MARGIT ULAMA. Das Festival präsentiert ambitionierte Architektur. Es steht zugleich für die kritische Reflexion des zeitgenössischen Baugeschehens und stellt den Dialog unterschiedlicher Disziplinen und Sparten in den Mittelpunkt. All dies ist in zwei Programmschienen mit zahlreichen Vorträgen gefasst. Dabei werden ausgewählte Projekte vorgestellt, es werden Metaebenen der Architektur berührt und praktische bzw. pragmatische sowie politische Fragen des Bauens diskutiert. In diesem Sinn spannt sich der Bogen vom Festvortrag der renommierten irischen Architektin Yvonne Farrell bis zur brisanten Fragestellung der Talkrunde.
Die Programmschiene TURN ON PARTNER findet wie in den letzten Jahren am Donnerstag und Freitag statt, die Programmschiene TURN ON am Samstag. Im ersten Fall wird das Bauen als Produkt einer Zusammenarbeit und damit eines Netzwerks verstanden; es werden spezifische Themen des aktuellen Bauprozesses, aber auch der Baukultur fokussiert. Bei den Vorträgen der zweiten Programmschiene stehen die individuellen Entwurfsstrategien und -haltungen im Mittelpunkt, dargestellt anhand aktueller Bauaufgaben.
TURN ON PARTNER
Architektur ist ein Spiegel der Gesellschaft – ein Resultat der technologischen Entwicklungen, der ökonomischen Voraussetzungen, der soziologischen Veränderungen und der politischen Verhältnisse. Diese Vorträge lenken den Blick auf ausgewählte Themen des Bauens, zum Beispiel auf den Wohnbau unter den aktuellen Vorzeichen, auf die Entwicklung eines Objektes in der Stadt bzw. eines Stadtteils oder auf die avancierten Möglichkeiten von traditionellen Materialien. Höchst brisant ist heute das Thema Nachhaltigkeit und damit alternative Energiekonzepte. Die Gestaltung eines Raumes sowie Materialität, Haptik und Raumatmosphäre, aber auch die Gestaltung von Möbeln sind hingegen zeitübergreifend relevante Themen; Gleiches gilt für die Gestaltung mit Licht. Der Gebäudetypus Hochhaus erfährt derzeit eine Renaissance; technologische Innovationen eröffnen neue Wege.
TURN ON
Im Rahmen der ersten sechs Vorträge stellen ArchitektInnen aus Österreich, der französischen Schweiz und Mallorca höchst diverse soziale Wohnbauten vor. Die weite Spanne architektonischer Lösungen ist vor dem Hintergrund unterschiedlicher Kulturen zu sehen. Das Thema Umbau und Revitalisierung birgt, so zeigt sich, neben spezifischen gestalterischen Möglichkeiten für das Wohnen auch eminente politische Aspekte in sich.
Auch nach der Talkrunde illustriert jeder Vortrag eine individuelle Auffassung von Architektur. Dies reicht von minimalistischen, sogar brutalistischen Ansätzen über klassizistische Anklänge bis zur modernen Interpretation regionalen Bauens. Das Bauen in der Landschaft spielt ebenso eine Rolle wie das Bauen in der Kleinstadt. Den Abschluss bildet wieder der Programmpunkt TURN ON STUDIO mit ausgewählten Entwurfsarbeiten für Cagliari, Rovinj und St. Pölten.