Vorträge nonstop im RadioKulturhaus Wien. Samstag, 10. März 2007. 13.00 bis 22.00 Uhr.
"Turn On Partner"    Freitag, 9. März 2007. 13.30 bis 18.00 Uhr.
Gestalterische Ansprüche im Straßenbau
 
Die Realisierung von Bundesstraßenprojekten in Österreich stellt eine überaus komplexe und vielschichtige Materie dar. Dies lässt sich auch am Beispiel der S1 – Wiener Südrandstraße illustrieren.
Seit ihrer Verkehrsfreigabe ist die S 1, wie alle fertig gestellten Verkehrswege, eine Selbstverständlichkeit. Frequenzen mit Spitzen bis zu 40.000 Kfz pro Tag bereits in der ersten Betriebswoche belegen dieses Faktum. Die konkreten Planungen für die S 1 gehen jedoch bis in die 90-er Jahre zurück. Schon damals waren wir uns als Gesellschaft der Verantwortung bewusst, bei der Planung und Errichtung von Autobahnen und Schnellstraßen auch für deren schonende Integration in die Landschaft und Umwelt zu sorgen.

So auch bei den Planungen zur S 1 (damals B 301), die als erstes Schnellstraßenprojekt der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) unterzogen wurde. Damit prüfte man unter anderem die Folgen eines Eingriffes in den Landschaftsraum im Süden von Wien. Erklärtes Ziel war bereits damals die harmonische Eingliederung der Straßentrasse und ihrer Bauwerke (Brücken, Tunnelportale) in das Umfeld.
Unsere Zielsetzung war von Anfang an, Landschafts- und Objektgestalter mit einzubeziehen, um ein signifikantes Erscheinungsbild zu entwickeln, eine Art "Corporate Identity" für diese Schnellstraße.

Die realisierten Vorschläge der Architekten Günther Domenig und Hermann Eisenköck zusammen mit den für die Landschaftsgestaltung Verantwortlichen, Anna Detzlhofer und Max Rieder, sind beste Beispiele für den Versuch, "ein monofunktionales Verkehrsinfrastrukturband in eine kontextorientierte Raumstruktur zu verwandeln" (Detzlhofer / Rieder).

Die S 1 ist in vielfältiger Hinsicht richtungsweisend, galt es doch, die notwendigen bautechnischen Anforderungen mit der Architektur und der Landschaft harmonisch zu verbinden. So wurden Untertagebauwerke (Tunnel und Grünbrücken) im Einfahrtsbereich mit dreieckigen, dunkelgrauen Betonfertigteilen, die sich bügelartig vor den Tunnelportalen und Grünbrücken ans Gelände schmiegen, gestaltet. Für die Einfahrtsbereiche in die Tunnel wurde ein Oberlicht-Öffnungs-System mit Glas zur besseren Adaption des Auges entwickelt. Brückenportale wiederum strahlen bei Nacht als so genannte "Kinetische Felder". Selbst die gewaltigen Aushubmassen – die S 1 wird über weite Teile unter Niveau geführt – konnten gewinnbringend in die Landschaft integriert werden: mittels "Erdstädten", die zudem als Lärm- und Sichtschutz fungieren.

Diese erfolgreiche Realisierung des Siegerprojektes des damals ausgeschriebenen Architekten- und Landschaftsgestaltungs-Wettbewerbs bestätigt uns, diesen eingeschlagenen Weg auch bei anderen Straßenprojekten weiter zu verfolgen.
A. Sch.

Alois Schedl, geb. 1952 in Oberloisdorf im Burgenland. Studium des Bauingenieurwesens und der Raumplanung und Raumordnung an der TU Wien.

Tätigkeit in der Bundesstraßenverwaltung im Bundesministerium für Bauten und Technik (1979-1990) sowie im Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten (Straßenforschung, Abteilung für Investitions- und Ausbauplanung, Budgetabteilung). Leitung der Budgetabteilung der Bundesstraßenverwaltung (1983-1990).
Zuständig für die Belange des Straßenbaues im Kabinett der Bundesminister für Bauten und Technik (1982-1985). Berufung in den Vorstand der Wiener Bundesstraßen AG (Oktober 1985), Leitung als Generaldirektor (bis 1993). Vorstand bzw. Geschäftsführung der ÖSAG (seit 1993), Geschäftsführer der ASFINAG Bau Management GmbH (seit Jänner 2005).

Weiterführende Links:
www.asfinag.at
Projektliste in der nextroom architektur datenbank

   
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