Freitag, 4. März | 11:15

Architekturausbildung als Gesellschaftspolitik?


Von der Landschaftsgestaltung über Städtebau und Raumplanung bis zur Objektplanung und der Gestaltung von Innenräumen: Das gesamtheitliche Berufsbild der ArchitektInnen prägt seit Jahrhunderten die zentraleuropäische Baukultur und damit auch entscheidend unsere Lebensrealität. Da sich die Ausbildungsstruktur natürlich maßgeblich auf das Berufsbild auswirkt, ist es essentiell, dass die Architekturausbildung einen generalistischen Ansatz verfolgt und die gesamte Bandbreite des Architekturberufs abbildet.

Gegenwärtig ist jedoch eine Zergliederung des Architekturberufs und der Ausbildung zu beobachten, wodurch der holistische Ansatz im Entwurfsprozess, der alle Detailaspekte integriert, nicht mehr gewährleistet ist. Die Aufrechterhaltung einer qualitativ hochwertigen und umfassenden Architekturausbildung ist auch essentiell, um diese auf europäischem Niveau zu halten und eine Anerkennung der Berufsausbildung im gesamten EU-Raum und darüber hinaus sicherzustellen.

Die Bundeskammer der ZiviltechnikerInnen hat sich in den vergangenen Jahren die Förderung des Nachwuchses an ArchitektInnen und ZivilingenieurInnen zum Ziel gesetzt. Seitens der Bundessektion ArchitektInnen wurde ein Think Tank „Architektur Ausbildung” ins Leben gerufen, dem ExpertInnen aus Lehre, Praxis und Berufsvertretung sowie Studierende aller österreichischen Architektur -Ausbildungsstätten angehören. Bei einem ganztätigen Kick-off-Workshop im Herbst 2021 wurden Kernthemen und grundlegende Problematiken im Spannungsfeld zwischen Lehre und Praxis diskutiert. Durch eine von der ExpertInnenrunde erarbeitete Umfrage bei Universitäten und Architekturbüros wurde in der Folge eine analytische Basis für die diskutierten Themen und Forderungen geschaffen. Im Zuge dessen wurden in Höhe von EUR 50.000,– dotierte Forschungspreise für Studierende und AbsolventInnen ausgeschrieben, deren Verleihung im Frühjahr 2022 stattfindet. Daniel Fügenschuh stellt die Initiative vor und präsentiert erste Ergebnisse der Umfrage.
A.B.

Daniel Fügenschuh, geb. 1970 in Innsbruck. 1998–2001 bei Michael Hopkins, an der London Metropolitan University und als selbständiger Architekt tätig. Ab 2004 eigenes Büro in Innsbruck. Vorsitzender der Bundessektion ArchitektInnen und Vizepräsident der Bundeskammer der ZiviltechnikerInnen.

Christian Kühn, geb. 1962 in Wien. Studium an der TU Wien und der ETH Zürich. Unterrichtet am Institut für Gebäudelehre der TU Wien; seit 2000 Vorstand der Architekturstiftung Österreich. Studiendekan der Studienrichtungen Architektur und Building Science an der TU Wien seit 2008; Vorsitzender des Beirats für Baukultur im Österreichischen Bundeskanzleramt seit 2015; Kommissär für den österreichischen Beitrag zur Architekturbiennale in Venedig 2014.