Samstag, 6. März | 15:00

Wohnbau Glanbogen


Die Wohnanlage der nach General Geoffrey Keyes benannten General-Keyes-Straße wurde kurz nach dem 2. Weltkrieg für amerikanische Offiziere und ihre Familien errichtet. Die Anlage war stark geprägt durch den Städtebau und die Architektursprache dieser Zeit, in der die Freiräume zwischen den radial angelegten Gebäudezeilen aus 20 dreigeschoßigen Gebäuden zu überdimensionalen Verkehrsflächen oder aber Abstandsflächen degradiert waren. Im Verlauf der Jahrzehnte etablierte sich durch das Wachstum eines mächtigen Baumbestandes eine neue Freiraum- und Lebensqualität in diesem Quartier, das weitgehend in seinem ursprünglichen Zustand erhalten blieb.

Nach sechs Jahrzehnten wurde die Notwendigkeit der Nachverdichtung immer größer. Es wurde zum Ziel, eine behutsame und zugleich qualitätsvolle Verdichtung zu erreichen, ohne den Charakter und die vorhandenen Qualitäten des Bestands zu zerstören. Insbesondere der großzügige zusammenhängende Grünraum und der alte, gut erhaltene Baumbestand standen dabei im Mittelpunkt der Herangehensweise an diese Aufgabe, die in enger Zusammenarbeit mit dem Gestaltungsbeirat der Stadt Salzburg und dem Bundesdenkmalamt entwickelt wurde.

Durch die Beibehaltung der ursprünglichen Kubatur und der charakteristischen Dachformen bleibt der Bestand weitgehend geschützt und wird behutsam durch Einschnitte erweitert. Im generalsanierten Bestand wird die Wohnqualität der Anlage durch den Einbau von additiven Elementen, z.B. Balkonen, und durch sensible Dachausbauten gesteigert.

Die vormals zahlreichen oberirdischen Parkplätze wurden in sieben Tiefgaragen mit rund 300 Stellplätzen unter das Terrain verlegt. Die neuen Gebäude, in Form von kompakten, polygonalen Punkthäusern, werden auf einem sogenannten „Luftgeschoß” – einem weitgehend offenen Erdgeschoß – aufgesetzt, um Durchlässigkeit und Verbindung zum Bestand zu vermitteln und gleichzeitig den Raum fließen zu lassen.

Eine klare Erkennbarkeit von „Alt” und „Neu” ist gewünscht und wird in Forum und Oberflächen sichtbar gemacht. Die Ausführung erfolgt in Beton und Holz. Die Fassaden wurden bewusst als Holzfassaden gewählt, sodass sich der Unterschied zu den Bestandsgebäuden in einer feinsinnigen Art widerspiegelt.
J. H. | K. B.

Karlheinz Boiger, geb. 1979 in Graz. Studium der Architektur an den TUs Graz und Berlin. Ab 1999 Mitarbeit im Architekturstudio Hohensinn Architektur, mittlerweile Partner. 2012–2014 Lehrbeauftragter für Entwurf am Institut für Architektur und Landschaft an der TU Graz. 2015 Gründung der „interdisziplinären Denkfabrik” breathe.earth.collective für neue und nachhaltige Wege im Spannungsfeld zwischen Architektur und natürlichen Ökosystemen. Geschäftsführer und Vortragender der Kooperation Seewood, die sich auf den Bereich der modernen und ökologischen Holzarchitektur spezialisiert hat. Seit 2019 Vorstandsmitglied der Zentralvereinigung der ArchitektInnen Steiermark.

Josef Hohensinn, geb. 1956 in Oberösterreich. Nach HTL für Hochbau in Linz Studium an der TU Graz. Schon während des Studiums Beginn selbstständiger Arbeit. 1990–1995 Universitätsassistent bei Professor Franz Riepl an der TU Graz. 1995 Gründung eines selbstständigen Architekturbüros. 1996 und 1997 Partnerschaft mit Professor Hubert Riess. 1998 Gründung des Büros Hohensinn Architektur in Graz.