Freitag, 4. März | 14:30

Vier Häuser in Berlin-Schmargendorf


Schmargendorf ist ein Berliner Stadtteil, der von innerstädtischer Blockrandbebauung über Siedlungsbauten vom Beginn des 20. Jahrhunderts sowie aus den 30er und den 70er Jahren übergeht in eine vorstädtische Bebauung mit Einfamilienhäusern, dazwischen aber auch Gewerbeflächen und Kleingärten aufweist. In diesem heterogenen Umfeld formieren sich 4 große Häuser, 2 mal 2 Typen, als freistehende Baukörper um einen offenen Block. Die Häuser enthalten je 60 bzw. 92 Wohnungen.

Die beiden mit ihrer Längsseite nach Nord-Süd orientierten Häuser sind axialsymmetrisch. Sie finden ihren oberen Abschluss in einem angedeuteten Giebel. Die Wände des anderen Haustyps, der nach Ost-West ausgerichtet ist, falten sich zur Straßenseite und sind mit kleinen Giebeln versehen. Zum Hof staffeln sich seine Außenwände in kleinen Schritten zurück und geben jeweils einen Balkon frei. Die Erschließung ist mittig konzentriert und raffiniert verteilt, handelt es sich doch um 12-Spänner mit einer beachtlichen Gebäudetiefe von 26 m zu 22 m, die dem Bebauungsplan entspringt.

Die Treppenhäuser sind natürlich belichtet. Über tief in die Baukörper eingeschnittene Loggien erhalten sämtliche Wohnungen Ausblicke in zwei Richtungen.

Neben der prägnanten Fernwirkung entwickeln die Fassaden beim Näherkommen durch ihre reichhaltigen Details eine ungewöhnliche Haptik. Die flächigen Verbände des Fassadenkleides sind in einem hellen Klinkerriemchen mit rauer Oberfläche hergestellt, die Leibungen der Fenster und die Stürze sind mit schwarzen bzw. blaugrauen glasierten Riemchen akzentuiert. Die Richtung der Klinkerverbände ist gegeneinander verdreht; sie werden zu einem fein gezeichneten Gewebe, das die Häuser kleidet.

Die Häuser wurden von 2017 bis 2020 geplant und ausgeführt. Sie haben insgesamt 16.565 m² Wohnfläche und enthalten 256 Wohnungen, jeweils zur Hälfte Eigentums- und Mietwohnungen.
A.F.

Antje Freiesleben, geb. 1965 in Sulzbach-Rosenberg, Deutschland. 1993 Diplom an der UdK, Berlin. 1994 Bürogründung Modersohn & Freiesleben Architekten, Berlin, 2004 Kunstpreis (Architektur) der Akademie der Künste Berlin. 2007 Stipendium der Dt. Akademie Villa Massimo Rom, Casa Baldi, Olevano, 2010 Vertretungsprofessur an der Universität Weimar. Seit 2014 Beirat der Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE, Berlin, seit 2018 Beirat im Beurteilungsgremium Genossenschaften der Senatsverwaltung Berlin. 2018–2019 Gastprofessur für Entwerfen, Università di Bologna. Seit 2017 Professur für Gebäudelehre und Entwerfen, Uni Siegen, Deutschland.

Jens Fricke, geb. 1963 in Köthen, Deutschland. Studium an der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar, Fachrichtung Baustoffverfahrenstechnik. Seit 1989 Tätigkeit in der Bau- und Baustoffbranche, u.a. als Fachberater und Verkaufsleiter. Selbstständiger technischer Berater und Key-Account-Manager WDV-Systeme. Seit 2016 Spezialisierung im Bereich Klinkerprodukte auf WDV-Systemen.