Vorträge nonstop. ORF RadioKulturhaus Wien. Samstag, 7. März 2009. 13.00 bis 22.00 Uhr.
"Turn On Partner"    Freitag, 6. März 2009. 13.30 bis 19.00 Uhr.
Justizzentrum Leoben
 
In heutigen Gefängnissen wird versucht, die Grundsätze der Überwachungsarchitektur mit einer "freundlichen Gestaltung" des Strafvollzugs in Einklang zu bringen. Dies gelingt jedoch eher selten, da die bestehenden Justizanstalten vorwiegend aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg stammen und daher oftmals nur adaptiert werden konnten. Das Justizzentrum Leoben ist ein Justizgebäude mit integriertem Gefängnis für 200 Insassen, das als Beispiel für einen modernen Weg des Strafvollzuges in Österreich steht.

Die Herangehensweise bei der Entwicklung von Gerichtsgebäude und Justizanstalt war das betonte Eingehen auf die "Nutzer", also auf Häftlinge und Bedienstete. Das Gerichtsgebäude – gleichsam als Schaufassade zur Stadt hin – stellt in seiner Ausführung als offenes, transparentes Bauwerk das neue Selbstverständnis der Justiz dar: kein "Justizpalast", sondern eine moderne, offene, lichtdurchflutete, bürgernahe "Servicestelle".

Bei der Entwicklung der Justizanstalt war der soziale Zugang äußerst wichtig: So wurde ein humanes und die Menschenwürde achtendes Bauwerk geschaffen, und gleichzeitig konnten die enorm komplexen und notwendigen sicherheitstechnischen Anforderungen erfüllt werden. Ein Mikrokosmos wurde erzeugt, der sowohl den Freiheitsentzug als auch ein verhältnismäßig "normales" Weiterleben gewährleistet. Dadurch sollte die meist langwierige Resozialisierungsphase der Häftlinge verkürzt werden. Eine bauliche Entsprechung zur Justizreform aus dem Jahre 1975 zu finden war der ausdrückliche Wunsch des Justizministeriums. In einer sehr intensiven Zusammenarbeit haben Architekt, Auftraggeber sowie Nutzer neue Formen für den humanen Strafvollzug entwickelt, darunter den Wohngruppenvollzug.

Nach den Erfahrungen, die mit diesem neuen Zugang in puncto Gefängnisbau am Justizzentrum Leoben gemacht wurden, konnten neue Gefängnisprojekte in Österreich sowie im Ausland in Angriff genommen und damit weitere Schritte in der Entwicklung eines modernen und humanen Strafvollzugs gesetzt werden.
J.H.

Josef Hohensinn, geb. 1956 in Oberösterreich. HTL für Hochbau in Linz. Architekturstudium an der TU Graz. Universitätsassistent bei Professor Franz Riepl an der TU Graz (1990–1995). Gründung eines selbständigen Architekturbüros (1995). Partnerschaft mit Professor Hubert Riess (1996–1997).
1998 Gründung Hohensinn Architektur in Graz.

Realisierte Projekte (Auswahl): Domplatz Linz (2009), Impulszentrum Zeltweg (2007), Justizzentrum Leoben (2004), Sport- und Freizeitanlage Bad Aussee (2003), Sport- und Freizeitanlage Stattegg (2003), GAK Trainingszentrum Graz (2004), Volpesiedlung Weiz (1999), Wohnanlage Kindberg (2001).

Aktuelle Projekte (Auswahl): Gemeindezentrum Lannach (2009), Wasserwerk Andritz (2010), Winterhafen Linz (2011), Justizvollzugsanstalt Heidering (2012), Justizzentrum Baumgasse Wien (ARGE Hohensinn-Neumann – Wettbewerb 1. Preis).

Auszeichnungen (Auswahl): Architekturpreis des Landes Steiermark (2004), Geramb Dankzeichen für gutes Bauen (1999, 2001, 2006, 2006), IOC/IAKS AWARD in Silber (2005), IPC/IAKS Sonderpreis für behindertengerechte Sportanlagen (2005), IOC/IAKS AWARD (lobende Erwähnung 2007), Steirischer Holzbaupreis (2001, 2003, 2005).


Weiterführende Links:
www.hohensinn-architektur.at
Projektliste in der nextroom architektur datenbank

   
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