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Prolog 1984 hielt der Architekt Heinz Bienefeld an der TU Wien (anlässlich einer Einladung des Instituts für Wohnbau) einen Vortrag mit dem programmatischen Titel "Bedeutung und Verlust des Schönen in der Kunst". Er begann seine Ausführungen mit "Unser Anliegen ist die Architektur" und verwies darauf, dass es zwei unabdingbare Wesensmerkmale des Schönen in der Baukunst gibt: 1. Proportion und Ordnung und 2. Oberfläche und Ausstrahlung des Materials – beide unabhängig von Zeit und Ort. "Das eigentliche Ziel der Baukunst ist das, Räume zu schaffen", war seine Einstellung. Bienefeld vertritt also eine radikale Gegenposition zum heutigen Stilpluralismus, aber auch zum Funktionalismus der Moderne. Auf gut gemeinte Versuche von Heinrich Klotz, dem Historiker und damaligen Direktor des Deutschen Architekturmuseums, ihn in die Riege prominenter postmoderner Kollegen einzureihen, reagierte er verstimmt. Obwohl seine Bauten zu den essenziellen der Architekturgeschichte zu zählen sind, konnte er keinen Wettbewerb gewinnen, noch war es ihm vergönnt, einen größeren öffentlichen Auftrag in einem ihm angemessenen Maßstab zu verwirklichen. Den großen Preis des Bundes Deutscher Architekten erhielt er posthum, und die erste umfassende Ausstellung seiner Werke im Deutschen Architekturmuseum gab es auch erst nach seinem Tod. Bienefeld musste sich darauf beschränken, zuerst Pfarrkirchen in der Provinz und später ausschließlich Familienhäuser zu bauen. Ausgangspunkt für seine Objektivierung des Raumschaffens sind einfache, archaische Haustypologien (römisches Atriumhaus, palladianisches Saalhaus, spätmittelalterliches Dielenhaus, Flurhaus etc.), aber auch klare, in der Kontinuität der anonymen Architektur entwickelte Bauformen. Seine Häuser vermitteln den Eindruck, sie wären schon immer da gewesen. Obwohl es sich fast immer um klassische Hausformen aus massivem Sichtziegelmauerwerk, ziegelgedeckten Satteldächern und Schornstein handelt, bleiben diese sachlich und finden einen zeitgenössischen Ausdruck, der neben Ordnung auch Freiheit generiert. Das hat damit zu tun, dass in ihnen immer eine Antithese enthalten ist, die auf das heutige Leben verweist. Ein Grundsatz dabei ist, die Bauteile immer eigenständig erscheinen zu lassen. So entstehen Kontraste zwischen gläserner Transparenz und Mauerschwere, zwischen zeltartig schützendem Dachschirm und übergreifendem Volumen, zwischen Stein und Metall. Den separierten Bauteilen folgt auch die Logik der inneren Räume. Konflikte, die aus der klaren Anschaulichkeit und der Nutzung entstehen, begegnet Bienefeld mit raffinierten Detaillösungen, welche die Widersprüche schlussendlich auflösen. Wichtig dabei ist die Wechselwirkung zwischen Oberfläche und Raumwirkung – gleichgültig, ob im Innen- oder Außenraum. Das gewählte Material muss immer einen Bezug zum Raum aufnehmen. Entscheidend für die Oberflächenwirkung eines Materials bleibt sein Einfluss auf die auftreffenden Lichtstrahlen. Nur bei natürlichen Materialien mit richtig behandelten Oberflächen funktioniert die Lichtreflektion und es entsteht ein kristalliner, lebendiger, skulpturaler Ausdruck. Bei den Architekturen von Heinz Bienefeld erkennt man, dass jede Einzelkomponente auf die andere wirkt und so das Ganze zu einem originären Werk werden lässt. Vita Heinz Bienefeld (1926–1995) stammt aus einer Krefelder Bauhandwerkerfamilie (Rheinland). Im Alter von 16 Jahren verlässt er die Schule mit dem Abschluss der Mittleren Reife und beginnt ein Baupraktikum, zuerst auf der Baustelle, dann im Zeichenbüro des Bauunternehmers. Nach kurzem Militärdienst und anschließender Kriegsgefangenschaft in London beginnt er sein Architekturstudium an der Kölner Werkschule bei Dominikus Böhm, dessen Assistent er später wird. Ein im Atelier Böhm gewonnener Wettbewerb für eine Kathedrale in San Salvador führt ihn 1954 für ein halbes Jahr nach New York. 1959, nach einem Jahr als freier Architekt (das ohne Aufträge blieb), wird er Mitarbeiter von Emil Steffann – wie Böhm ein prononcierter Kirchenbauer im Rheinland. Steffan ermöglicht ihm eigenständig Aufträge zu bearbeiten, und das führt 1963 zu einem schleifenden Übergang in die Selbstständigkeit. Dominikus Böhm und Emil Steffann beeinflussten Bienefeld durch ihre Persönlichkeit, durch ihre spezifische Haltung und ihre jeweils eigene Architekturauffassung. Nach vielen Arbeitsjahren im Rheinland hat Heinz Bienefeld zuletzt noch lange in einem von ihm umgebauten Bauernhof in der Voreifel (Nordrhein-Westfalen) gelebt. Von dort reiste er oft nach Rom, maß antike Baudenkmäler auf und skizzierte deren Details. M.H. Michael Hofstätter, geb. 1953. Gründete 1986 mit Wolfgang Pauzenberger PAUHOF Architekten in Wien, Linz, Berlin. Das Architekturbüro PAUHOF entwirft urbanistische Studien, wagt architektonische Experimente, beteiligt sich an Wettbewerben, national wie international, bearbeitet Ausstellungen und deren Gestaltung. PAUHOF baut Architekturen. Weiterführende Links: www.tondach.at www.pauhof.com Projektliste in der nextroom architektur datenbank |
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