Samstag, 7. März | 14:45

Umbau Hofgebäude am Rochusmarkt


Im Mittelpunkt meiner Arbeit steht die Revitalisierung bestehender Bausubstanz. Wer sich mit Bestandsobjekten beschäftigt, ist gefordert, geänderte Ansprüche mit vorgegebenen, räumlichen Dispositionen auszutarieren und individuelle, maßgeschneiderte Lösungen zu finden. Neuinterpretation des Bestehenden und unerwartete Raumfiguren sind das Ergebnis dieser Auseinandersetzung mit Gebäuden, die ursprünglich für andere Nutzungen errichtet wurden.
Bauen im Bestand heißt Entwerfen im Dialog. Dem Prozess des Weiterbauens am Bestand sind grundlegende Fragen der Architektur immanent: Was bedeutet Qualität, welche Eingriffe am Bestehenden sind zulässig, welche Sprache ist angemessen? Zweifellos gilt: je geringer das Niveau des Ausgangsmaterials, desto größer die gestalterische Freiheit.

Das Spektrum meiner bisher realisierten Projekte umfasst sehr unterschiedliche Facetten des „Weiterbauens”: von der Revitalisierung denkmalgeschützter Bauten bis zur Fertigstellung eines wenig inspirierten Rohbaus aus den 70er Jahren, von der Umnutzung einer ehemaligen Produktionshalle bis zum Umbau eines Kuhstalls in eine private Bibliothek. Allen Projekten gemeinsam ist der respektvolle Umgang mit dem Bestand, Sorgfalt bei der Auswahl der Materialien und Bedacht bei der Realisierung: Wer langsam baut, hat Zeit nachzudenken. Es sind Fragen nach der Angemessenheit der Mittel, der Bezugnahme auf den Ort und seine Geschichte und der Kontinuität des Bauens, die mich beschäftigen.
S.T.

Stefan Tenhalter, geb. 1964 in Graz. Studium der Architektur an der TU Graz. Assistent am Institut für Raumgestaltung an der TU Innsbruck. Seit 1999 (mit Unterbrechungen) freischaffender Architekt in Wien, Präsident von Docomomo Austria.