangestellte, ab 1999 Gesamtprokurist und ab 2004 Geschäftsführer. Seit 2002 Geschäftsführer der Privatstiftung zur Unterstützung und Bildung von ArbeitnehmerInnen. Weitere Funktionen: Geschäftsführer der GME Gasometer Mall Errichtungs- und Betriebs GmbH, der GMB Gasometer Mall Beteiligungs-GmbH, Obmann-Stv. der Wohnungsgenossenschaft Jakomini reg. Gen.mbH sowie Prokurist in den Firmen GPA Planungsgesellschaft mbH., Kleingasse Projektentwicklungs-GmbH und MPR – Mühlweg Projekt Realisierung GmbH.
Realisierte Projekte der WBV (Auswahl): Gasometer B in Wien (2001), Wohn- und Bürohaus in der Schlachthausgasse in Wien (2005), Wohnturm mit Aussicht in der Kundratstraße in Wien (2007), Sanierung Kauerhof in Wien (2008), Passivhaus in der Pernerstorfergasse in Wien (2011), Wohnhausanlage Karree Breitensee in der Hütteldorfer Straße in Wien (2014), Studierendenwohnheim GreenHouse – Seestadt Aspern (2015).
Auszeichnungen der WBV (Auswahl): Stadterneuerungspreis der Landesinnung Baugewerbe in Wien (1990, 1993, 1999, 2009), Preis für "Traumsanierung" des Umweltministeriums (1998), Österreichischer Bauherrenpreis der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs (1998), Green & Blue Building Award (2015).
Peter Sapp, geb. 1961 in Linz. Studium der Architektur an der TU Wien. 1998 Gründung von querkraft architekten mit Gerd Erhartt, Jakob Dunkl, Michael Zinner (bis 2004). 2004 Gastprofessor an der Roger Williams University Rhode Island, USA. Von 2006–2012 Professor an der Akademie der bildenden Künste in München.
Realisierte Projekte (Auswahl): Adi Dassler Brand Center in Herzogenaurach, Deutschland (2006), U31 Passivwohnhaus in Wien (2010), Aspern D12 – Holzbaulofts in Wien (2015), Citygate Tower und Leopoldtower in Wien (2015), Museum Liaunig in Neuhaus, Kärnten (2015).
Aktuelle Projekte (Auswahl): Museum für konkrete Kunst und Design in Ingolstadt, Deutschland, Headquarter Hoerbiger in Wien, Wohnhochhaus BAT in Paris, Schulcampus ATT in Wien.
Auszeichnungen (Auswahl): Bauherrenpreis der Zentralvereinigung der Architekten (2009), Österreichischer Museumspreis (2011), Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit (2012), Biennale-Preis für internationale Architektur, Buenos Aires (2015).