On the development in Belgium
The mission of the bouwmeester and his team is to ensure the quality of urban space, both architecturally and in terms of urban planning and public realm in the Brussels-Capital Region, thus driving forward Brussels’ ambitions in urban development. The bouwmeester is working in an independent position.
His main tool to stimulate architectural quality is organising design competitions – a transparent and qualitative way of choosing projects and project designers.
Another important instrument in political decision processes on urban policy is research by design, i.e. preliminary design studies. This supports the definition of the project during the preliminary phases and highlights future possibilities. As such, it is an important tool for introducing proactive and creative expertise in the political decision making on urban policy.
Also quality chambers stimulate the quality of projects that are in the preparatory phase of planning permission. They facilitate a professional dialogue between the architects, clients and the planning authority in order to bring about effective and transparent communication between the various bodies.
In my speech I also will be adressing the origin of the function of bouwmester, the situation of (public) architecture in Flanders until 1990’s and pressure to change, the new conception of the role since 1990’s in Flanders, Antwerp, Brussels, Charleroi, Ghent, and the actual themes on the agenda of urban policy, f.e. betonstop against urban sprawl, urban renewal of 20th century belt, the Productive City etc.
Kristiaan Borret


Wien – oder wann wird es endlich wieder so, wie es nie war?
Wien befindet sich in der größten Phase seiner Veränderung in der modernen Geschichte. Eine Bevölkerungszunahme um mehr als 300.000 Einwohner seit dem Jahr 2000 illustriert das eindringlich. Globale Brüche wie die Urbanisierung, die sich anbahnende Klimakatastrophe – ich vermeide bewusst den verharmlosenden Begriff des Klimawandels – oder internationale Wanderungsbewegungen verstärken das Empfinden, dass die Dinge in Bewegung gekommen sind.
Wie gehen wir mit dieser Veränderung um? Die Beantwortung dieser Frage führt auch über das Phänomen, dass Wien als einzige Großstadt immer auch ein urbaner Ausnahmefall in Österreich ist. Stadt oder Urbanität sind daher traditionell polarisierend in Österreich.
Der aktuelle Wachstumsschub in Wien wurde durch den Fall des Eisernen Vorhangs vor knapp 30 (!) Jahren eingeleitet. Die starke Beschleunigung der Zunahme der Bevölkerung ab Mitte der 2000er Jahre hat die Wiener Stadtplanung dazu veranlasst, nicht nur darüber nachzudenken, wo wir flächenmäßig wachsen können bzw. wie dieses Wachstum städtebaulich ausgeformt sein könnte, sondern insbesondere auch, welche urbanen, sozialen oder ökologischen Qualitäten wir schaffen können.
Damit hat die Wiener Stadtentwicklung versucht, Silos des tradierten Denkens hinter sich zu lassen und eingefahrene Gleise zu verlassen. Kooperative Verfahren im Städtebau auf lokaler Ebene, neue Methoden wie etwa Gender Planning oder die gegen den globalen Strich gebürstete Wiener-Smart-City-Strategie sind äußerer Ausdruck dieses Qualitätsanspruchs.
Und Stadt ist die Lösung, nicht das Problem.
Thomas Madreiter


Bodytalk – eine Vision zur Stadt der körperbezogenen Bewegung
Urbane Anthropologie verstehe ich als das Bewegen im städtischen Raum – und damit in wahrnehmbaren Raumgestalten.
Zu Fuß gehen, Radfahren und dergleichen ist die ideale und somit lebendige Stadtaneignung. Die Voraussetzung dafür ist eine attraktive Stadtraumgestalt und ein gemischt genutztes, räumlich-komplexes Stadtterrain. Der öffentliche Raum wird dann nicht als lästiger Widerstand oder Zeitverlust von A nach Z verstanden, sondern als eine alltägliche En-passant-Bereicherung – ein vielschichtiger „bodytalk” zwischen Baukörpern und Menschenkörpern. Die positiven Nebenaspekte für Gesundheit und Stadtökologie, indem nämlich täglich zehntausend Schritte gegangen oder zwanzig Minuten per Rad gefahren wird, sind institutionell wie wissenschaftlich abgesichert.

Instrumente zur Stadtvision
Das Ziel ist eine polyzentrische und gemischt genutzte Stadt. Die Instrumente für diese Stadtvision werden kooperativ und je nach Situation unterschiedlich eingesetzt. Sie sind reflexiv und analytisch und, was die Planung betrifft, prospektiv, also vorausschauend.
Die klassischen, etwas starren Instrumente bisheriger Stadtplanungen werden durch interaktive Beteiligungsprozesse ergänzt. Diese neuen Prozesse sind „dynamisch-kooperativ” – und keinesfalls mehr auf wirtschaftliche und urbanistische Kenngrößen wie Rendite und Dichte reduzierbar. Die Involvierung aller Beteiligten ermöglicht Wechselbeziehungen und erzielt im Rahmen eines kooperativen Entwicklungsprozesses bisher nicht vorstellbare Lösungen.
Erst eine solch kooperative Übereinkunft in einem „Masterplan/Leitbild” kann die Grundlage für rechtsverbindliche städtebauliche Pläne und Verträge, in weiterer Folge für Wettbewerbe sein. Stadt ist ein lebendiger Organismus und daher grundsätzlich kooperativ.
maxRIEDER

Kristiaan Borret, seit 2005 Professor für Urban Design an der Universität Gent. 2006–2014 Stadtbaumeister von Antwerpen. Seit 2015 Stadtbaumeister von Brüssel. Mitglied von Europan-Europe und des Qualitätszirkels für das Ile-de-Nantes-Projekt, Frankreich. Festvortragender von TURN ON 2018.

Thomas Madreiter, geb. 1967 in Radstadt, Salzburg. Studium der Raumplanung und Raumordnung an der TU Wien. 2005–2013 Assistent an der TU Wien, Stadtplaner in der Stadt Wien und im Finanzressort der Stadt Wien. Leiter der Magistratsabteilung 18 für Stadtentwicklung und Stadtplanung, Aufbau der MA 20 für Energieplanung und seit 2013 Planungsdirektor der Stadt Wien. Verschiedene Lehrtätigkeiten an der TU Wien.

maxRIEDER, geb. 1957, ist u.a. Architekt, Urbanist, Initiator des kollektiven Onlineblogs www.kooperativerraum.at und des Forums Zukunft Mittelstadt. Er lehrt an mehreren Universitäten in Österreich. Festvortragender von TURN ON 2016.