TURN ON PARTNER im ORF RadioKulturhaus Wien. Freitag, 8. März 2013. 10.30 bis 18.30 Uhr.
TURN ON im ORF RadioKulturhaus Wien. Samstag, 9. März 2013. 13.00 bis 22.00 Uhr.
Festung Franzensfeste
 
"Begonnen unter Franz I. im Jahr 1833 – vollendet durch Ferdinand I. im Jahr 1838", so lautet die lateinische Inschrift über dem Tor der Festung. In knapp fünf Jahren haben über 6000 Arbeiter und Soldaten an einer der engsten Stellen des Eisacktales eine Sperranlage errichtet. Sie hat die Ausmaße einer kleinen Stadt und ist mit 20 Hektar Grundfläche die größte Festungsanlage des Alpenraumes. Mit dieser monumentalen Verteidigungsanlage wollten die Habsburger den als Folge der französischen Revolution um sich greifenden Veränderungen Einhalt gebieten. Die von Regimentsingenieur Franz von Scholl entworfene Anlage besteht aus drei autonomen Einheiten: dem oberen, dem mittleren und dem unteren Festungsniveau.

Die Festung wurde trotz ihrer imposanten Erscheinung letztendlich nie wirklich für Kriegszwecke verwendet. Im 19. Jahrhundert noch als Pulverdepot genutzt, ging sie 1918 in italienischen Staatsbesitz über und wurde bis 2003 vom Heer genutzt. Der originale Erbauungszustand wurde in diesem Zeitraum nur unwesentlich verändert – die Franzensfeste hielt eine Art "Dornröschenschlaf".

Nach der Übernahme durch das Land Südtirol eröffneten sich neue Möglichkeiten für die Erhaltung des Kulturdenkmals: Die ehemalige Verteidigungsanlage sollte zu einem Ort der Begegnung und des kulturellen Austausches werden. Grundgedanke bei der Revitalisierung war die Beibehaltung der Patina und Aura der Festung; sie wurde durch minimale Eingriffe nutzbar gemacht. Wenige, sorgfältig ausgewählte Elemente stellen neue Verbindungswege in der Anlage her und ermöglichen so ihre Nutzung als Ausstellungsfläche. Die Wahl der Materialien erfolgte in Abstimmung mit den örtlichen Gegebenheiten. Die Chromatik und die Materialität stellen "abstrakte" Bezüge zur bestehenden Architektur her, erlauben aber trotzdem eine klare Lesbarkeit der Eingriffe. Das Grundprinzip der Restaurierung "Altes ist alt – Neues ist neu" wird im Sinne einer Dialogfähigkeit zwischen historischem Bestand und zeitgenössischer Architektur erweitert.
M.S.

Markus Scherer, geb. 1962 in Wien. Gewerbeoberschule Bozen, Studium der Architektur in Wien und Venedig, 1991 Staatsexamen in Venedig. 1991 Beginn der freiberuflichen Tätigkeit, ab 2001 mit eigenem Büro. Befassung mit unterschiedlichsten Themen und Bauaufträgen, dabei v. a. "Bauen im Bestand". Vorträge im In- und Ausland, Teilnahme an Ausstellungen sowie Auszeichnungen und Publikationen. 2012/13 am Lehrstuhl für Baugeschichte und Denkmalpflege der Universität Innsbruck zum Thema "Bauen im Bestand" tätig.

Realisierte Projekte (Auswahl): Umbau Schloss Tirol – Ausbau zum Landesmuseum (2003), Umbau eines Gebäudes in Bozen zum Firmensitz der Firma Fri-El Green Power (2007), Umbau Festung Franzensfeste (2009), Umbau Stiftsplatz in Neustift/Vahrn – Kloster Neustift (2011), Umbau und Erweiterung der Kellerei Nals-Margreid in Nals, Südtirol (2011).

Aktuelle Projekte (Auswahl): Kindergarten in Latsch, Südtirol, Umbau Obere Festung (Festung Franzensfeste) zum Infopoint des Brenner-Basis-Tunnels, Umbau und Sanierung Grundschule und Kindergarten in Fangart, Südtirol, Einrichtung des Stadtmuseums Meran.

Auszeichnungen (Auswahl): Premio Oderzo der Gemeinde Oderzo (1998), Premio Zaffagnini der Architekturfakultät Ferrara (1999), Preis für Bauen in den Alpen (1999), Österreichischer Staatspreis (2000), Architekturpreis Dedalo Minosse von Vicenza (2008), Südtiroler Architekturpreis (2009), Premio Oderzo der Gemeinde Oderzo (2010), BSI Award, Nominierung (2010), Biennale Venedig (2010), Premio Dedalo Minosse (2011), Mies van der Rohe Award, Nominierung (2011), Premio le cattedrali del vino (2012), Best Architects 13 (2012).


Weiterführende Links:
www.architektscherer.it
Projektliste in der nextroom architektur datenbank

   
top