Freitag, 4. März | 13:15

Von der Industriebrache zum Wohnraum am Wasser


In Berlin-Grünau realisiert die BUWOG auf einer einstigen Industriebrache das Quartier 52° Nord. Bereits beim Start der Projektentwicklung im Jahr 2012 wurde ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept integriert. Dazu zählt neben Gründächern, einem effizienten Nahwärmenetz und der Förderung von Elektromobilität auch ein 6.000 m² großes bepflanztes Wasserbecken. Nach dem Modell der Schwammstadt wird das Regenwasser der umliegenden Grundstücke aufgefangen, biologisch gereinigt und durch Verdunstung wieder an den natürlichen Wasserkreislauf abgegeben.

Bis 2024 entstehen ca. 1.000 Miet- und Eigentumswohnungen in mehreren Teilprojekten. Das 2021 fertiggestellte Ensemble THE VIEW zählt dabei zu den architektonisch ausdrucksstärksten Bauwerken. Das Dreierensemble liegt an einer Uferpromenade mit Blick auf den Wasserlandschaftsraum Dahme. Im Mittelpunkt stand, diese Standortqualität maximal in Szene zu setzen. Aufenthaltsqualitäten für Erholung, soziale Interaktion und Gemeinschaftsgefühl sollen sich mit der Ruhe und Gelassenheit des Flusses verbinden.

Das Ensemble besteht aus drei Gebäuden. Haus II in der Mitte wurde von LOVE architecture and urbanism entwickelt. Dabei bildet die Frage „Wie könnte man eigentlich am Wasser wohnen?” den zentralen Entwurfsansatz. Eine großformatige, optisch schwebende, acht Meter tiefe Steganlage vor dem eigentlichen Gebäude führt die einzelnen Wohnungen ganz nahe zum Wasser – so dass Wohnung und Wasser scheinbar miteinander verschmelzen. Der Steg ist ein Hybrid aus privaten Balkonen bzw. Freiräumen und gleichzeitig Erschließungselement. Alle Wohnungen sind durchgesteckt und verfügen über zwei Himmelsrichtungen. Dies lässt die Bewohner Tages- und Jahreszeiten intensiv erleben. Naturqualität in ihrer Einzigartigkeit zu inszenieren ist die zentrale Entwurfsidee des Wohnhauses, während drei Materialien den Baukörper visuell prägen: Holz, Aluminium und Beton.

Flankiert wird dieses Gebäude von den Häusern l und lll, die von Pätzold Architekten konzipiert wurden. Die Fassaden aus schwarz lasiertem Holz und rötlichem Cortenstahl zitieren die Gestalt von Schiffsrümpfen, während die spitzwinkligen Gebäudekanten wie Schiffsbuge emporragen. Die Balkone mit Wasserblick haben alle eine individuelle Form, keiner gleicht dem anderen, während die Beplankung aus Holz und die Absturzsicherung aus Stahlnetz Bezug auf eine Reling nehmen. Die Architektur folgt zudem einer ökologischen Gesamtkonzeption und nachhaltigem Umgang mit Baustoffen aus Holztafelelementen mit Zellulosedämmung.
T.H.

Eva Weiß, geb. 1969 in Mönchengladbach, Deutschland. Bankkauffrau und Immobilienfachwirtin, seit 28 Jahren in der Immobilienbranche tätig. Seit 2015 bei der BUWOG, seit 2020 Geschäftsführung der BUWOG Bauträger GmbH in Deutschland. Mitglied im ZIA Regionalvorstand Ost, VBKI, BfW.

Christopher Pätzold, geb. 1966 in Erlangen, Deutschland. Studium der Architektur an der TU Berlin, Gründung von Pätzold Architekten 1997 in Berlin. Seit 2017 Geschäftsführung von PA GmbH Pätzold Architekten.

Mark Jenewein, geb. 1967 in Stuttgart, Deutschland. Studierte Architektur an der TU Graz. 1998 Mitbegründer des Architekturbüros LOVE architecture and urbanism, mit Büros in Graz und Berlin mit den Schwerpunkten Architektur, Städtebau und Interior Design.