Vorträge nonstop. ORF RadioKulturhaus Wien. Samstag, 12. März 2011. 13.00 bis 22.00 Uhr.
"Turn On Partner". TU Wien | Kuppelsaal. Freitag, 11. März 2011. 13.00 bis 19.00 Uhr.
U2-Stationen Donaumarina bis Aspernstraße
 
Mich interessiert Musik, die einfach und direkt ist, Musik, die improvisiert wird, nicht jene, die durchkomponiert ist. Diese Vorliebe entspricht meinen Interessen, auch in der Architektur. Ich suche nach dem Einfachen und direkt Wirkenden. Theoretische Hintergründe interessieren mich, haben aber für mich in der Entstehung eines Entwurfes nur die Rolle von Substraten.

Beim Entwurf eines Infrastrukturbauwerks wie der Verlängerung der U2 ist – im Unterschied zu den meisten architektonischen Aufgaben, bei denen der architektonische Entwurf frei und autonom entstehen kann – die Formgebung nicht zentraler Ausgangpunkt, sondern Endpunkt, basierend auf vielfältigen technischen Vorplanungen.

Der Verlauf des Projekts erfordert es, das erarbeitete Konzept durch Weiterentwicklung abzusichern und gleichzeitig gegenüber Abänderungsanforderungen zu behaupten. Es muss daher in sehr frühen Planungsphasen gelingen, den Entwurf auf eine robuste Basis zu stellen, um ein architektonisches Ganzes am Ende erzielen zu können. Diese konzeptionelle Rigidität birgt die Gefahr, in eine "masochistische", selbstquälerische Formfindung zu münden und ästhetische Brutalitäten zu erzeugen.

Vor allem ist jedoch neben der angestrebten Einfachheit des Bauwerks die Wahrnehmung durch die Benutzer das entscheidende Kriterium der architektonischen Qualität. Nicht ein Superzeichen in den städtischen Kontext zu stellen, sondern ein Gebäude mit hohem Servicewert zu entwerfen, ist das Ziel.

Um für die Architektur den notwendigen formalen Freiraum zu erreichen, ist spontanes, improvisiertes Handeln im Zuge der Errichtung bei diesen Großprojekten nicht möglich, vor allem auch aufgrund vertraglicher Implikationen mit massiven finanziellen Auswirkungen. Was benötigt wird, sind die Fähigkeiten eines Entfesselungskünstlers, der im Überwinden der Fesseln eine positive und wesentliche Leistung sieht. Die Systemzwänge schnüren die Bewegungsfreiheit der Architekten stark ein – dies darf im Ergebnis jedoch nicht spürbar sein.
P.K.

Paul Katzberger, geb. 1957 in Wien. Architekturstudium an der Akademie der bildenden Künste Wien (Meisterklasse Prof. Peichl) und an der Universität Venedig (Entwurf Prof. Aldo Rossi). Mitarbeit bei verschiedenen Architekturbüros (E. Wörle, H. Hollein, R. Krier, H. Czech, Aldo Rossi). 1986–1988 Gastprofessor an der Rhode Island School of Design, USA. 1989 Bürogründung Architekt Katzberger ZT-GesmbH.
Seit 1978 Zusammenarbeit mit Karin Bily.

Realisierte Projekte (Auswahl): EVN-Kundenzentren in Krems, Wr. Neustadt, St. Pölten und Mödling (1997), NÖ Landesbibliothek St. Pölten (1997), EVN-Kraftwerk Theiß in Gedersdorf (1999), Bahnhof Wr. Neustadt (2004), Verlängerung U2 in Wien (2010).

Projekte in Arbeitsgemeinschaft mit M. Loudon und J. Habeler: LK Universitätsklinik in Innsbruck (2001), Landesklinikum Donauregion in Tulln (2006), Landesklinikum Thermenregion in Mödling (2017).

Auszeichnungen (Auswahl): Fügerpreis (1978), Kardinal-König-Preis (1980), Meisterschulpreis (1983), Josef-Frank-Stipendium (1983), Mies van der Rohe Award für Europäische Architektur, Finalist (1999), Architektur Kulturpreis für Niederösterreich (2000), ABINAS 07 Naturpark-Baupreis Steiermark in Gold (2006).


Weiterführende Links:
www.katzberger.at
Projektliste in der nextroom architektur datenbank

   
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