Freitag, 8. März | 14:30

Parkhotel und Parkappartements am Belvedere


Die Zusammenführung von Süd- und Ostbahnhof hat Grundstücksflächen geschaffen, die höchst gegensätzliche urbane Rahmenbedingungen aufweisen: Schloss Belvedere, Schweizergarten mit renoviertem 21er Haus und Arsenal einerseits, neuer Hauptbahnhof mit großem Gleiskörper, verkehrsintensive Straßenzüge und hohe städtische Verdichtung mit sehr unterschiedlichen architektonischen Sprachen und funktionalen Ansprüchen andererseits.

Die auf den ersten Blick kompakt erscheinende Bebauung gliedert sich in einzelne vertikale Baukörper auf hohen, schlanken „Pilotis”, die eine vielfältige polygonale Grundrissstruktur aufweisen. Das städtebauliche Konzept ist darauf ausgelegt, Durch- und Ausblicke sowie einen landschaftsgärtnerischen Freiraum zu schaffen. Die Originalität des Projekts besteht darin, dass die Gebäude vom Straßenniveau aus gesehen erst ab dem vierten bis sechsten Obergeschoß genutzt werden und dass sich die Kulturlandschaft des Schweizer Gartens im unbesetzten Freiraum fortsetzt. Die ersten Fenster liegen über den Baumkronen des Schweizer Gartens und den Umfassungsmauern der Bahn und erlauben somit je nach Orientierung interessante Ausblicke auf die Wiener Innenstadt sowie die landschaftliche Umgebung mit Wiener Wald und Schneeberg.

Die Baukörper bilden einen gestalterisch einheitlichen Gebäudeabschluss auf nahezu gleichem Höhenniveau aus, um die formale Einheit des gesamten Komplexes zu stärken. Kontrastierend zu der ruhigen Dachkante stuft sich das Bauvolumen im unteren Bereich vielfältig ab. Es entsteht ein spannungsreiches lebendiges Spiel von unterschiedlichen Freiräumen und Blickwinkeln.
Wesentlich zu der formalen Einheit des Entwurfs trägt die hausübergreifende, einheitliche Fassadengestaltung bei. Im Raster leicht variierend, zieht sich die Keramikfassade in gleicher Ausbildung über die Hotel- und Wohngebäude.
T.S.

Polygonale Untersicht aus Faserzement in 12 m Höhe
Das neue Hotel und die Parkappartements am Belvedere sind aus vielerlei Hinsicht ein Prestigeobjekt und überzeugen durch besondere Formen. Der vertikale Baukörper steht vorwiegend auf schlanken, runden „Pilotis”, die Versorgungs- und Treppenhäuser sind an den Ecken abgerundet. Eine Besonderheit ist auch die Untersicht des Gebäudes, die mit individuell gerundeten Eternit-Fassadenplatten verkleidet wurde und eine polygonale Struktur erhielt, bei der keines der angebrachten „Fassaden-Dreiecke” dem anderen gleicht.

Bereits in der Projektierungsphase stand das Team von Eternit vor großen Herausforderungen – nicht nur in Bezug auf die Anordnung der einzelnen Teile der Untersicht. Auch die Farbabstimmung der Bekleidung mit den Keramikelementen der Fassade und die statische Auslegung aufgrund der hohen Wind- und Soglasten erforderten viel technisches Verständnis und Detailarbeit. In der Realisierungsphase wurden alle Platten für die Untersicht im Eternit-Werk in Vöcklabruck vollständig nach Planmaß vorgefertigt und zugeschnitten, um den Montageaufwand bei gleichzeitig höchster Montagegenauigkeit möglichst gering zu halten.
C.P.

Thorsten Sahlmann, geb. 1970 in Boulogne-Billancourt, Frankreich. Studium an der TU Braunschweig. Mitarbeit im Büro Renzo Piano Building Workshop, Associate Architect seit 2010.

Christof Pohn, geb. 1981 in Vöcklabruck, Oberösterreich. Studium der Betriebswirtschaft an der LIMAK. Leiter Architektur und Objektmanagement bei Eternit Österreich. Vorstandsmitglied beim Österreichischen Fachverband für hinterlüftete Fassaden (ÖFHF).

NMPB Architekten wurde 2003 in Wien gegründet und ist verantwortlich für zahlreiche Bauten und prämierte Wettbewerbsbeiträge. Teilnahme an nationalen und internationalen Ausstellungen, Workshops und Architekturseminaren. Fachjuroren in verschiedenen Wettbewerbsjurys.