Vorträge nonstop im RadioKulturhaus Wien. Samstag, 4. März 2006. 13.00 bis 22.00 Uhr.
"Turn On Partner"    Freitag, 3. März 2006. 15.30 bis 18.00 Uhr.
Wohnungen und Bauernhaus im Zillertal
 
Ramsau liegt im hinteren Zillertal, nahe Mayrhofen, und ist wie viele alpine Ferienorte geprägt vom Gegensatz der bescheidenen, einfachen Bauernhäuser einerseits und den wuchtigen "regionalistischen" Tourismusbauten andererseits.

Das ererbte Bauernhaus aus dem 19. Jahrhundert wurde behutsam renoviert und mit geringfügigen Eingriffen den Wohnbedürfnissen der jungen Bauherrin angepasst. Der seitlich angebaute und mehrfach veränderte Stall hingegen wurde abgetragen und durch einen Neubau mit Mietwohnungen ersetzt. Das Verhältnis der beiden Baukörper zueinander – feingliedriges Hauptgebäude zu schlichtem Nebengebäude – wurde gewahrt. Der Baukörper des Wohnhauses entspricht dem des ursprünglichen Stallgebäudes; der neue Bauteil sichert die Spuren des Alten und zeugt nun von einer gelassenen und selbstbewussten Art des Weiterbauens und Verwandelns. Das alte, unbehandelte Holz der abgetragenen Scheune (und eines aufgelassenen Stadels in der Nähe) wurde sichergestellt und zur Einkleidung des neuen Wohnhauses verwendet.

Bauernhaus
Der von außen sichtbare Eingriff am ehemaligen Bauernhaus besteht einerseits aus dem Rückbau im Bereich des Obergeschosses, wo die Putzschicht auf der Blockwand – aus der Zwischenkriegszeit – entfernt wurde, und andererseits aus dem Einbau neuer Fenster und Türen auf Grundlage der alten Profile.
Der unsichtbare Eingriff war beträchtlich, das Gebäude wurde unterfangen und neu fundiert, die Erdgeschosswände und die Decke mussten ersetzt werden. Die Blockwände erhielten eine Innendämmung, die ursprüngliche, über 45° steile Stiege wurde durch eine flachere Stiege aus Lärchenholz ersetzt. Der Dachraum bildet eine offene Wohnhalle.

Wohnungen
Das Wohnhaus ist ebenso wie das Bauernhaus nicht unterkellert und besteht aus Erdgeschoss, Obergeschoss und Dachgeschoss und ist in Massivbauweise ausgeführt. Neben einer kleinen Wohneinheit befinden sich im Erdgeschoss die gemeinschaftlich genutzten Räume, wie Lagerräume, Waschküche und Haustechnikraum.
Um die geschlossene Wirkung des Baukörpers zu verstärken, wurden die Freibereiche zu den Wohnungen im Ober- und Dachgeschoss als Loggien nach innen gestülpt.
Die Schiebetore der alten Scheune finden eine Entsprechung im neuen Gebäude in Form von Schiebeläden vor den Fenstern, und zwar auf allen vier Seiten.
Die Außenwände sowie Fensterläden sind mit den unbehandelten alten Brettern bekleidet.
M.F.

Martin Feiersinger, geb. 1961 in Tirol. Architekturstudium an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien und an der Rice University in Houston, 1989 Bürogründung in Wien.

Realisiert wurden mehrere Wohnbauten und Einfamilienhäuser, ein städtisches Kindertagesheim in Wien (1998), ein Geschäftshaus in Stumm (1997) und verschiedene Umbauten. Erstellung von Bebauungsstudien und städtebaulichen Konzepten, zahlreiche Wettbewerbsbeiträge. Förderungspreis der Stadt Wien für Architektur (2000).

Das Projekt "Wohnungen und Bauernhaus im Zillertal" wurde mit folgenden Preisen ausgezeichnet: Bauherrenpreis der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs (2004), Auszeichnung des Landes Tirol für Neues Bauen (2004), Archi-Europe Preis für Fassadengestaltung in Belgien (2005), Anerkennung beim BTV Bauherrenpreis für Tirol (2005).


Weiterführende Links:
www.arching.at/feiersinger
Projektliste in der nextroom architektur datenbank

   
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