Architektur aus dem Ort
Städtische Räume sind in gesellschaftlicher und kultureller Hinsicht einem ständigen Wandel ausgesetzt. Das Thema Nachverdichtung gewinnt immer mehr an Bedeutung und stellt eine ökonomische Möglichkeit der Wohnraumschaffung dar. Im bestehenden Stadtgefüge zu bauen heißt, sich mit der direkten Umgebung, ihren Gesetzen und Menschen auseinanderzusetzen. Zwei Projekte unterschiedlichen Maßstabs zeigen Strategien der städtischen Verdichtung und individuelle Wohnformen in Auseinandersetzung mit der gewachsenen Stadt.
Blockrand Neu | Salzburg
Die Aufgabe bestand darin, ein für seine Bewohner nicht adaptierbares Gebäude entlang der stark befahrenen Ignaz-Harrer-Straße dem Stand der Technik entsprechend neu zu errichten. Die Bebauung musste als Schnittstelle zwischen Hauptverkehrsader und autofreier Wohngegend neu gedacht werden. Diese Dualität zeichnet sich nach außen hin durch eine Kombination aus Objekt und Blockrand ab. Präzise gesetzte Knicke strukturieren den Gebäuderiegel und ermöglichen individuelle Ausblicke in den neu geschaffenen Grünraum. Straßenseitig bildet die Schichtung aus begrünter Abstandsfläche und durchlaufender Erschließungshalle einen Übergang zwischen öffentlich und privat.
Dachaufbau Lederergasse | Wien
Die Nachverdichtung am Dach sehen wir als ökologische Möglichkeit, neuen Wohnraum zu schaffen. Bestehende Infrastruktur wird besser genutzt; oft wird alte Bausubstanz im Zuge eines Dachausbaus saniert und erhält einen neuen Wert für die Stadt. Die typischen räumlichen Qualitäten des Dachraumes, das Gefühl, „ganz oben” zu sein, wurden in ein Wohnkonzept übersetzt und die Konstruktion als Referenz zum alten Dachstuhl in Holz konzipiert. Die zwischen 50 und 90 m² großen Mietwohnungen breiten sich als zonierter „Einraum” über zwei Ebenen aus. Großzügige Lufträume interpretieren den Dachraum neu und bieten vielfältige räumliche Beziehungen innerhalb jeder Wohneinheit.
K.T.
Patrick Fessler, geb. 1972 in Innsbruck. Studium an der TU Innsbruck und der University of East London. Seit 2014 Lehrauftrag an der TU Wien, Abteilung für Hochbau und Entwerfen. Seit 2007 Geschäftsführer Triendl und Fessler ZT OG in Wien und Innsbruck.
Karin Triendl, geb. 1973 in Innsbruck. Studium an der TU Innsbruck und der TU Delft. Seit 2012 Lehrauftrag an der TU Wien, Abteilung für Wohnbau und Entwerfen. Seit 2007 Geschäftsführerin Triendl und Fessler ZT OG in Wien und Innsbruck.