Freitag, 6. März | 14:05

Bausteine nachhaltigen Bauens


Im September 2019 wurde in Wien die erste Wohnhausanlage im sozialen Wohnbau fertiggestellt, in der mit thermischer Bauteilaktivierung geheizt und gekühlt wird – das Projekt MGG 22 in der Mühlgrundgasse. Die großflächige thermische Aktivierung erfolgt mittels Rohrregistern in den Betondecken; die Flüssigkeit in den Leitungen kann dem Raum Wärme zuführen oder entziehen. Der Vorteil: Mit demselben System kann sowohl geheizt als auch gekühlt werden. Die durch den Klimawandel immer wichtiger werdende Gebäudekühlung wird so einfach und ressourceneffizient umgesetzt. Die Kühl- bzw. Heizmitteltemperatur wird nahe der Solltemperatur der Räume eingeregelt; das führt zu hoher Effizienz.

Die Temperierung erfolgt mittels Wärmepumpen, die mit Erd-Tiefensonden gekoppelt sind. Der Strom für den Betrieb der Wärmepumpen stammt aus Windkraftanlagen und wird – dank des Energiespeichers Beton – bevorzugt dann bezogen, wenn viel Windstrom verfügbar ist. Aufgrund der hohen Massen kann die Komforttemperatur mehrere Tage ohne Beladung gehalten werden; Beton ermöglicht als „Bauteilbatterie” die Zwischenspeicherung von Windenergie. Das Gebäude wird zum Teil der Energienetze und trägt zu deren Entlastung bei.

Die technischen Innovationen von MGG 22 sind wichtige Bausteine ökologisch nachhaltigen Bauens und Wirtschaftens für die Stadt der Zukunft. Gleichzeitig eröffnet sich eine neue Perspektive auf leistbare Energielösungen.

Die BewohnerInnen profitieren zudem vom hohen Komfort durch die Strahlungswärme des Niedertemperatursystems. Das Projekt MGG 22 ist ein wichtiger Schritt in Richtung CO2-neutrale Stadt.
P.T.

Sebastian Spaun, geb. 1968 in Salzburg. Studium der Kulturtechnik und Wasserwirtschaft an der Boku Wien. Seit 1998 Leiter der Abteilung Umwelt und Technologie der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie, seit 2015 Geschäftsführer der VÖZ.

Harald Kuster, geb. 1960 in Neumarkt, Steiermark. Kaufmännische Ausbildung. Seit 1996 Konzentration ausschließlich auf innovative Heizungsmodelle, speziell Nutzung von Speichermassen. 2010 Gründung von FIN – Future is Now Kuster Energielösungen.

Peter Thalbauer, geb. 1969 in Ostermiething, Oberösterreich. Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien und der University of Sydney. Assistent am Institut für Städtebau an der Universität Innsbruck. 2006 Gründung von Sophie und Peter Thalbauer Architektur.