Freitag, 6. März | 13:15

Wientalterrassen


Der im November 2018 von der ÖBB Immobilienmanagement GmbH und dem wohnfonds_wien gemeinsam ausgelobte Bauträgerwettbewerb in Wien 14., Käthe-Dorsch-Gasse, stellte sich gleich zwei überaus unterschiedlichen Herausforderungen der Zukunft. Erstens galt es, innovative und kostengünstige Wohnmodelle für die wachsende Gruppe der Alleinerziehenden in unserer Stadt zu entwickeln, um diese künftig stärker in puncto Wohnsituation unterstützen zu können. Die zweite Anforderung war die Entwicklung eines eigenständigen, nachhaltigen Energiekonzepts.

Das Siegerprojekt der WBV-GPA stellte sich diesen ambitionierten Aufgabenstellungen und gewann gemeinsam mit den beiden Architektenteams Christoph Lechner & Partner ZT GmbH und Berger + Parkkinnen Architekten mit dem Projekt „Wientalterrassen” den Wettbewerb und behielt zudem die Leistbarkeit für die zukünftigen BewohnerInnen im Fokus.

Hinsichtlich der Ökologie weisen die „Wientalterrassen” zwei herausragende Eigenschaften auf. Sie kommen nahezu zu 100% mit Energie aus erneuerbaren Energiequellen aus. Das innovative, effiziente Energiekonzept auf Basis eines Niedrigstenergiehausstandards ermöglicht auf aktuellem Stand der Technik eine von fossilen Brennstoffen autarke und nachhaltige Wärme-/Kälteversorgung der gesamten Wohnhausanlage. So erfolgt z.B. die Warmwasserbereitung mittels Abwasserwärmerückgewinnung und Wärmepumpen; die Beheizung des Wohnqaurtiers wird mittels Wärmepumpen und Solarthermieanlagen sichergestellt. Die Wärmeversorgung der Wohnungen erfolgt über die Decke. Im Sommer werden die eigenen vier Wänden ebenfalls über die Decke gekühlt und mit der generierten Abwärme die Tiefensonden regeneriert.
M.G.

Die städtebaulichen Gegebenheiten sind geprägt durch die schwierige vorliegende Stadtlandschaft zwischen der Westbahnschneise und dem Wientalband mit seinem Verkehrsaufkommen, die komplexe topographische Situation, den 180 Meter langen konischen Zuschnitt der Areals und den fordernden Genius Loci, der von uns verlangt, neue Narrative zu entwickeln, die ihm heute mit dem vorliegenden Programm gerecht werden. Zur Westbahn nach Norden ist die aus drei Bauteilen bestehende Anlage geschlossen, untereinander jedoch sind die Bauteile durch schlanke „Flügel” verbunden, die an drei Stellen durch „Fenster” zur Bahn geöffnet sind. Zum Wiental, nach Süden hin, werden die Baukörper terrassiert, die das große Gemeinsame – die „Wientalterrassen” – ermöglichen. Offene und „private” Höfe auf unterschiedlichen Niveaus schaffen Außenräume mit hoher Aufenthaltsqualität. Die Anlage ist im Süden durch eine begrünte Promenade erschlossen. Alle Hauseingänge sind eben erreichbar. Mit wenigen Fenster- und Balkonelementen, die verspielt positioniert werden, und durch ein Farbkonzept, das die Volumen akzentuiert, wird eine spezifische, freundliche architektonische Sprache entwickelt und ein dichtes, aber lockeres Stück Stadt kreiert.
C.L.

Michael Gehbauer, geb. 1962 in Wien. Studium der Biologie, Geschichte, Handelswissenschaften, Volkswirtschaft. 1993 Magister der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Seit 1993 Tätigkeit in der Wohnbauvereinigung für Privatangestellte, ab 1999 Gesamtprokurist und ab 2004 Geschäftsführer. Weitere Geschäftsführerfunktionen im WBV-GPA-Konzern sowie in der Privatstiftung zur Bildung und Unterstützung von ArbeitnehmerInnen.

Christoph Lechner, geb. 1966 in Wien. Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien und der Graduate School of Design an der Harvard University. Mitarbeit im Atelier Gustav Peichl, Mitbegründer Peichl & Partner 2001–2012. Seit 2012 Christoph Lechner & Partner.