MARGIT ULAMA. Welchen Stellenwert hat Architektur in einer Zeit der Krise und Unsicherheit? In einer Zeit, in der die Pandemie und die Klimakatastrophe zu den bestimmenden Themen geworden sind? Die gebaute Umwelt bedeutet Schutz, Sicherheit und Beständigkeit. Sie steht für die Identität eines Ortes und erzählt seine Geschichte. Sie vermittelt Geborgenheit und stellt einen Reichtum an Ideen und Gedanken dar – den Reichtum der Tradition. Die gebaute Umwelt schafft einen lebenswerten Raum für den Menschen. Das heißt, Architektur kann all dies sein – wenn sie mit hohem Anspruch und Ambition verwirklicht wird. Und genau dieser Anspruch und die damit verbundenen vielfältigen Facetten des Bauens sind heute wichtiger denn je zuvor.
Vor diesem Hintergrund widmet sich das Architekturfestival TURN ON zu seinem zwanzigsten Jubiläum erneut dem Thema Baukultur im Allgemeinen und dem Themenschwerpunkt „Architektur schafft Identität” im Speziellen. Es stehen neue Aspekte des Bauens im Mittelpunkt der Vorträge und damit die drängenden Fragestellungen unserer Zeit. Dabei liegt ein Fokus auf der Frage des klimagerechten Bauens, ein weiterer auf klassischen Themen der Architektur wie Raum, Konstruktion und Ästhetik.

Margit Ulama, Festivalleiterin



TURN ON PARTNER


Am Donnerstag spannen die Vorträge der Partner einen Bogen vom Hochhaus beziehungsweise Wohnbau in Wien bis zu einem Bürokomplex, der ein ganzes Quartier in München neu definiert, und weiter zu einem Dorfzentrum in Tirol. Die Vorträge dokumentieren aktuell relevante Bauaufgaben und stellen avancierte konstruktive Systeme und Methoden vor. Die letztere Thematik wird am Freitag erweitert und kreist um das innovative Bauen mit Materialien wie Holz, Beton, Stahl, Aluminium und Glas. Vom Ziegel als traditionellem konstruktivem Baustein wird der Blick auf Klinker als Material der Bekleidung gelenkt. Auch die verschiedenen Technologien für die äußere Hülle eines Bauwerks resultieren heute aus weitreichenden Forschungen von Unternehmen. Es werden jeweils ausgewählte Referenzbeispiele präsentiert; dies gilt auch für die Themen Licht, Beschattung und modernste Software für Planung und Konstruktion.

TURN ON


Das Thema Wohnbau ist an allen drei Tagen präsent. Die Beispiele am Samstag könnten diverser nicht sein: Ein Gründerzeitblock wurde als „Smart Block” konzeptionell neu interpretiert. Ein Atelierhaus entfacht, ausgehend von einer einfachen Grundeinheit, ein räumliches Feuerwerk. Klar und stringent konzipierte Wohnhäuser bilden ein vorbildhaftes städtisches Ensemble. Ein solches Ensemble stellen auch drei neue Wohntürme dar. Gegenübergestellt werden diesen Projekten in Wien wiederum völlig anders konzipierte Wohnbauten in Paris und Berlin. Nach der Talkrunde geben Revitalisierungs- und Erweiterungsprojekte Antworten darauf, wie die historische Eigenart der Architektur erhalten und in eine neue Identität transponiert werden kann. Ein Schwerpunkt ist dabei der Bildungsbau, ein anderer das Thema Infrastruktur. Die beiden Vorträge im Rahmen von TURN ON STUDIO reflektieren zum Abschluss grundsätzliche Themen der Architektur aus dem Blickwinkel von Studierenden.