Samstag, 9. März | 17:30

Drei Bauten für Bildung: Lienz | Neustift im Stubaital | Aspern


Schon die Bezeichnung dieser Bildungsbauten lässt darauf schließen, dass im dreidimensionalen pädagogischen Raum neue Wege beschritten werden. Die Schule im allzubekannten, nur bedingt motivierenden Sinn hat ausgedient. Die räumliche Aneinanderreihung von Klassenzimmern und Gängen, die ausschließlich während der Unterrichtseinheiten oder nur in den Pausen genutzt werden durften, ist passé.

Die Anforderung an Bildungsbauten geht nun weit über dieses bekannte starre Klischee hinaus. Marktplatz, Cluster, offenes Lernen, Teamräume, Lehrer*innencafé, Lesezonen, Homebases etc. formulieren plakativ den Anspruch an Räume, die mehr ermöglichen als den passiven Frontalunterricht. Pädagogische Konzepte werden formuliert und in Raumprogramme gefasst, die den Rahmen für Wohn- und Lebenssituationen für die Ganztagesbenutzung aufspannen. Schüler*innen werden zu selbständigen Akteur*innen, Pädagog*innen zu deren Begleiter*innen. Die Schule ist nun der Ort der aktiven Bildungsaneignung für alle und zu jeder Zeit.

Begründen die neuen offenen Raumkonzepte diesen längst gewünschten Paradigmenwechsel in der Pädagogik? Das Raumangebot kann und muss für neue pädagogische Wege unterstützend sein: Raumgrößen, -veränderbarkeiten und -aneignungen, öffentliche und private Bereiche schaffen die Möglichkeit, aktiv im Lernprozess eingebunden zu sein.

Die Raumordnungen erlauben verschiedene Settings: Individualbetreuung, Gruppenarbeit und übergreifenden Unterricht, aktive Bereiche und Ruhezonen. Ein Minimum an starren Wänden und ein Maximum an variablen Räumen sind dafür die Voraussetzungen. Überzeugen werden die neuen Bildungslandschaften durch die Möglichkeit der positiven und aktiven Aneignung der variablen Raumsequenzen.

Zu hoffen ist, dass Pädagog*innen die entsprechende Ausbildung und auch Unterstützung für den Unterricht in diesen offenen Räumen bekommen, damit das Potential für Schüler*lnnen und Pädagog*innen bestmöglich genutzt werden kann.
H.F.

Hemma Fasch, geboren 1959 in Graz. Architekturstudium in Graz, 1989 Diplom bei Prof. Günther Domenig, TU Graz. 1992–1998 Assistentin bei Prof. Helmut Richter, TU Wien, 2006–2007 a.o. Univ.-Prof. an der TU Wien. 2008–2010 Mitglied des Gestaltungsbeirates in Linz, 2014–2017 Mitglied des Fachbeirates in Wien. Seit 2017 Vorstandsmitglied bei ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich.