Vorträge nonstop im RadioKulturhaus Wien. Samstag, 4. März 2006. 13.00 bis 22.00 Uhr.
"Turn On Partner"    Freitag, 3. März 2006. 15.30 bis 18.00 Uhr.
Aufstockung Arzthaus
 
Der Wohnbereich des Einfamilienhauses von Jörg Königseder, Gemeindearzt in Baumgartenberg, sollte vergrößert werden. Das Wohnhaus aus den späten Fünfzigerjahren war bereits in den Jahren 1977-80 von Helmut Richter und Heidulf Gerngross ebenerdig um einen Ordinationstrakt mit Hausapotheke erweitert worden. Nun wollte man über der Ordination das Wohnhaus westseitig um ein Schlafzimmer vergrößern. Im Zuge der fälligen Dachsanierung des Altbestandes wurde schließlich nicht nur dieser Bereich über der Ordination sondern das gesamte Wohnhausdach aufgestockt.

Mit dem Anspruch, zwei großzügige Räume unter einem Dach auf zwei Niveaus zu verwirklichen, wurde nach zahlreichen Versuchen die endgültige Form des Aufbaus gefunden und im Modell umgesetzt. Dabei spielte von Anfang an die Stahlkonstruktion eine große Rolle, die im Osten völlig ohne Stützen auskommt. Im Grundriss folgt die Außenhülle der Konstruktion in etwa den Mauern des Bestandes, wobei an der Westseite ein schräges auskragendes Vordach angebracht ist, das neben dem Witterungsschutz auch den Abschluss des nach Westen abfallenden Daches bildet. Wie beim ersten Anbau fiel auch diesmal die Entscheidung für zeitgemäße Bauweisen und Materialien, man wollte dem alten Massivbau mit einer leichten und weitgehend vorgefertigten Konstruktion begegnen. Im Innenraum sind in erster Linie Holzmaterialien mit natürlicher Oberfläche verwendet, um den offenen und großteils verglasten Räumen Behaglichkeit zu verleihen.

Der Bauherr hat mit seinem Verständnis das Projekt erst möglich gemacht und mit seiner Familie Mut zu einer auch statisch ungewöhnlichen Aufstockung seines Hauses bewiesen; besonders in einer kleinen Gemeinde, wo er als Arzt bekannt ist und mit seinem Projekt für Diskussion sorgte. Im Planungsprozess hat Familie Königseder dem Architekten volles Vertrauen entgegengebracht und nahezu alle Ideen von Helmut Richter mitgetragen, obwohl der Kostenrahmen schon sehr ausgereizt war. Das Projekt wäre ohne die intensive Auseinandersetzung des Bauherrn mit dem Architekten bzw. umgekehrt und ohne dessen unerschütterlichen Willen, die individuellen Lösungen umzusetzen, nicht möglich gewesen.
H.R.

Helmut Richter, geb. 1941 in Graz. 1969-71 Studium der Informationstheorie, System- und Netzwerktheorie an der UCLA, Los Angeles. 1971-75 Professor für Architektur an der École Nationale Supérieure des Beaux Arts, UP8, Paris. 1977 Gründung seines Ateliers in Wien, seit 2000 gemeinsame Projekte mit Architektin Silja Tillner.
Lehrtätigkeit: Gastprofessuren, Seminare und Vorträge im In- und Ausland. Seit 1991 Professur an der TU Wien am Institut für Hochbau II.

Auszeichnungen: Adolf-Loos-Preis (1998), Europäischer Stahlbaupreis (1995), Bauherrenpreis für die Hauptschule der Stadt Wien (1995), Architekturbiennale Venedig (1991), Bauherrenpreis für die Wohnanlage Brunner Strasse (1990).

Realisierte Bauten in Wien (Auswahl): Restaurant Kiang I (1984-85), Wohnanlage Brunnerstrasse (1986-90), Hauptschule der Stadt Wien am Kinkplatz (1992-94), Kiang III (1996-97), Wohnbaukomplex Grundäcker (1996-99).


Weiterführende Links:
helmutrichter@chello.at
Projektliste in der nextroom architektur datenbank

   
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