Ein neues Wahrzeichen für Liepāja
Der "Great Amber" ist ein monolithischer, konusförmiger, leicht verzogener Baukörper mit einer transparenten, bernsteinfarbigen Fassade. Die Fassade umhüllt das unregelmäßige Faltwerk der Betonkonstruktion, das sich um das wichtigste Architekturelement herum aufbaut: den großen Konzertsaal für über 1.000 Besucher. Dieser wird umschlossen von den Räumen des Symphonie-Orchesters Liepāja und den Ausbildungs- und Proberäumen der Musikschule. Die Durchmischung der Räume fördert den Austausch zwischen Künstlern, Studenten und Lehrenden. Ergänzt wird das Raumangebot von einem Kammermusiksaal unterhalb des Konzertsaals sowie dem Ballettsaal und der Experimentierbühne mit Foyer, Bar & Music-Club im 5. Obergeschoß.
Der Konzertsaal kann durch die Anhebung des Orchestergrabens und des Parketts auch für Kongresse, Ausstellungen und Empfänge genutzt werden. Zusätzlich steht mit der "Civita Nova" eine 2.000 m² große multifunktionale Veranstaltungsfläche zur Verfügung. Das entspricht der Idee, den "Great Amber" wie einen öffentlichen Stadtraum für die Bewohner Liepājas frei zugänglich und vielfältig bespielbar zu machen.
Das akustische Konzept wurde gemeinsam mit der Müller-BBM München unter Prof. Karlheinz Müller entwickelt. Ergebnis ist eine hervorragende Akustik, aufbauend auf dem ovalen, terrassenförmigen Weinbergprinzip. 14 innen hochglanzverspiegelte Röhren, die über das Dach hinausragen, leiten Tageslicht in den Konzertsaal. Dieses raffinierte Lichtkonzept schafft eine einzigartige Atmosphäre.
Licht ist auch an der Fassade des "Great Amber" ein wesentliches Gestaltungselement. Die bernsteinfarbenen Gläser sind an einer filigranen, korbartigen Stahlkonstruktion befestigt und tauchen den Raum in ein weich getöntes Licht. Nachts wird das Gebäude zum transparenten Leuchtkörper, der sein Inneres und seine unterschiedlichen Funktionen von außen sichtbar macht. Tagsüber spiegelt sich in den Gläsern der Außenraum in wechselnden Farben und Nuancen und schafft Stimmungsbilder von großer Prägnanz. Diese symbolhafte Wirkung unterstreicht, dass der "Great Amber" eine Verbindung mit der Stadt eingeht, die sowohl architektonisch als auch inhaltlich überzeugt. Er ist ein Wahrzeichen für das Liepāja von heute.
V.G.
Volker Giencke, geb. 1947 in Wolfsberg, Kärnten. 1966–1974 Architektur- und Philosophiestudium in Graz und in Wien. Danach Zusammenarbeit mit Merete Mattern in München und Berlin und Günther Domenig in Graz und Wien. 1981 Gründung des Ateliers "Giencke & Company Architects" in Graz, weitere Büros 1990 in Sevilla und 2004 in Riga. 1992–2015 Professor für Architektur an der Universität Innsbruck, Institut für Hochbau und Entwerfen. 2000 Gründung des ./studio3, Institut für Experimentelle Architektur. Zahlreiche Lehrverpflichtungen und Vorträge an internationalen Universitäten wie der YALE School of Architecture in New Haven, USA, der UCL Bartlett School of Architecture in London, der Columbia University in New York, dem SCIArch Southern California Institute of Architecture in Los Angeles oder der Universidad de Buenos Aires, Argentinien.
Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Architektur, der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs und der lettischen Architektenvereinigung sowie Ehrenmitglied des Bundes Deutscher Architekten BDA. Mitglied der Europäischen Akademie für Wissenschaft und Kunst.
Realisierte Projekte (Auswahl): Odörfer in Klagenfurt (1992), EXPO '92 Sevilla, Spanien (1992), Bundesrealgymnasium Kepler in Graz (1992), Wohnbau Carl-Spitzweg-Gasse in Graz (1994), Glashäuser Botanischer Garten der Universität Graz (1995), Hotel "Speicher Barth" an der Ostsee, Deutschland (1997), Abtei Seckau, Steiermark (2001), VOEST – Exhibition Center Linz (2001), Mozarteum Salzburg (2002), Ski Slope Tyrol Ischgl (2002), Lichtakademie Bartenbach, Innsbruck (2003), Mangalsala in Riga, Lettland (2007), RCC Riga Center in Tornakalns, Lettland (2009), Museum of Modern Art Taipei, Taiwan (2011), Gosan Public Library, Südkorea (2012), 360° Jakomini, Residential – Roof Extension in Graz (2013), Peach Park Shanghai, China (2014). Rauminstallation im Adambräu, Innsbruck (2015), Konzerthalle "Giant Amber" in Liepāja, Lettland (2015).
Auszeichnungen (Auswahl): Josef-Frank-Preis (1975), Friedrich-Zotter-Gedächtnispreis (1976), Preisträger der Shinkenshiku-Residential-Design-Competition Tokio (1977), Großer Österreichischer Wohnbaupreis (1992), Constructec-Preis Hannover (1993), Architekturpreis von Mecklenburg-Vorpommern (1998), Architekturpreis der Steiermark (1987, 1998) Architekturpreis von Kärnten (1991, 2000), Preis der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs (1987, 1991, 1994, 1998), Dedalo Minosse Preis Vicenza (2002, 2006), Fischer-von-Erlach Preis (2008).
Weiterführende Links:
www.giencke.com