Samstag, 9. März | 15:45

Otto-Wagner-Spital Ost-Areal


Das heutige „Otto-Wagner-Spital” wurde 1907 als „Niederösterreichische Landes-Heil- und Pflegeanstalten für Geistes- und Nervenkranke” ,Am Steinhof’ eröffnet. Nicht wie manchmal angenommen Otto Wagner, sondern das NÖ. Landesbauamt unter Carlo von Boog und ab 1904 Franz Berger zeichneten für den Gesamt- und Ausführungsplan verantwortlich. Otto Wagner nahm jedoch, ausgehend vom Lageplan seines siegreichen Wettbewerbsprojekts für die Kirche, wesentlichen Einfluss auf die Anordnung der Pavillons.

Seine strenge Symmetrie erforderte die Terrassierung der gewachsenen Geländeformation. Dem östlichen Hang der Anlage, dem sogenannten Ost-Areal, wurden städtebaulich die dienenden Funktionen zugeordnet; mehrere Teilbereiche blieben unbebaut. Hier kam es zu einer jahrzehntelangen funktionalen und gestalterischen Verwilderung.

Um 2010 wurde eine dichte Bebauung mit einem Reha-Zentrum und mehr als 600 Wohnungen geplant. Schon beim Bau des Reha-Zentrums kam es zu massiven BürgerInnenprotesten. Die Stadtregierung stoppte danach alle weiteren Baumaßnahmen und installierte 2013 ein Expertengremium, das einen Katalog mit Empfehlungen zur Bebaubarkeit und Neuordnung des Ost-Areals unter dem Aspekt der schützenswerten Substanz des Gesamt-Ensembles verfasste.

In einer diskursiven Entwicklungsplanung – einem dreimonatigen mehrstufigen Workshop – erarbeiteten ausgewählte Architektinnen und Architekten einen Masterplan mit einer adäquaten „städtebaulichen Grammatik”. Mit vier Einzelgebäuden ist fast die Hälfte der wenigen Neubauten jetzt fertiggestellt, so dass eine Zwischenbilanz gezogen werden kann.
H.C. | C.K. | A.L. | W.N.

Hermann Czech, geb. 1936 in Wien. Student bei Konrad Wachsmann und Ernst A. Plischke. Ungleichartiges architektonisches und planerisches Werk; zahlreiche kritische und theoretische Publikationen zur Architektur. Freier Architekt in Wien.

Claudia König, geb. 1965 in Lustenau, Vorarlberg. Architekturstudium an der TU Wien. 2006 Gründung des Büros königlarch architekten gemeinsam mit Werner Larch. Zwischen 2008–2014 diverse Gastprofessuren an der TU Wien. Seit 2018 Mitglied des Grundstücksbeirats.

Axel Linemayr, geb. 1965 in Linz. Studium an der TU Wien. 1998 Gründung von pool Architektur mit Christoph Lammerhuber, Evelyn Rudnicki und Florian Wallnöfer. Zahlreiche Auszeichnungen, darunter der Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit 2017 für das neunerhaus, ein Wohngebäude für Obdachlose.

Werner Neuwirth, geb. 1964 in Bodenmühl, Kärnten. Studium der Malerei an der Akademie der bildenden Künste und Studium der Architektur an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien, parallel Assistent am Institut für künstlerische Gestaltung an der TU Wien. Seit 2000 eigenes Architekturbüro in Wien. Preis der Stadt Wien für Architektur 2013.