Vorträge nonstop. ORF RadioKulturhaus Wien. Samstag, 12. März 2011. 13.00 bis 22.00 Uhr.
"Turn On Partner". TU Wien | Kuppelsaal. Freitag, 11. März 2011. 13.00 bis 19.00 Uhr.
Frauenwohnprojekt [ro*sa] Donaustadt
 
Als kurz vor Jahresende 2009 das Frauenwohnprojekt [ro*sa] Donaustadt eröffnet wurde, ging eine lange Projektgeschichte zu Ende. 2003 hatten die ArchitektInnen das Projekt initiiert; man orientierte sich dabei an fortschrittlichen Wiener Wohnhaustypologien der 1920er Jahre, die berufstätigen Frauen ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht hatten. Das Interesse an einem Frauenwohnprojekt in Wien war von Beginn an groß. Ein Verein formierte sich, eine Gruppe von dreißig Frauen organisierte gemeinsam mit den ArchitektInnen wöchentlich moderierte Workshops und erarbeitete alle relevanten Inhalte wie die Art des Gemeinschaftslebens, rechtliche Grundlagen, die Vorstellungen von älteren Frauen oder Modelle eines sozialen Ausgleichs innerhalb des Projekts.

Selbstinitiierte Projekte sind jedoch am Wiener Grundstücksmarkt schwierig zu realisieren. Nach Jahren erfolgloser Grundstückssuche half schließlich die Stadt Wien. 2008 wurden ein passendes Grundstück und eine aufgeschlossene Genossenschaft gefunden – ein Projekt für vierzig Wohnungen konnte so nach den zuvor entwickelten Theorien realisiert werden. Kernstück des viergeschossigen, langgestreckten Hauses bildet nun ein drei Meter breiter, über drei Geschosse reichender "Passagenraum". Er fungiert wie eine belebte Dorfstraße, kann temporär als Galerie genutzt werden, dient als großer Kinderspielraum und erweitert die teils knapp gehaltenen Wohnungen.

Ergänzt wird der Passagenraum durch eine Reihe von Gemeinschaftsräumen, die sich durch das ganze Haus ziehen: eine Werkstatt, ein Workshopraum mit Gemeinschaftsküche, ein Vereinsbüro, in dem eine feministische Bibliothek aufgebaut wird, eine Waschküche mit Ausgang auf die gemeinschaftliche Dachterrasse, Hochbeete für Gemüseanbau und eine Sauna.

Die Wohnungen selbst unterscheiden sich von herkömmlichen Wohnungen durch das Fehlen eines klassischen Wohnzimmers: Stattdessen dient eine zentrale, offene Wohnküche als Erschließungsraum für neutral zugeschnittene Zimmer. Größere Wohnungen erhalten eine Sollbruchstelle und einen zweiten Schacht für eine nachträgliche Teilung. Kleinsteinheiten garantieren neben großen Wohnungen für Patchworkfamilien oder Wohngemeinschaften die soziale Durchmischung.

Das erhoffte Solidaritätsmodell funktioniert, Gemeinschaftsräume werden genutzt, der Passagenraum ist belebt, und mittels Aktivitäten von Tauschbörse bis Nachbarschaftshilfe wird jeder Isolation vorgebeugt.
S.P.

Roland Koeb, geb. 1955 in Wolfurt, studierte Architektur an der Universität für angewandte Kunst in Wien.
Sabine Pollak, geb. 1960 in Graz, studierte an der Technischen Universität in Wien.
Gemeinsam unterrichteten sie als GastprofessorInnen an der University of Michigan in den USA, an der Bauhaus-Universität in Weimar und am Polytecnico in Mailand. Seit 2008 leitet Sabine Pollak die Abteilung für Architektur/Urbanistik an der Kunstuniversität in Linz. Seit 2009 entstehen Projekte und Wettbewerbe auch als Arge Köb&Pollak °Alexander Schmoeger Architektur.

Sabine Pollak und Roland Koeb planen, forschen und lehren gemeinsam seit 1995 in den Bereichen Wohnbau und Wohntheorien, Büro- und Industriebau sowie Stadt- und Genderforschung.

Realisierte Projekte (Auswahl): Bürotrakt Collini in Hohenems (1999), Produktionshalle Collini in Hohenems (2001), Therapeutische Wohngemeinschaft in Ebenfurth (2006).

Aktuelle Projekte (Auswahl): Wohnbau BOA in OASE 22 in Wien Stadlau, Betreubares Wohnen in Spillern.

Auszeichnungen (Auswahl): ÖGUT Umweltpreis (2004), Vorbildliches Bauen in NÖ (2010), ZV Bauherrenpreis, Nominierung (2010).


Weiterführende Links:
www.austria-architects.com/koebpollak.html
Projektliste in der nextroom architektur datenbank

   
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