Das Siegerprojekt eines vom Wohnfonds der Stadt Wien ausgelobten Bauträgerwettbewerbs wird auf dem Areal der ehemaligen Remise der Wiener Lokalbahnen in Wien-Meidling realisiert. WBV-GPA und Neues Leben werden in Kooperation mit dem Grundstücksnachbarn ÖJAB (Österreichische Jungarbeiterbewegung) und dem neunerhaus ein Wohnheim für Lehrlinge und Alleinerziehende, Lehrwerkstätten, Seminar- sowie Unterrichtsräume errichten. Zum Schwerpunktthema „Wohnformen für allein – getrennt Erziehende” werden spezielle Wohnlösungen in Wohnungen, Clustern und in Form von temporären Wohnungen errichtet. Im Lebenscampus Wolfganggasse richten sich die Angebote an alle Generationen, vom Kindesalter (Kinderbetreuung) bis hin zum Lebensabend (Seniorenwohngemeinschaften).
M.G.
4 Baukörper mit 326 geförderten Wohnungen, Vernetzung von Wohnen, Ausbildung und Betreuung
Die Leitidee dieser urbanen Wohnhausanlage ist sowohl das Wohnen in unterschiedlichen Formen und Dimensionen als auch die Ausbildung von jungen Menschen und die Betreuung von Menschen in prekären Lebenssituationen.
Die Architektur nimmt die verschiedenen Maßstäbe des Ortes auf. Im weiten Raum des Wiener Gürtels tritt sie mit großen Maßstäben selbstbewusst auf. Die Vielfältigkeit des Bezirks findet sich in den unterschiedlichen Identitäten der verschiedenen Bauteile wieder, auf die das Volumen herabgebrochen wird. So entsteht ein neues Grätzel in der Stadt, welches von Baukörpern und Freiflächen gebildet wird, die sich als Grünflächen zum Verweilen über Spiel- bis zu Rampenflächen für Bewegung definieren. Vom markanten Gebäudeensemble mit Grünfassade direkt am Gürtel ausgehend, fächern sich die weiteren Baukörper mit ruhigen Oberflächen in die Tiefe des Bauplatzes auf. Jedes einzelne Gebäude hat vielfältige Angebote zu den Themen Wohnen, Bildung und Betreuung zu offerieren.
Die geplante Grünfassade dient nicht nur als Blickfang, sondern ist vielmehr eine ökologische Antwort auf das Thema „urban heat”. Die markante Remise ist formal und inhaltlich das Vorbild der Erdgeschoßzone. Sie trägt die Erinnerung des Ortes in sich. In den angrenzenden Ziegelbauten finden sich rund um den zentralen Festplatz Werk- und Ausbildungsstätten.
Zum Schlüsselthema „Wohnformen für allein – getrennt Erziehende” werden großzügige Flächen in Außen- und Innenräumen angedacht, welche weit über die pragmatische Funktion der Erschließung hinausgehen. Statt Gängen finden sich Flure mit Spielräumen im wahrsten Sinne des Wortes. Sie dienen als Treff- und Kommunikationsorte. Wohngruppen und Cluster sind für flexibel nutzbare Wohn- und Lebenswirklichkeiten bedeutsam. Gemeinschaftsräume mit Terrassen erweitern diese und unterstützen „kooperierendes Wohnen”.
GERNER GERNER PLUS. Architekten | M & S Architekten | YEWO Landschaftsarchitekten
Michael Gehbauer, geb. 1962 in Wien. Studium der Biologie, Geschichte, Handelswissenschaften, Volkswirtschaft. 1993 Magister der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Seit 1993 Tätigkeit in der Wohnbauvereinigung für Privatangestellte, ab 1999 Gesamtprokurist und ab 2004 Geschäftsführer. Weitere Geschäftsführerfunktionen im WBV-GPA-Konzern sowie in der Privatstiftung zur Bildung und Unterstützung von ArbeitnehmerInnen.
Christian Seethaler, geb. 1959 im Lungau, Salzburg. Studium der Architektur an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien, Masterstudium an der Cornell Universität (USA). Unterricht an namhaften Universitäten im In- und Ausland. Seit 2000 Partner in diversen kooperativen Verfahren (z.B. Kabelwerk, Sargfabrik Atzgersdorf, Wiesen Ost). 1984 Gründung des Büros Mascha & Seethaler (mit Christian Mascha). Seit 2005 Mitglied der Geschäftsleitung von M&S Architekten (Hauptbereich Strategie & Entwicklung).
Matthias Bresseleers, geb. 1979 in Antwerpen, Belgien. Studium der Architektur am Henry van de Velde Instituut, Antwerpen, und an der EARL Montpellier, Frankreich. Mitarbeit bei Gerner Gerner Plus. seit 2013. Partner bei Gerner Gerner Plus. seit 2018.