Vorträge nonstop im RadioKulturhaus Wien. Samstag, 10. März 2007. 13.00 bis 22.00 Uhr.
"Turn On Partner"    Freitag, 9. März 2007. 13.30 bis 18.00 Uhr.
centrum.odorf
Ein Stadtteilzentrum für das „Olympische Dorf“ in Innsbruck
 
Das Bild Innsbrucks hat, nicht nur in der Wahrnehmung von außen, einen weißen Fleck: das "Olympische Dorf". Es weist alle Merkmale einer europäischen Stadtrandsiedlung auf und hat auch mit den gleichen Problemen zu kämpfen: fehlende Infrastruktur, mangelndes kulturelles Angebot, Monofunktionalität. Die Flächen zwischen den Blöcken, mit ihren endlos aneinander gereihten Sozialer-Wohnbau-Fenster, sind zerstückelt und trotz des großen Maßstabs ohne jede Großzügigkeit. Dieses bis zum Überdruss bekannte Bild trister Trabantenstädte liefert nicht selten auch den Hintergrund für soziale Konflikte, Frust und Gewalt. Ein Bild des ersten Blickes. Bei genauerem Hinsehen kann man aber auch eine andere Ebene entdecken: In der Auseinandersetzung mit einem Ort lernt man nicht nur die Realität der Verhältnisse zu akzeptieren – auf den zweiten Blick eröffnet sich die poetische Qualität dieses unsentimentalen und seltsam fremden Ortes.

Es wäre naiv zu glauben, mit einem besseren, "schöneren" Gebäude als den vorhandenen könne man die sozialen und strukturellen Probleme von Stadtrandsiedlungen lösen. Möglich ist bestenfalls, im umfassenden Zusammenwirken von Architekten mit Politik, Stadtplanung und Bauträgern eine Um-Interpretation eines Quartiers vorzunehmen. Dies wurde in Innsbruck versucht.

Der öffentliche Platz bildet das neue Zentrum des Quartiers. Er versteht sich weniger als romantische Reminiszenz an die traditionelle, gewachsene Stadt, sondern vielmehr als vitale Plattform des Alltagslebens. Alle öffentlichen Einrichtungen und alle Wohnungen werden von hier aus erschlossen.

Bestehende, jedoch abgenutzte Einrichtungen wie Mehrzwecksaal und Kindergarten wurden durch neue ersetzt, und zusätzliche, übergeordnete Nutzungen geschaffen: Jugendzentrum, betreutes Wohnen mit Tageszentrum, Vereinsräume, Quartiersgarage, Büroräume und Geschäftsflächen. Ergänzt durch den auffälligen Wohnturm soll so ein städtisches Alltagsleben auf dem Platz entstehen – ein Leben, welches sich bisher in den Zwischenräumen der Wohnblöcke und den amtlich begrünten Restflächen zu verlieren schien.
FLA.

Willi Frötscher, geb. 1962 in Innsbruck. Architekturstudium an der Hochschule für angewandte Kunst Wien und an der UCLA, University of California in Los Angeles. Universitätsassistent am Institut für Hochbau II, Prof. Helmut Richter an der TU Wien

Christian Lichtenwagner, geb. 1959 in Schmiding, Oberösterreich. Architekturstudium an der TU Wien und an der Architectural Association, London. 1991-00 Mitarbeit bei Ortner & Ortner (Projektleitung MQ Wien). Lehraufträge an der TU Wien und der Universität für angewandte Kunst Wien.

1996 Bürogründung in Wien.
Auszeichnungen für das "centrum.odorf": Otto Wagner-Städtebaupreis (2004), Bauherrenpreis der ZV (2006), Europan Implementation Prize (2006), Auszeichnung des Landes Tirol für Neues Bauen (2006) und Nominierung für den Mies van der Rohe Award (2007).

Realisierte Projekte (Auswahl): Haus P. in Bad Schallerbach (1994), Tanzquartier Wien, Studios (2001), Theater im Künstlerhaus in Wien, Foyer (2002), Dschungel Wien, Theaterhaus für junges Publikum in Wien (2004).

Weiterführende Links:
www.froetscherlichtenwagner.at
Projektliste in der nextroom architektur datenbank

   
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