Die gleiche Aufgabe verlangt an drei verschiedenen Orten nach drei verschiedenen Lösungsansätzen.
In einer villenartigen Umgebung im Innsbrucker Stadtzentrum soll in verschiedenen zusammenhängenden Baukörpern ein Lebensmittelmarkt Platz finden. Im Erdgeschoß einer Stadtvilla aus der Jahrhundertwende, einem Stöckelgebäude, einer ehemaligen Produktionshalle und einem pavillonartigen Zubau gilt es, Räume unterschiedlichen Charakters, Zuschnitts und unterschiedlicher Höhe zu einem Ganzen zu formen. Diese Rolle wird vorrangig vom Bodenbelag übernommen, dessen ornamentales Muster in verschiedenen Maßstäben und an verschiedenen Oberflächen als gestalterisches Element und einigende Kraft wirksam wird. Das Spiel der Farben erlaubt Assoziationen zur mediterranen Markthalle. Vorgelagert und als Ergänzung zum Markt liegt das elegante, lichtdurchflutete Caféhaus am Eingang und bringt Ruhe zum Verweilen. Außen bleiben die Bauteile autonom und präsentieren sich in unterschiedlichen, zueinander kontrastierenden "Kleidern".
Auf der grünen Wiese, im ländlichen Kontext neben einem Bauernhof, erlaubt ein Low-Budget-Projekt mit optimiertem Grundriss an einer schlichten 54 m langen und 14 m breiten Kiste mit ausgeklappten Ecken den rohen Charme der verwendeten Materialien wirken zu lassen: ein über einem Stahlrahmen schwebendes Dach aus Industrieleimbindern, von Stahlbetonscheiben ausgesteift und mit einer transluzenten, dämmenden Polycabonatfassade umhüllt, die bei Tag hermetisch wirkt und Schutz vor Sonnenlicht und Überhitzung bietet, sich in verschiedenen Licht- und Wettersituationen von matt bis glitzernd wandelt und bei Dunkelheit einen einladenden Leuchtkörper gibt, der die bunte Warenwelt nach außen zeigt.
Am Stadtrand von Meran, gegenüber dem Sportplatz und in der Nähe des Bahnhofs, bietet ein großzügiges, etwas verwinkeltes Grundstück Platz für den Flagship-Store Mpreis Italia. Die Gebäudegeometrie des Neubaus folgt den Grundgrenzen und umschließt als spitzwinkeliges "L" einen großzügigen grünen Innenhof. Hier sind die komfortable und lichtdurchflutete Parkebene mit der Geschäftsebene mithilfe von Rollsteigen fließend verbunden.
Der erdgeschoßige Baukörper für die Geschäfte ist fast zur Gänze verglast und präsentiert die Ware Lebensmittel im Schaufenster. Darüber spannt sich auf schlanken Stützen – dem Motiv eines traditionellen Marktes folgend – ein "Baldachin" zum Schutz vor Witterung, Sonne und Überhitzung im Sommer. Räumlich getrennt liegt oberhalb ein kompakter dreigeschoßiger Wohnbau.
S.B.
Silvia Boday, geb. 1975 in Meran, Italien. 1994–2001 Studium der Architektur an der Universität Innsbruck. 2003 Gründung des eigenen Ateliers. Seit 2009 verschiedene Lehraufträge an der Universität Innsbruck und an der TU Wien.
Realisierte Projekte (Auswahl): Haus K. an der Weinstraße in Tramin, Südtirol (2005), Dreifamilienhaus Dubis in Meran, Italien, mit Rainer Köberl (2007), Dachwohnungen in Innsbruck (2010), MPreis Weerberg, Tirol (2012), MPreis Retterwerk in Innsbruck, mit Hanno Vogl-Fernheim (2015).
Aktuelle Projekte (Auswahl): Südtiroler Siedlung im Pradler Saggen, Innsbruck.
Auszeichnungen (Auswahl): Internationaler Architekturpreis Neues Bauen in den Alpen, Auszeichnung (2006), Südtiroler Kunst- und Architekturpreis, 1. Preis (2009).
Weiterführende Links:
www.silviaboday.com